Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Buchbesprechungen Eine wichtige Neuerscheinung zum Thema des oberösterreichischen Bauernhauses im Verlag Wimmer Franz Lipp, Oberösterreichische Stuben. Bäuerliche und bür gerliche Innenräume. Möbel und Hausgerät. — Linz: Verl. Wimmer 1966, 290 Seiten mit 33 Skizzen und Plänen im Text sowie 68 ein- und 27 vierfarbige Bildtafeln. Ganz leinen, Ladenpreis S 290.—. Mit diesem Buch setzt der Autor dem oberösterreichischen Bauerntum ein literarisches Denkmal von besonderem Range. Die Bauernhausforschung im Lande, begonnen von A. Depiny, E. Kriechbaum und R. Heckl, findet hier eine zeitgemäße Fortsetzung und wird vor allem auf den Innenraum, auf das „humane" Interieur, ausgedehnt. Franz Lipp beginnt die Darstellung mit der Erläuterung der „Kulturlandschaften". Er schildert das dreigeteilte Alpenvorland (Innviertel — Hausruck/Landl — Unteres Traunviertel), das dreigeteilte Mühl viertel (Oberes, Mittleres, Unteres) und den dreigeteilten Alpenanteil des Landes (Attergau/Mondseeland—Salzkam mergut—Eisenwürzen). Einmal mehr wird die von den Volks kundlern besonders hervorgehobene „Traunlinie" herausge arbeitet. Aus diesen Kulturlandschaften werden die Haus landschaften mit neun Gehöfteformen entwickelt; Obermühlviertler Vierseithof, Nordmühlviertler Dreikanthof, Mühlviert1er Vierkanthof, Innviertier Vierseithof, Hausruckhof, Vier kanthof, Mittertenn-Einhaus, Salzkammergut-Paarhof, Inner österreichischer Haufenhof. Anschließend wird wissenschaft lich präzise die „Vorgeschichte und Geschichte des volkstüm lichen Wohnens in Oberösterreich" dargestellt. Der Volks kundler nimmt die Prähistorie zu Hilfe, geht auf den norischen Bauernhof ein, spricht vom Haus der lex Baiuvariorum und steigt in chronologischer Abfolge bis in das 18. Jahr hundert herauf. Und nun beginnt das hohe Lied der „Stuben und Innenräume"! Die Fülle des Stoffes kann in einer Bespre chung nicht annähernd angedeutet werden. Jede Einzelheit des bäuerlichen Hauses in den verschiedenen Hauslandschaf ten (Stubenlandschaften) wird nachgezeichnet, wissenschaft lich beschrieben, oft in dichterischer Sprache gefeiert. Möbel und Hausrat erhalten einen breiten Raum zugewiesen, die Stube wird auch in „Sitte und Brauch" dargestellt. Abschlie ßend werden die bürgerlichen Innenräume einbezogen. Entscheidend bestimmt die Qualität dieses Buches auch die Bildausstattung. Der Autor begründet dies persönlich mit dem Satz; „Ich selbst halte das Bild für die überzeugendste Verifikation auch einer wissenschaftlichen Darstellung". Die vorzüglichen Pläne und Hausskizzen zeichnete der Linzer Graphiker Reinprecht Schober, der Bildteil eröffnet in Farbe und Schwarz-Weiß ein Fest der Augenweide. Dem Beschauer wird die Großartigkeit vergangenen bäuerlichen Lebens und die Selbständigkeit bäuerlicher Lebenskultur in beglückender Art und Weise bewußt gemacht. Die Bildbeschreibungen sind meisterhafte, wissenschaftlich erschöpfende Kurzabhandlun gen. Dieses Werk krönt unzweifelhaft die bisherigen Bemühungen des Verlages Wimmer um die heimische Volkstumsforschung. Neuerscheinungen im Oö, Landesverlag Das Thema dieses Heftes bietet dem Oö. Landesverlag reichliche Gelegenheit, auf sein erfolgreiches und umfangrei ches verlegerisches Wirken auf dem Gebiete der Volkskultur in Oberösterreich in Vergangenheit und Gegenwart hinzu weisen (siehe die Buchinserate). Zwei Neuerscheinungen, die während der Herstellung dieses Heftes auf den Büchermarkt gekommen sind, verdienen aktuelle Beachtung. Mathias Altmann, Oberösterreichisches Georgicon. Ein Lehr gedicht, dargestellt in einem Familiengemälde. Linz 1845. Neu druck 1965. Ganzleinen, 128 Seiten, Ladenpreis S 78.