Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

-.1 "'\ "r^ •*% erzeugung für Anhänger und Großfahrzeuge und die Pro duktion von Sitzmöbel-Gestellen an. Letztere Sparte kann für eine heimische Wohnraumgestaltung noch von Bedeutung werden. Genauso gefährdet ist das Handwerk der Binder. Der achtzig jährige Altmeister Jakob Finkenzeller aus Kirchdorf am Inn hat mir einmal erzählt, er habe es sofort nach dem zweiten Weltkrieg, als die ersten, noch sehr mangelhaften Gefäße aus Plastik auf den Markt kamen, „gespannt", daß dieser Kunststoff das Ende der Binderei bedeuten würde. Einige besonders geschickte Handwerksmeister weichen in die Erzeu gung von kunstgewerblichen Kleingebinden oder von Milch geschirren mit Plolzreifen aus, die dann bemalt und als Blumenschafferl oder Schirmständer verkauft werden können. Das Heimatwerk leistet auch hier wertvolle Hilfe, doch ist der an sich gute Absatz im Verhältnis zum Angebot natürlich zu gering. Das kunstfertige Gewerbe der Drechsler ist hingegen überbeFrau Prof. Hertha Wascher hat ihr MIttelschul-Lehramt auf gegeben und sich in ein schönes altes Haus in Kremsmün ster zurückgezogen. schäftigt und leidet auch in Oberösterreich unter größtem Mangel an Nachwuchs. Das Überangebot an fabriksmäßig hergestellten Textilien hat der Handweberei in Oberösterreich arg zugesetzt. Wir ver fügen jetzt nur über einen künstlerisch bedeutenden Betrieb dieser Art im Mühlviertel, der zwar gut beschäftigt wäre, aber infolge des angegriffenen Gesundheitszustandes seines Inhabers gegenwärtig kaum lieferfähig ist. Erzeugt werden vornehmlich Schafwollteppiche und Dekorationsstoffe in mo derner, aber auch in überlieferter Art. Die Färber und Blaudrucker sind bei uns bis auf wenige Reste ausgestorben. Obwohl es noch eine Reihe von gewerblichen und einige industrielle Färbereien gibt, haben sich die mei sten Betriebe auf Putzerei und chemische Reinigung um gestellt. Lediglich der alte Meister Wagner in Leonfelden erzeugt hin und wieder für das Heimatwerk und für einige Freunde Reinleinentrachtenstoffe und Tischdecken im origina len Indigo-Blaudruck. Die Leistungen der alten Nähterinnen und Störschneider für die künstlerische Auszier der Tracht hat man bisher eigent lich zu wenig beachtet. Das Gewerbe der Damen- und Her renkleidermacher ist aber für unsere oftmals sehr kunst vollen Frauen- und Männertrachten außerordentlich wichtig und gehört in diesem Punkte durchaus in die Reihe der für die Volkskunst bedeutenden Handwerkszweige. Töpfer gibt es in Oberösterreich nicht mehr, hingegen ist das „gehobene" Genre der Keramikwerkstatt ein blühender und für unser Bundesland typischer Handwerkszweig geworden. Die Betriebe des Salzkammergutes, des Inn- und des Traunviertels erzeugen beste Ware im Sinne der überlieferungsge bundenen Volkskunst, und zwar genau so wie früher Ge fäße und Ofenkacheln. Hingegen mußten die Sattler in das Nebengewerbe, zu den Tapezierern, ausweichen, um noch leben zu können. Das Tapeziererhandwerk erfreut sich jedoch eines starken Be schäftigungsstandes und wird für die ländliche Wohnkultur (wohlhabendere Auftraggeber, s. oben) von immer größerer Bedeutung. Den Reigen der traditionellen Handwerkszweige schließen wir mit den Lebzeltern und Wachsziehern. Auch dieser ehe mals wohlhabende Berufszweig konnte sich nur durch ein Ausweichen in die Konditorei und in das Kaffeehaus retten. Nur wenigen ist der Sprung zur industriellen Erzeugung von Kerzen und Wachswaren geglückt, wie z. B. einem Betrieb in Weyer und einem in Braunau, der künstlerisch hochwertige Zierkerzen herstellt. Konditorei und Kaffeehaus ernähren aber den Mann, und manchmal regt sich die Handwerker ehre, dann werden die alten holzgeschnitzten Model hervorDD..ipeitnattiierf ßtitä/Dtinau Das Oö. Heimatwerk Linz/Donau pflegt die Sachgüter der Volks- und Handwerkskultur unseres Bundeslandes. Wir beraten und vermitteln auf den Gebieten der TRACHT, der VOLKSKUNST und der WOHNRAUM GESTALTUNG. Bitte besuchen Sie uns, wir freuen uns darauf! Heimatwerk-Geschäfte: Linz, Landstraße 31 (Ursulinenkloster) und Bürgerstraße 1.

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