Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Martin (Linz, Grieskirchen), Stephan (Braunau, Steyregg), Michael (Steyr, Schwanenstadt), Koloman (Steyr), Johannes (Wels), Peter und Paul (Ried), Ulrich (Vöcklabruck) zählen ebenfalls zu den früh volkstümlich gewordenen Heiligen. Der Burgunder Gangolph (Schloßkapelle Linz) könnte gleich dem Schutzherrn Martin des Frankenreiches (Martinskirche) unter Karl dem Großen hereingekommen sein. Laurentius (Lorch) und der von ihm bekehrte Hippolyt (Eferding) sind seltenere Kirchenpatrone in Österreich. Schier neben jeder Stadt Oberösterreichs erhebt sich eine gern besuchte GNADENSTÄTTE. Da wallfahrteten die Linzer erst nach St. Margarethen, dann auf den Pöstlingberg, die Welser nach Maria Scharten, Schauersberg und Fallsbach, die Steyrer nach Christkindl und Maria Neustift, die Ischler nach Lauffen, die Freistädter nach Maria Schnee, die Greiner nach Maria Taferl, die Schärdinger nach Brunnenthal, um nur einige Beispiele zu geben. Als DRUCKORTE von Kalendern und Volksschriften, Volks büchern, Flugblättern, Gebeten waren Offizinen in Linz, Steyr, Wels, Ried, Gmunden tätig und wirkten sehr stark auf das musische Volkstum ein. Ein besonders anziehendes und eigenartiges Stück städtischer Volksüberlieferung bieten die STADTSAGEN: 'i Kraußlich-Druck aus Urfahr. „Doktor Faust" im Volksbuch. Oö. Landesmuseum, Bibliothek. Schützenscheibe 1808, Holz bemalt, Ansicht des südlichen Stadtteiles von Freistadt. Mühiviertier Heimathaus. 2)oftor uMö SVilJS «fS ^ Äron5!tt& üi UTfitbr-fistj. , WELS: Wels bildete einst eine gewaltige, große Stadt. Die Umgehung war überaus fruchtbar und reich, die Bewohner schaft aber böse und verehrte Götzen. Als Bischof Maximi lian im Trauntal das Christentum verkündete, mußte er, von den übermütigen Städtern verspottet, traurig weiterziehen. Bald darauf vernichtete ein Unwetter die Stadt und ver heerte die Umgebung. Erst nach langer Zeit besiedelten wieder Menschen die Gegend und Wels ward wieder eine große Stadt mit Mauern und Türmen. STEYR: Auf dem einstigen Ennstor war folgende Gründungs sage bildlich dargestellt: Zwei Brüder trugen sich mit dem Gedanken, die Stadt zu erbauen; der eine auf dem Tabor, der andere am Ennsufer. Ein Zweikampf sollte die Ent scheidung bringen. Dabei siegte der Vertreter des Ennsufers, der andere fiel. ENNS: Beim Bau des mächtigen Ennser Stadtturmes arbeitete auch eine Riesin mit. Den großen Steinblock, der später in der Wächterstube als Tischplatte diente, trug sie in ihrer Schürze die Treppe hinauf. Als Wahrzeichen hing lange eine Rippe der Riesin an einer Kette im Turm. ISCHL: All seinen Künsten zum Trotz ließen sich einst die Ischler nicht vom Teufel verführen. Voll Zorn baute er ein Stück traunabwärts eine mächtige Staumauer auf, um den verhaßten Ort auszutränken. Bevor er aber fertig war, be gannen in der Ischler Pfarrkirche die Morgenglocken zu läuten. Der Böse mußte fliehen, sein Werk brach zusammen, übrig blieb nur ein mächtiger Felsblock im Flußbett, den der Gottseibeiuns vom fainzen herabgewälzt hatte. Er bildete ein schweres Hindernis für die Salzschiffe. Seitdem er ein Kreuz trägt, heißt er Kreuzstein. BRAUNAU: Der Stadthauptmann von Braunau, Hans Stei ninger, hatte einen dreieinhalb Ellen langen Bart, den er zu einem Doppelzopf flocht. Beim Ausgehen trug er ihn, zusammengerollt in einem samtenen Beutel, dreimal um den Fuß geschlungen. Als 1567 eine Feuersbrunst ausbrach, wollte sich Steininger retten, vergaß aber in der Aufregung, den

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