Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

mehr seinem Sinngehalt entspricht, der durch das Aneinan derreihen von einem Jahressymbol an das andere ausdrücken wollte, wie die wachsende Zahl der Jahre den Menschen zum Himmel, in das Jenseits führt. Und so verblaßt die lebendige Bedeutung der Sinnbilder, die Schutz gewähren oder die Erfüllung der guten Wünsche für das Leben des einzelnen, wie für den Jahresablauf fördern oder sichern sollten. Der Übergang zum reinen Ornament und der Verlust der Erinne rung an das eigentliche Wesen dieses Schmuckes führen, sobald auch äußere Einflüsse auf die Beschränkung zum Notwendigen hindrängen, zur Aufgabe der alten Übung, Flächen zu schmücken. Nur vereinzelt werden hier und da solche Traditionen weitergepflegt oder gar wieder neu auf genommen. Die Verbundenheit zwischen Mensch und Arbeit und seinem Arbeitsgerät hat in frühester Zeit auch immer wieder dazu geführt, sogar die Werkzeuge zu schmücken, soweit ihre zweckmäßige Form es eben zuließ. Egge und Pflug, Schollenschlägel, Sichel und Sense waren dafür natürlich wenig geeignet. Der Wetzsteinkumpf wurde jedoch bereits hier und da verziert. Gebiete, in denen viel und gern geschnitzt wurde, haben es zu schönen Formen gebracht. Tirol bietet hier vielleicht die besten Beispiele. Aber auch der Hornkumpf wurde wenigstens zum Teil mit feinen Ritzungen verziert, oder man versuchte seine Form zu ver schönern. Besonders beliebt war es, die Heinzelbank zu schmücken, die dem Mann, der daheim mit dem Reifmesser werkte, eine wertvolle Hilfe war. Schon die Form des Kopfes, mit dem das Werkstück gegen ein Widerlager gedrückt wird, zeigt neben einfachen Ausbildungen, die entweder gerundet oder aus abgeschrägten Flächen zusammengesetzt sind, gar nicht so selten die Gestalt eines menschlichen Kopfes oder eines Pferdeschädels. Eingeschnitzte Linien und Ornamente, zum Teil auch Sinnbilder, schmücken die Seitenflächen. Da die Flächen verhältnismäßig klein sind, ergab sich freilich nicht die Möglichkeit, wie sie etwa die Mangelbretter hatten, mit denen man kleinere Wäschestücke mit Hilfe einer hölzernen Walze rollte. Dort konnte sich die Freude am Schmücken vielfältiger auswirken. Seltener finden sich hingegen Verzierungen an der Werk zeugtragen für die Handwerker, die zu den Bauern auf Arbeit kamen. Aber auch da gibt es einige köstliche Bei spiele, wie etwa eine Zimmermannskraxe, die Sonnenwirbel Zimmermannstrage mit Kerbschnittverzierung: Sonnenwirbel und Sechsstern. Landwirtschaftsmuseum Wels.

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