Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

- m iwmt Abb. 1 (linke Seite): Aquarell von Isidor Engel mit Darstellung der am 19. Oktober 1856 ge öffneten Gräber in Grund- und Aufriß Abb. 2 (oben): „Bronzefunde aus Hallstatt" von Hugo Chartemont, 1886. Aus: Die Öster reichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild, Wien 1889 Abb. 3 (unten): Trinkszene, Detail der Situla von Kuffern weltweites Interesse. Kaiser Franz Joseph besichtigte persönlich die Ausgrabungen. Bei den Weltausstellungen 1873 in Wien und 1878 in Paris wurden Objekte aus dem Gräberfeld gezeigt. Die Beigaben, die den Toten zum Gebrauch im Jenseits mitgege ben wurden, sind aber auch wirklich ohne gleichen (Abb. 2). Sie stammen aus Flach gräbern, also aus Gräbern ohne oberirdi sche Kennzeichnung. Fast die Hälfte waren Brandgräber, bei denen der Verstorbene vor der Grablegung auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden ist. Besonders vornehme Tote wurden auf einer ovalen Unterlage aus gebranntem Ton beigesetzt (siehe Abb. 1). Diese Art der Grabzurichtung ist spezifisch für Hallstatt und nur an diesem Fundort nachgewiesen. Sie tritt besonders häufig bei den sogenannten Kriegergräbern auf, also bei den Gräbern einer sozial ge hobenen Schicht. Diese Kriegergräber ent hielten auch die Masse der reichen Beiga ben. Schwerter aus Bronze oder Eisen mit einem glockenförmigen Knauf aus Bronze oder Elfenbein, breiter Klinge und dach förmiger Spitze wurden im 8. und 7. Jahr hundert vor Christi verwendet. Für das 6. Jahrhundert vor Christi sind kleine, zier liche Dolche in oft prunkvoller Ausführung charakteristisch. Zur weiteren Ausrüstung der Krieger gehören neben Lanzen, Beilen und verschiedenen Werkzeugen auch breite Ledergürtel, die mit verziertem Bronzeblech beschlagen sind. Als Symbol der Macht dienten kleine Stöcke mit beilförmigen Aufsätzen aus Bronze. Diese Zierbeile sind oft mit vollplastisch gearbeiteten Tier figuren verziert, in einem Fall sogar mit einem roh gearbeiteten Reiter. Die Aus stattung des vornehmen Mannes dieser Zeit vervollständigen sehr große konische Eimer aus Bronzeblech, die beim festlichen Um trunk der Krieger zum Anmischen be rauschender Getränke verwendet wurden, und kleine Schöpfgefäße mit Hebelgriff. Eines dieser vielleicht kultisch orientierten Trinkgelage ist auf einem Bronzegefäß, das in Kuffern in Niederösterreich gefunden wurde, dargestellt (Abb. 3). Ein vornehmer Mann sitzt in einem bequemen Stuhl und wird von mehreren Personen bedient. Rechts ist der Vorrat an gefüllten Eimern zu erkennen, der Diener links eilt, um Nachschub zu holen. Der eigentliche Mund schenk verwendet ein Schöpfgefäß von der Art, wie sie im Gräberfeld Hallstatt in vielen der reich ausgestatteten Gräber auf treten. Bei dem berühmt gewordenen „Schöpfgefäß mit Kuh und Kälbchen" ist der Griff in Form einer Kuh gestaltet, der ein Kälbchen folgt. Aber auch die waffenlosen Gräber haben beachtliche Beigaben enthalten. Zum Zu sammenhalten der Kleider wurden Fibeln, — Kleiderhaften von der Art der heutigen Broschen —, verwendet. Besonders beliebt waren aus Bronzedraht gebogene „Brillen fibeln" und „Halbmondfibeln" mit reichem Gehängeschmuck. Auch Bernstein und Gold wurden in den Gräbern gefunden. Aus einem reichen Frauengrab stammen eine Gürtelschließe und zwei Ohrringe aus dünnem Goldblech. Dieses Set wurde ver mutlich aus dem heutigen Süddeutschland * sT

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