Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Burg Clam, Machlandzimmer,Porträt Otto von Machlands,öl auf Holz. In Händen das Kirchenmodell von Baumgartenberg. im Leben der Burg. Das Ausharren auf einer mittelalterlichen Burg, besonders an rauhen Wintertagen mit eingefrorenen Wasserleitungen, stellt kein Vergnügen dar. Aus der Perspek tive des Großstädters erscheint der Landsitz, das Schloß, oder die romantische Burg die Erfüllung seiner Wunschträume, zu mal er ja gewöhnlich seinen Urlaub am Lande im Sommer verbringt und nur die erfreulichen Eindrücke des Landlebens genießt. Wenn das Gebäude nicht mehr oder nur teilweise von seinem Eigentümer bewohnt werden kann, so bieten sich andere Möglichkeiten, um die Erhaltung des Objektes zu gewährlei sten. Natürlich sind Schloß- oder Burgmuseen kein Allheil mittel und man kann nichts verallgemeinern, da ja jeder Fall anders gelagert ist. Abhaltung von Serenaden, fallweisen Ausstellungen, Anlegung von Naturparks oder Wildgehegen, all dies sind Beispiele, die wir im In- und Ausland kennen und die zur Erhaltung beitragen können. Gaststätten, Taver nen und Schloßhotels erfreuen sich großen Zuspruchs, tragen aber die Gefahr in sich, daß nur die gastronomische Seite auf ihre Rechnung kommt und die kulturellen Belange immer mehr in den Hintergrund treten. In Clam ist man an einen anderen Versuch herangegangen, der sich bis jetzt gut bewährte und hier näher beschrieben werden soll. Jener Teil der Burg, welcher nicht dauernd von der Besitzerfamilie bewohnt wird und nicht mit Schauräumen für das Burgmuseum in Verwendung steht, wurde mit Gast zimmern für ausländische Studenten und Studentinnen einge richtet. Seit fünf Jahren verbringen nun diese netten, jungen Ausländer ihre Ferien vom 1. Juli bis 31. August gemein sam mit unserer Familie, nicht nur um die deutsche Sprache zu erlernen oder sich darin zu verbessern, sondern um auch den Lebensrhythmus einer österreichischen Familie in einer Burg mitzuerleben. Von Schweden bis Portugal kommen die jungen Leute, rekommandiert von unseren diplomatischen Vertretungen im Ausland, und wir bemühen uns, ihnen die wohltemperierte Atmosphäre österreichischer Behaglichkeit

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