—. Der Autor bezeichnete sich selbst als „Besitzer des NigelGuts in Damberg, Pfarre Taufkirchen im Hausruck-Kreise". Sein Hof steht heute noch und ist im originalgetreuen Nachdruck des Oö. Landesverlages abgebildet. Gewidmet war dieses Büchlein einst Erzherzog Johann, dem Schirmherrn aller künstlerischen und vaterländischen Regungen im Österreich des Vormärz. Zum Vorbild nahm sich der Autor Vergils „Gedichte vom Landbau", die Georgica. Wir spüren daraus den Geist der deutschen Klassik, erkennen ein bemerkens wertes Lebensschicksal. Der Autor entstammte einer Beam tenfamilie, die aus Wien in das oberösterreichische Erlach, Pfarre Kallham, übersiedelte, wo der Vater Herrschaftspfleger war und der Sohn sich in der Idylle des Landlebens unend lich wohl fühlte. Nach wechselvollen Jahren in den Napoleoni schen Kriegen erwarb er einen Bauernhof in Damberg, Pfarre Taufkirchen an der Trattnach, heiratete und wurde ein ein facher Landmann. Er schrieb über seine Existenz; „Ohne Nebenbeschäftigung betrieb ich all meine Feldarbeiten, wie meine Nachbarn selbst, gewöhnte mich dabei an Mühe und Kost, war gesund und zufrieden und reich ohne Geld." In der Sorge um das Brautgut seiner Tochter kam ihm der Ge danke zu seinem dichterischen Werk, Erzherzog Johann wurde sein Gönner, und er arbeitete schließlich auch für die von höchster Stelle ins Leben gerufene Landwirtschaftsgesellschaft. Für sie verfaßte er die „Beschreibung der CommissariatsBezirke Erlach und Riedau", die ebenfalls in den Neudruck des Oö. Landesverlages aufgenommen worden ist. Gedicht und Beschreibung sind eine unschätzbare historische Quelle, sie atmen aber auch köstlichen dichterischen Reiz. Es ist ein hohes Verdienst des Verlages, dieses einzigartige Dokument der Lokalgeschichte gerade jetzt und in unserer Zeit neu herausgebracht zu haben. Wie schrieb der Autor doch von seinem Leben; Reich ohne Geld I Franz Braumann, Sagenreise durch Oberösterreich. 60 Illu strationen von Hans Babuder. — Linz: Oö. Landesverlag, 280 Seiten, Ladenpreis S 98.—. Völlig anders geartet ist das neue oberösterreichische Sagen buch, das der bekannte und erfahrene Jugendbuchautor Franz Braumann geschrieben und zusammengestellt hat. Es wird vor allem die Jugend ansprechen, ist aber auch interessant für die Volkstumsforschung im Lande. Die „Sagenreise" voll zieht sich geographisch die Donau aufwärts, das Innviertel und den Hausruck abwärts in das Salzkammergut, und wieder die oberösterreichischen Alpentäler hinaus und hinüber ins Mühlviertel bis zum Böhmerwald. Franz Braumann weiß zu erzählen, die Illustrationen unterstützen sein Wort und erre gen die Phantasie, so daß der Untertitel des Buches zurecht besteht; Verzauberte Zeiten — verwunschene Welt. Dr. O. W.

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