Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

mr':■■■■ »«■>■•■ I- <» < IWSlI r ( I I i i ; Windbreit mit Sonnwenddarstellung Im Doppelkreis, außen vier Dreisprosse, In Pichl bei Wels. Bahnen läuft, daneben aber doch immer wieder Neues ver sucht, angeregt durch Beispiele des städtischen Kunstge werbes. Gleiches gilt für die Wachszieherarbeiten. Beide sind Grenz gebiet, bei dem zwischen Gebundenheit an altes Herkommen und ständiger Neuentwicklung nicht leicht zu unterscheiden ist. Dies läßt sich auch von den Arbeiten der Hafner sagen, etwa von einzelnen Kachelformen sowie Krügen und Tellern. Überwiegend gehören auf diesem Gebiet die schöneren, be malten Stücke bereits der Volkskunst oder einem eigenen Springender Hirsch mit Rübe, Hafnerel WIesInger In Wels. Exponat aus dem Landwirtschaftsmuseum Wels. i.i f*". Handwerk städtischer Prägung an. Die geflammten oder einfärbig glasierten Stücke, die Arbeiten der Schwarzhafner zeigen in der Gestaltung jeder einzelnen Gefäßform deutlich das Bestreben, nicht nur zweckmäßig, sondern auch schön zu sein. Selbstverständlich fehlt es nicht an Entwicklungszu sammenhängen, die deutlich fühlbar sind. Wer sich mit römischen und frühgeschichtlichen Tongefäßen näher beschäftigt hat, findet immer wieder überraschende Parallelen. So greifbar diese Zusammenhänge aber auch erscheinen, sie sind nur erfühlt und noch nicht durch entsprechende Unter suchungen bewiesen. Die Kacheln mit vorgesetzter Zierplatte beginnen erst im ausgehenden Mittelalter und erreichen ihre erste Blüte in der Renaissancezeit. Sie gehören nur zu einem Bruchteil dem bäuerlichen Lebenskreis an. So nimmt es nicht Wunder, wenn die Verzierungen nur selten auf Motive zurückgehen, die hier einzureihen wären, etwa aus der Volkserzählung oder Blumenmotive. Ähnlich weit gespannt sind die Motive der Malerei auf Bauernmöbel. Welch Unterschied besteht etwa zwischen einer Vorform der Eferdinger und einer Florianer Truhe! Aber gerade die älteren Truhen zeigen wieder, wie zunächst Motive aus der alten Uberlieferung kommen und weiter verwendet werden, wie sie der Staubmalerei auf Scheunentoren nahestehen: Kreise, die durch alte Ornamentik oder Sinnbilder gefüllt werden, Ranken, die sich aus dem alten Dreisproß entwickeln oder aus dem Lebensbaum, und die immer wiederkehrende Verbindung von Gefäßen mit dem Lebensbaum. Die Weiterentwicklung läßt auf lange Strecken die Herkunft erkennen, führt aber über den skizzier ten Bereich hinaus. Auch das zunächst einfache Gefäß mit Blumen zeigt deut liche Veränderungen, die durch die barocke Verwendung von Maikrügen in Kirchen als Altarschmuck beeinflußt wurden. Diese Maikrüge, die nach Ausweis von Lichtamtsrechnungen auch bei uns bekannt und verwendet wurden, sind vielfach von Bildhauern aus Holz angefertigt worden und wurden mit künstlichen Blumensträußen versehen. Diese Art der Maikrüge ist von anderen, die den gleichen Namen führten, aber als Schmuck einen aufgemalten Blumenstrauß zeigten, zu unterscheiden. A. Haberlands Meinung, daß sie nur für Marienbilder oder Marienaltäre gebraucht wurden, schränkt ihre Verwendung zu sehr ein; soweit mir Quellen bekannt sind, handelt es sich eher um einen allgemeinen Altarschmuck. Die Verzierung der Staubläden, der Fensterläden und teil weise auch der Fensterstöcke sowie der Scheunentore zeigt hingegen deutlich, wie der Zimmermann und seine Helfer sich bemühten, ihre Arbeit mit den bescheideneren Möglich keiten, die ihnen zur Verfügung standen, zu schmücken. Hier sind es die alten Sinnbilder, die immer wieder verwendet werden. Zum Teil wurden sie ornamental weiterentwickelt und mit neuen Formen, die aus Gegebenheiten der neueren Zeit entstanden sind, verbunden. Dazu treten Ornamente, wie etwa die Zirkelschlagbänder auf den Scheunentoren und andere vereinzelte Formen. Bei Staubläden treten als Füllung auch Sprüche auf, die auf den langen, schmalen Feldern ihren Platz hatten. Leider sind die Beispiele dafür immer seltener zu finden. Die Verwitterung sorgt bei Altbeständen dafür, daß die Farben verblassen und schadhafte Bretter ausgewechselt werden müssen. Wo es notwendig ist, den alten Bau zu erneuern, verschwinden sie vollständig aus dem Landschaftsbild und man muß froh sein, daß sie wenigstens zu einem bescheidenen Teil in Museen Platz finden. Der Zug zur reinen Zweckform wird immer stärker. Den Beginn dieser Entwicklung darf man wohl mit den Auswirkungen der Aufklä rung und des Josefinismus auf dem flachen Land gleichsetzen. Aus der Himmelsleiter, die aus zusammengesetzten Doppel spiralen besteht, wird bei den Gebildbroten die einfache Leiterform, die zwar dem Namen des Gebäckes, aber nicht

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