Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

geradezu als deutliche Niederschläge der verschiedenen Ab schnitte des höchst verwickelten Werdeganges des Landes Oberösterreich dar. Aus der Epoche der Agilolfinger Herzoge gingen Odilos II. Stiftung Mondsee, vor 748, und Tassilos III. Gründung Kremsmünster von 777 in die Markgrafschaft Österreich ein, dazu aus der Zeit um 900 eine Abtei am Traunsee, die allerdings einige Jahrzehnte später wieder ver schwand. Nach der Periode der Magyareneinfälle und des bayrischen Stammesherzogtums setzte unter dem Einfluß der von Cluny getragenen Kirchenreform auch zwischen Enns und Inn von neuem ein förmlicher Gründungseifer ein. Die Ge schlechter, die sich in den Besitz der zwölf voneinander unabhängigen Herrschaftsgebiete im Lande ob der Enns teilten, traten selbst oder durch ihre Ministerialen als Stifter auf. So wandelte Adalbero, Graf von Lambach und Bischof von Würz burg, die Burg seiner Väter Lambach im Jahre 1056 in ein Benediktinerkloster um; Ottokar VI. übergab 1107 den Bene diktinern Garsten, das 1082 von Ottokar V. für weltliche Chorherren gegründet worden war; Arnholm von Gleink gründete 1125 unter Förderung Ottokars VI. das Benedikti nerkloster Gleink. Als Zisterzen widmeten Otto von Mach land 1141 das Schloß Baumgartenberg, fünf Jahre später 1146 Ulrich von Wilhering und Cholo von Waxenberg ihren Sitz Wilhering an der Donau; zu einem Chorherrenstift wandelte Bischof Altmann von Passau 1071 St. Florian um, der Edle Wernher von Reichersberg und seine Gemahlin Diethberga um 1084 die Burg Reichersberg, Heinrich IX. von Bayern im Jahre 1125 Ranshofen auf Veranlassung des Erzbischofs Konrad I. von Salzburg. Als zweiter Stifter der Gründung Tutas von Formbach in Suben (zwischen 1050 und 1060) trat 1126 Altmann von Formbach auf; die Brüder Otto von Machland und Walchun von Klam stifteten 1146 Säbnich für Chorherren, die sich jedoch 1161 in Waldhausen nieder ließen; als Pilgerhospiz gründete während des dritten Kreuz zuges 1190 der Bischof von Bamberg Otto II., Graf von Andechs-Meranien, Spital am Pyhrn auf Bamberger Boden, 1418 bis 1807 bestand es als weltliches Kollegiatstift. Als letzte Gründung dieser Periode ist noch das Kloster Schlägl anzuführen, das zunächst 1204 von Chalhoch von Falkenstein Zisterziensern übergeben worden war, seit 1218 aber von Prämonstratensern besiedelt ist. Es verdient Beachtung, daß in die Zeit des Herzogtums Österreich (1156 bis 1246) nur die zwei Gründungen Spital a. P. und Schlägl fallen. In der Zwischenzeit (1246 bis 1282) betätigte sich Przemysl Otto kar II. als großzügiger Förderer der Kirche. Unter den Habsburgern ab 1282 setzten sich die Klostergründungen wieder fort bis zum Eintritt der Glaubensspaltung. Wiederum sind Adelsgeschlechter führend. So stiftete der Passauer Bischof Wernhart von Brambach 1293 Engelszell, das 1295 von Zisterziensern aus Wilhering besiedelt wurde; Ulrich II. von Capellen, der berühmte Mitkämpfer Rudolfs von Habsburg in der Schlacht auf dem Marchfelde, gründete 1303 das Spital Pulgarn, das zehn Jahre später dem Hl.-Geist-Orden übergeben wurde und als Doppelkloster für Männer und Frauen bestand. Seit etwa 1020 waren schon Benediktinerin nen in Traunkirchen heimisch. Eberhard II. von Wallsee wid mete 1355 seine Burg Schlierbach als Zisterze für Frauen, seit 1620 ist sie vom männlichen Zweig des Ordens, von den Zisterziensern, besiedelt. Damit ist eigentlich die Periode der Gründungen der Stifte endgültig abgeschlossen, ja, die zuletzt genannten sind schon als „Nachzügler"zu bezeichnen. Der vergleichenden Geschichtsbetrachtung entgeht nicht, daß diese Gründungsepochen der alten Landklöster oder Stifte den drei großen Kolonisationswellen in der Karolingerzeit, im 11. und um die Wende zum 13. Jahrhundert folgten, de ren kulturelle Vertiefung und Krönung sie darstellen. Auch