Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

sollte. Einige Beispiele mögen dies bestäti1743 ließ der Landeshauptmann Graf Weißenwolff zu Ehren Maria Theresias in seinem Schlosse Auhof sechs neu gekleidete, ländliche Paare einen „richtigen Bauern tanz" zeigen. Der gestrenge Obersthof meister vermerkt in seinem Tagebuch über die Tänzerinnen: „welch letztere aber wegen ihrer kurzen Röcke nicht sehr dezent aussahen, zuvörderst, weil sie beim Tanz sehr gedreht und in die Höhe geschupft zu werden pflegen." Man hatte also schon damals seine liebe Not mit Miniröcken. Aus dieser Schilderung der Unzukömmlichkeiten geht übrigens klar hervor, daß es sich bei diesem richtigen Bauerntanz um einen Landla handelte. 1798 gaben die Stände zu Ehren des Erz herzogs Karl in ihrer Linzer Reitschule ein Fest, zu dem auch aus jedem Viertel des Landes 12 Paare geladen waren. In dem Huldigungsgedicht an den hohen Ehrengast heißt es ausdrücklich: Unser Herz kriagt a Loh, Weil unsern Kindern verlaubt is, vor Dir Zu tanzen und juchzen nach Landla Manier! Nach der Jahrhundertwende blühte unter dem Einfluß der jüngeren Romantik auch in Oberösterreich die Begeisterung für Volksart und Volkskunst mächtig auf. In dem ständischen Syndikus Anton Ritter von Spaun erstand dem Volkstum ein unermüd licher Vorkämpfer, der durch Wort und Tat auch in Erforschung wie Pflege des Landlers eingriff. So gab es denn fortan bis zum zweiten Weltkrieg so manche Veranstal tung in Linz, bei der auch der Landler zu gebührenden Ehren kam. 1833 erlebte Linz die größte Schau ober österreichischen Volkstums in seiner Ge schichte. Im Auftrage der Stände gestaltete Spaun ein viertägiges Volksfest im Volks garten, das auch von Kaiser Franz und seiner Gemahlin besucht wurde. Dabei kam auch der Landla nicht zu kurz. Sechs be währte Landlageiger aus Linz, geführt von dem Urfahrer Schneider Fischill, spielten l\ // kft-i \ ■ X \. Tanzgruppen aus Ebelsberg, Steyregg und Wildberg zum Landla und anderen Volks tänzen auf. 1870 stellten Vereinsmitglieder zu einem Narrenabend der Linzer Liedertafel Froh sinn eine vollständige Bauernhochzeit bei und brachten, begleitet von echten Landlageigern, auch einen Landlatanz zur besten Geltung. 1902 und 1904 bildeten die Landlatänze auf eigens in der Straßer-Au errichteten Landlaböden den Höhepunkt der Unter haltung bei den Mannschaftsfesten der heimischen Infanterie-Regimeter Nr. 14 - Hessen und Nr.59- Rainer. 1923 tanzten auf besondere Einladung die Linzer Faßzieher bei einem Hochzeitsfest der Familie Starhemberg im Schloß Auhof als Abschluß des Festtages einen Landla. 1927 gab es in Linz, in den Folgejahren in Wels und Ried, im Rahmen des jeweiligen Volksfestes ein großes Landla-Preistanzen. Heute verfällt die edle, alte Kunst des Landlatanzens immer mehr. Ihre gegebenen Hüter durch Jahrhunderte, die Zechen, Rü den, Passen und sonstigen ländlichen Män nerbünde, kommen ab, die kundigen Spiel leute sterben aus, junge Musiker scheuen sich, das keineswegs leichte Landlageigen zu erlernen, fremdes Volkstum drängt heimi sche Art und Kunst immer mehr zurück. Wie die gesamte Kultur, so steht auch der Volkstanz an einer Wende,der Landlertanz vor allem. Mit den napoleonischen Kriegen begann sein Aufstieg, mit den beiden Welt kriegen sein Verfall. Der Sturz des französischen Adels durch die Revolution ließ auch den Glanz seiner Tänze verblassen. Eine Zeitlang sicherten Macht wie Persönlichkeit Napoleons 1. dem gallischen Wesen noch einen gewissen Ein fluß. Die Schlacht bei Leipzig und der Wie ner Kongreß aber bedingen auch in der Geschichte unseres Tanzes einen tiefen Ein schnitt: der Siegeszug des Wiener Walzers hebt an. Das Bürgertum löst damit nun auch im Tanzsaal endgültig den Adel ab. Zum Wesen und Werden des Walzers hatte der oberösterreichische Landler so manches beigesteuert. Schon der Name stammt ja von seiner Schlußfigur, dem „Walzen", die sich mittlerweile bereits zu einem selb ständigen Volkstanz, eben dem „Walzer", entwickelt hatte. Das dabei übliche innige Umfassen des Paares wurde anfänglich durch die Behörden als anstößig gebrand markt. 1748 fordert daher ein Patent der oberösterreichischen Landeshauptmann schaft „die gemessene Abstellung der der maligen,im Schwung gehenden, ärgerlichen Tanzarten oder des sogenannten Walzens!" Wie wenig solche Verbote nützten, zeigt 60 Jahre später eine Stelle im Brief des Reiseschriftstellers Reichart: „Ich habe die letzte Nacht mit schönen Linzerinnen un unterbrochen durchwalzt und durch schwärmtI" Das Neue, Verführerische im Wiener Wal zer bestand keineswegs in seiner längst bekannten Tanzform, wohl aber in den „in die Füß gehenden" Tanzweisen. Auch dabei hatte Oberösterreich durch die Landla-

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