Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

doch ungleiche Wege der Entwicklung ge gangen. Im Raum von Ischl schneidet sich die tektonisch vorgegebene Mulde, die vom Fuschlsee über den Wolfgangsee gegen Osten verläuft, mit dem ebenfalls tektonisch bedingten Trauntal. Hier nimmt die Traun zwei Nebenflüsse auf, wobei sich ihr Tal beckenförmig erweitert. Dieser im Her zen des Salzkammergutes reizvoll gelegene Schnittpunkt mehrerer Tallandschaften wurde schon nach der Erschließung des Ischler Salzberges im Jahre 1562 und nach der 1596 erfolgten Verlegung einer Sole leitung zum Zentrum des oberösterreichi schen Salinenwesens. Er trug noch zu Be ginn des 19. Jahrhunderts mit seiner auf einer kleinen Anhöhe stehenden, an der Nord- und Westseite von bescheidenen Häusern umbauten Kirche und mit der von da aus gegen Nordwest anschließenden Siedlung der Färber, Seifensieder, Hand schuhmacher, Tischler und anderer Klein gewerbetreibender dörflichen Charakter. Nur die am Traunufer stehenden Häuser der Salzfertiger und die davor ankernden Salz- und Marktschiffe zeugten von einem gewissen Wohlstand. Den Grundstock zum Heilbad legte der Salinenarzt Dr. Götz, als er im Jahre 1819 scheinbar unheilbar er krankte Salinenarbeiter mit Solebädern zu behandeln begann. Der erzielte Erfolg veranlaßte den in Wien wirkenden Arzt und Freund Ischls, Dr. Franz Wirer, den Bau von Bädern für Kurzwecke anzuregen. 25 Badestübchen faßte das erste, vom Salif JO / -^UÄ-y' Oben: Ludwig Anzengrubers Eintragung ins Goldene Buch Bad Halls anläßlich seines Kur aufenthaltes im Juni 1889. Unten: Kurliste und Bädereinteilung Bad Halls vom 10. Juni 1866 mit der Eintragung der Ankunft Franz Grillparzers. — Aufnahmen: K. Walzel ^ Pn. . '' ■' 'JjtL //r n /// t //- ^ . /// // 0^/}^ jC nenkassier Tänzl 1823 in Betrieb genom mene Badehaus. Schon 1824 kamen 136 Gäste, um Solebäder zu nehmen. Dem Bru der des Kaisers, Fürst-Erzbischof Rudolf, folgten viele Träger großer Namen der österreichischen Gesellschaft und Politik. Bald kamen auch die Mitglieder des russi schen und preußischen Adels, denen Ischls Bürger, so gut es eben ging, in ihren Häu sern sommerliche Wohnungen bereitstell ten. Schon 1827 standen im Heilbad 340 Zimmer, 60 Kabinette, Stallungen für 130 Pferde und Remisen für 70 Wagen bereit. Der Bau des 1831 eröffneten Solebades und der Trinkhalle leiteten eine stürmische bauliche Entwicklung ein, die bis 1840 klassizistische Züge trägt. Ischls Weltruhm war gesichert, als Erzherzogin Sophie, Gat tin des Erzherzogs Franz Karl, am 18. August 1830 nach längerer kinderloser Ehe und dem Gebrauch der Ischler Bäder den nachmaligen Kaiser Franz Josef, den ersten der „Salzprinzen" des kaiserlichen Hauses, gebar. Die Kurlisten aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts führen zahl lose Namen des hohen Adels, aber auch be rühmte Maler, Schriftsteller, Dichter, Kom ponisten und die Großen der Wiener medi zinischen Schule als Gäste an. Bescheidener als Badgastein, teilte Ischl doch mit diesem Weltbad den europäischen Ruf als Kon ferenzort. Es wurde durch Kaiser Franz Josef, der bis zu seinem Tode alljährlich während des Sommers hier Hof hielt, zum sommerlichen Zentrum der Donaumonar chie und zur städtisch geprägten Fremden verkehrssiedlung, die sich unter Einfluß der Gäste wirtschaftlich und kulturell zum Ab leger von Wien entwickelte. Der Geschmack der überwiegend aus Wien kommenden

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