siedlungsgeschichtlich sind sie beachtenswert. Die älteren Stifte Mondsee, Kremsmünster, die Abtei am Traunsee und St. Florian liegen an der Grenze römischen Kulturlandes und ungerodeter Forste. Diese Lage allein schon weist den Häu sern ihre Aufgabe gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft und begründet ihre spätere rechtliche und wirt schaftliche Stellung. Die zivölf Klöster der folgenden Grün dungsepochen siedeln an den wichtigsten Verkehrswegen. An der Traunlinie erstehen Traunkirchen und Lambach, an der Enns Garsten und Gleink, an der Donaulinie Baumgarten berg, Wilhering, Waldhausen, Engelszell und Pulgarn, an den Nord-Süd-Linien des Landes Spital a. P., Schlägl und Schlier bach. Sämtliche 15 Landklöster oder Stifte waren Grundherrschaf ten. Dazu kam der bedeutende Anteil der Hochstifte Passau, Salzburg, Regensburg, Würzburg und Bamberg am Grund besitz in Lande ob der Enns. Dieser Tatbestand ließ nur noch in den aufblühenden Städten Platz für die im 13. Jahrhundert einsetzenden Klostergründungen der Mendikantenorden, die streng genommen zwar nicht mehr in unsere Obersicht ge hören, die aber doch auch angeführt werden sollen, um das Bild abzurunden. Die Gründung dieser Stadtklöster hat ja auch viele gemeinsame Züge mit jener der alten Landklöster oder Stifte. Es ist doch überaus bezeichnend, daß in dieser fruchtbaren Gründungswelle die drei ältesten Stadtklöster der Mendikanten gleichfalls auf Herrengeschlechter zurück gehen. So stifteten Bischof Weikhart von Pollheim und sein Bruder Albero 1280 das Minoritenkloster in Wels, Friedrich von Wallsee 1284 das Minoritenkloster in Linz und wohl auch (vor 1309) das Minoritenkloster Enns. Ja, mit Ausnahme des Dominikanerklosters Steyr, das eine Stadtgründung war (1472), gehen auch die letzten vorreformatorischen Mendikantenklöster des 15. Jahrhunderts, der letzten Gründungszeit vor der Glaubensspaltung, auf Adelige zurück. Vier Schaunberger stifteten das Franziskanerkloster Pupping (1478), Laßla Prager das Karmeliterkloster Mauthausen (1494) und Wolfgang von Pollheim-Wartenburg das Paulanerkloster Obertalheim bei Vöcklabruck (1497). Es läßt sich nicht verkennen, daß mit diesen auslaufenden Gründungen der kulturelle Nebenzweck stark zurücktrat und religiöse Gesichtspunkte in den Vorder grund rückten. Die Bedeutung der Stifte Österreich ob der Enns war bis 1783 keine eigene Diözese, es hatte bis dahin keinen Landesbischof und keine Bischof stadt mit Kathedrale und Domkapitel. Sowohl der Bischof als auch der kirchliche Offizial lebten in Passau, also außerhalb der Gemarkungen des Landes. Darum kam vor allem in kirch licher Hinsicht den alten Landklöstern oder Stiften eine füh rende Stellung zu. Trotz der acht Städte des Landes (Linz, Steyr, Enns, Freistadt, Wels, Gmunden, Vöcklabruck und Eferding) ist die Kultur vor der Glaubensspaltung als Kloster kultur anzusprechen. Die Minoritenklöster des 13. Jahrhun derts in den Städten Wels, Linz und Enns trugen zwar die ersten neuen Züge in das Antlitz dieser kirchlichen Landkul tur; aber selbst zusammen mit den Mendikantenklöstern der letzten Gründungszeit konnten sie den kirchlichen Grund charakter des Landes und die ländliche Eigenart des kirch lichen Lebens nicht wesentlich verändern. Es gab eben nach wie vor keinen kirchlichen Mittelpunkt des Landes, sondern die Stifte waren als kirchliche Kraftpunkte über das ganze Land verteilt. Den Klosterstiftungen eigneten von jeher auch zwei staats politische Rückwirkungen von größter Tragweite. Schon die Babenberger und ihnen folgend die Habsburger brachten die Schutz- und Schirmvogtei über die Landklöster oder Stifte an sich. Sie sicherten sich dadurch die Stifte als Kammergut und als Finanzreserve für kritische Zeiten und stärkten damit ihre Hausmacht. Andererseits bildeten die Vertreter der fünf-

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