Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Georg Grüll Die Starhemberger in Oberösterreich und ihre Wappen Graphische Darstellungen: H. E. Baumert Zu den Apostelgeschlechtern in Österreich zählen auch die Starhemberger. So wurden diejenigen Familien, die bereits zur Zeit der Babenberger dem Herrenstand angehörten, benannth Von ihnen leben derzeit außer den Starhembergern nur noch die Fürsten Liechtenstein und die Grafen Traun. Über die Abstammung der Starhemberger ist man sich bis heute nicht einig. Die älteren Genealogen, wie Hoheneck, Schwerdling und andere, lassen sie von dem Herrscher geschlecht der steyrischen Ottokare abstammen^. HandelMazzetti sieht als Stammherrn einen steyrischen Waldgrafen an' und die neueren Forschungen (Sekker, Strnadt, Starken fels, Lanjus und andere) neigen der Abstammung von Dienst mannen der steyrischen Ottokare, den Gundakaren von Steyr und Steinbach, zu"". Ihrer sozialen Schichtung vom 12. bis 14. Jahrhundert nach dürfte letzterer Hypothese die größte Wahrscheinlichkeit zukommen. Trotzdem schrieb der Ver fasser des Grafenstandsdiploms für Heinrich Wilhelm von Starhemberg im Jahre 1643, daß dieser „von den alten vor viel unfürdenckhlichen Jahren bekannten Graffen in Steyr, vermög glaubwürdiger Documenten und bewehrten Historien unwiedersprechlich herrüerig, auch desselben Schildt, Helm und Wappen annoch füehret". Neben obigen Ausführungen findet sich im Starhemberger-Fürstendiplom vom Jahre 1765 noch folgender Hinweis auf ihre Abstammung: „wie sich dann die von Ottocarn dem zweyten Markgrafen in Steyermark herstammende Abkömmlinge benantlich Helmhard und Gundakar allschon im zwölften Jahrhundert sehr berühmt gemacht"." Den ersten größeren Besitz, die Herrschaft Wildberg, erwarb durch die Heirat mit der Erbtochter des Gottschalk von Haunsberg, Adelheit, Gundaker von Steyr, der sich später von Starhemberg nannte. Er wurde 1198 von Bischof Wolfker von Passau, dem Gottschalk der Haunsberger diese Burg und Herrschaft als Lehen übergeben hatte, damit belehnt". Um 1236 erbaute Gundakar, wohl auf Passauer Grund, eine Burg bei Hundezzen (Haag)'', die er Starhemberg nannte, von der er und das ganze Geschlecht den derzeitigen Namen führen". Die Erbauer der niederösterreichischen Starhemberg dürften ebenfalls diesem Geschlecht angehört haben. Gundakars Bru der Dietmar nannte sich nach der Burg Losenstein und wurde zum Stammvater dieses Fürstengeschlechtes, das mit dem Reichsfürsten Franz Anton 1692 ausstarb. Im Laufe der Jahrhunderte erwarben Angehörige des Ge schlechtes der Starhemberger, das sich unter den Brüdern Rüdiger (gest. 1582), Gundakar (gest. 1585) und Heinrich (gest. 1571) in drei Linien spaltete'" und auch in der Folge drei Fideikommisse stiftete, folgende Herrschaften und Güter: Im 14. Jahrhundert — 1379 — Weidenholz und Moos, 1366 beziehungsweise 1375 Lobenstein, 1396 bis ca. 1460 Waldenfels, 1401 (1411) Riedegg, 1411 bis 1572 Pürnstein, vor 1423 bis 1493 Daxberg, 1483 bis 1491 und 1587 bis vor 1595 Ort, 1559 Schaunberg und Eferding (Unterbrechung von 1631—1659), 1559 bis 1593 Peuerbach, 1559 bis 1591 Mistibach, 1559 bis 1581 Erlach, 1595 bis 1600 Burghaupt mannschaft von Steyr, 1620 Gstettenau, 1630 Reichenau, 1631 bis 1642 Prandegg, 1631 Auerberg, 1637 Breitenbruck, 1644 Waxenberg, 1644 bis 1676 Schwertberg, Windegg und Wildberg, erste größere Herrschaftserwerbung der Starhemberger im 12. Jahrhundert, heute Ruine, betreut vom Heimatverein Urfahr-Umgebung. — Aufnahme: F. Melichar. Hart, 1644 bis 1646 Kreuzen und Arbing, 1644 bis 1651 Poneggen, 1647 Eschlberg, 1651 bis 1807 Wimsbach-Neidhar ting, 1654 Liechtenhaag, 1688 Auhof bei Linz, 1708 FreistadtHaus, 1712 Rottenegg, 1717 Oberwallsee, 1729 Reichenstein und Greisingberg, 1748 bis 1868 Hagen, 1767 bis 1875 Gneissenau, 1799 bis 1896 Hartheim und 1812 bis 1867 Bergheim". Die Bedeutung dieses alten Herrengeschlechtes unterstreicht eine Auswahl von hervorragenden Persönlichkeiten vom 15. bis ins 20. Jahrhundert. Sieben Angehörige waren Träger des höchsten Ordens, des Goldenen Vlieses. Als Erzbischof von Salzburg starb 1429 Eberhard von Starhemberg. Landes hauptleute in Osterreich ob der Enns waren Johann (gest. 1474), Ulrich (gest. 1486), Gotthard (gest. 1493) und Hein rich Wilhelm (gest. 1675). Als Feldmarschälle haben sich in Kriegsdiensten besonders ausgezeichnet der Verteidiger Wiens während der Türkenbelagerung 1683 Heinrich Ernst Rüdiger (gest. 1701); Guidobald, der 1711 zum Vizekönig in Spanien ernannt wurde, gest. 1737'-; Max Laurenz (gest. 1689); Adam Max (gest. 1741) und Johann Ludwig (gest. 1778). Als höchste Würdenträger am kaiserlichen Hofe dienten Heinrich Wilhelm als Obersthofmarschall (gest. 1675) und Gundakar Thomas als Konferenz-Minister (gest. 1745). Po litisch tätig waren als Abgeordnete und Gesandte: Ulrich ■i . :!

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