Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

imüMM ■ Kolorierter Stahlstich im Mühlviertier Heimathous Freistadt mit Darstellung einer Töpferwerkstatt aus der Zeit um 1830. Hauptstadt ist daher vorausbestimmt zu einem Verkehrs-, Handels-, Umschlag- und Industrieort von europäischer Be deutung und daher zur Großstadt geboren. Auch STEYR besitzt eine beherrschende Brückenlage am Zusammenfluß der Enns und Steyr, wo sich wichtige Land wege mit zwei Wasserstraßen kreuzen. Die Nähe des Erzberges und der Alpenwälder, die günstige Bringung von Holz und Eisen auf dem Wasser, die Fülle der billigen Wasserkräfte ließen in Steyr die Eisenverarbeitung durch Jahrhunderte im Kleingewerbe blühen. Erst das Aufkommen des Großgewerbes verdrängte die alte Hausindustrie und machte die alte Kaufleute-, Bürger- und Handwerkerstadt zum Fabriksort. Das Städtchen STEYREGG liegt an einem alten, freilich nicht sehr günstigen Donauübergang, auf den von Norden wie von Süden gute Fernstraßen hinweisen. Steyregg erhielt auch im 15. Jahrhundert durch die Huld seines Grundherrn das Stadtrecht. Da aber alle weiteren Voraussetzungen des Aufblühens fehlten, blieb es eine stille Ackerbürgerstadt im Schatten von Linz und geht heute als Vorort in der Landes hauptstadt auf. Lage und Aufgabe einer Stadt bestimmen ihre ANLAGE. Nur Wels verblieb in seinem Stadtkern in den Grenzen der römischen Lagerfestung. Alle übrigen alten Römerorte (Linz, Enns, Eferding) flüchteten in den Schutz einer Burg, die meist neben dem verlassenen Römerlager entstand. Sieben oberösterreichische Städte sind als derartige für das frühe Mittelalter bezeichnende Burgsiedlungen zu erkennen. Die wirtschaftliche Entwicklung führte ab dem 12. Jahrhundert zu Stadterweiterungen, wobei große rechteckige Marktplätze, meist nach dem einheitlichen Grundplan der Salzach-Inn städte, entstanden. Auch Linz zeigt diese Platzanlage, die eine Schmalseite dem Flusse zuwendet. Schwanenstadt als Straßensiedlung schart seine Häuser um die erweiterte Durch gangsstraße, und Grieskirchen ist eine ausgesprochene, vom Platz um die Kirche ausstrahlende Kirchensiedlung, wie schon der Name besagt. Die Stadtnamen leiten über zur GESCHICHTE. Vorgeschicht liche, dann von den Römern übernommene Stadtnamen tra gen Linz, Lorch und Wels als Beweis ihrer steten Besiedlung. Enns, Ischl, Steyr führen vorgeschichtliche Flußnamen. Die Namen der übrigen Städte sind deutsch. Der Verlauf der Geschichte entscheidet darüber, ob und wie die Vorteile der Lage sich auswirken können. In dieser Hin sicht wurden die meist im offenen Durchzugsland der Vor alpensenke liegenden oberösterreichischen Städte wahrlich nicht vom Schicksal begünstigt. Heereszüge, Kämpfe, Fehden, Unruhen, Brände, Seuchen, kurz Unglück aller Art stoppte immer wieder die verheißungsvollen Anläufe des Aufblühens und ließ unsere Städte bis herauf in die Gegenwart nicht

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