Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 3/4, 1965

staltung im Sinne der modernen Naturparkidee, wie sie vor allem unter Betonung des sozialen Aspektes des Naturschutzes in der Bundesrepublik Deutschland von Alfred Toepfer bahn brechend vertreten wird. Wir verstehen heute unter Natur park — ausgehend von der Idee des bewußt gestalteten Landschaftsgartens des frühen 19. Jahrhunderts — eine großräumige Landschaft, in der die Erholungsfaktoren Wald, Was ser, reine Luft und Lärmfreiheit sozusagen in optimaler Mi schung vorhanden sind, eine Landschaft, die frei von Indu strie und größeren Siedlungen ist, eine harmonische Land schaft, in der die stets wechselnden Landschaftsbestandteile unter dem Einfluß der jahrhundertealten menschlichen Kultur einwirkung in einer bestimmten unverwechselbaren Melodie zusammenklingen und in der nun durch ordnende und pfle gende Maßnahmen auch tatsächlich ein Höchstausmaß an biologisch sinnvoller Erholung sichergestellt wird. Diese Ordnung ist freilich unerläßlich und damit kommen wir zum letzten und, wie mir scheint, wichtigsten Abschnitt unserer kleinen Wanderung durch die Landschaft als Erho lungsraum. Es genügt nicht, die als erholsam erkannte Land schaft schutzlos dem Ansturm der motorisierten Erholung suchenden zu überlassen. Dieser Ansturm muß aufgefangen, gelenkt und geordnet werden. Zunächst muß einmal die Auf nahmefähigkeit, das Fassungsvermögen des Erholungsraumes festgestellt werden. Es handelt sich hier um eine echte Auf gabe der Raumordnung, die bisher kaum in Angriff genom men wurde. Jeder kennt das ungute Gefühl, das einen beim Betreten eines überfüllten Freibades überkommt. Auch der Erholungswert einer Landschaft schlägt ins Gegenteil um, wenn die Landschaft mit Pensionen, Gasthäusern, Zeltplät zen, Liften, Seilbahnen, Kraftwagen und dem dazugehörigen Menschengewimmel überlastet ist. Man kann die Grenze der Belastbarkeit mit Dauerbesuchern durch Festsetzung einer be stimmten Anzahl von gewerblichen und privaten Gästebet ten ziehen; das wird den Profit des einzelnen Vermieters vielleicht schmälern, aber dem Ruf des Erholungsortes — Oberösterreich hat im Sommer 1965 in einem vom österrei chischen Gemeindebund in Zusammenai'beit mit der österrei chischen Fremdenverkehrswerbung herausgegebenen Verzeich nis 33 Erholungsdörfer angeboten — nur nützlich sein. Der rollende Sozialtourismus am Wochenende kann durch eine überlegte Straßenführung, Anlage ausreichender Parkplätze, Sperrung von Wegen, die dem Fußwanderer vorbehalten bleiben sollen, in geordnete Bahnen gelenkt werden. Rund wanderwege, die von den Parkplätzen ins Gelände und wieder zum Ausgangspunkt zurückführen, bieten dem motorisierten Zeitgenossen eine willkommene Gelegenheit, seine Gehwerk zeuge in Bewegung zu setzen. Wer von Land und Leuten etwas erfahren will, darf rdcht fahren, sondern muß wan dern, gehen — was ja ursprünglich auch die Bedeutung des Zeitwortes „fahren" war. Am schwerwiegendsten wirkt sich die Überlastung der Land schaft mit Erholungsuchenden an den Seen aus, da gerade hier das Erholungsgut — nämlich das Wasser — besonders gefährdet ist. So ist es, um ein Beispiel aus Salzburg anzufüh ren, tief bedauerlich, daß der Verwaltungsgerichtshof eine Entscheidung der Salzburger Landesregierung, mit der die Anlage eines neuen, aus 26 Einzelhäusern bestehenden Hotel appartementdorfes am Ufer des in seiner Gewässergüte schon sehr gefährdeten Wallersees verweigert worden war, nur des wegen aufgehoben hat, weil die Architekten der Meinung Unzerstörte — zerstörte — gefährdete Landschaft; Sonnen untergang am Wallersee — Schottergrube Im Atterseegebiet Das Saalachtal bei Lofer, geplanter Stauraum Fotos: Dr. Conrad

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