Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

Hans Wertinger, Pyramus und Thisbe, Herzog-Anton-Ulrich-Mu seum Braunschweig Der nächste der großen Meister, die hier genannt werden müssen, ist Albrecht Altdorfer aus Regensburg. Mit Recht wird er als die überragende Künstlerpersönlichkeit des Donau stiles angesehen. Auch für ihn, wie für die drei vorgenannten Meister, sind Aufenthalte in Österreich schon im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nachgewiesen oder für seine künstlerische Entwicklung als notwendig postuliert worden. Als früheste Werke seiner Hand gilt eine Serie kleiner Holz schnitte, die aus Mondsee überliefert sind. Freilich sind sie erst um 1530 daselbst verwendet worden. Eine Begegnung mit Michael Fächers Hauptwerk, dem Altar von St. Wolfgang, wird aus dem Nachklang dieser Schöpfung in Altdorfers Werk schon für die frühe Zeit als schlüssige Notwendigkeit ange nommen. Bereits um 1509 — so lautet die neue These, ver treten von Prof. Dr. Winzinger, Regensburg, die im Aus stellungs-Katalog dargelegt wird — hat Altdorfer mit den Arbeiten für den großen Sebastiansaltar für St. Florian be gonnen. Die Tafeln dieses Altars sind für die Ausstellung im Marmorsaal des Stiftes in der ursprünglichen Kompo sition der farbenmächtigen Einzelstücke zusammengestellt worden. Man will damit zeigen, daß dieses gewaltige, durch den Propst Petrus Maurer in Auftrag gegebene Werk den anderen weltberühmten Werken jener Zeit auch als Gesamt heit durchaus gewachsen war. Die Tätigkeit Albrecht Altdorfers auf dem Gebiete der Malerei, der Zeichnung, des Kupferstichs und des Holz schnittes ist durch Monographien bedeutender Kunsthistoriker eingehend erforscht und wird in vielen Einzelfragen lebhaft diskutiert. Fast zur selben Zeit, in der Altdorfer erstmals in Österreich war, ist auch Wolf Huber, an künstlerischer Kraft und Wirk samkeit ihm kaum nachstehend, im Lande gewesen. Wolf Hubers Heimat wird in Vorarlberg gesucht, später war er in Passau ansässig und dort sowohl als Maler als auch als Baumeister am bischöflichen Hofe tätig. Seine früheste Land schaftszeichnung zeigt den Schafberg, von Mondsee aus ge sehen. Der Beitrag Wolf Hubers zur Donauschule fällt später als die entscheidenden Anregungen Altdorfers. Beiden ist die Einwirkung durch die Graphik gemeinsam, die nun nicht durch den Buchdruck, sondern durch Bilderfolgen ausgeübt worden ist. Es darf übrigens hier vermerkt werden, daß auch Dürers Graphik, vor allem in seinen Passionsfolgen, von den Kleinmeistern der Donauschule häufig verwendet worden ist. Daß hier nicht der Dürersche Stil, sondern die lokalen Eigenheiten durchgedrungen sind, zeigt, wie sehr der neue Stil die Meister unseres Landes erfaßt hat. Wolf Huber ist als Künstlerpersönlichkeit niemals vergessen worden. Dennoch war es möglich, erst kürzlich große Teile seines Feldkircher Altares wieder aufzufinden, für die die Ausstellung einen Ausschnitt bringen wird. Weitere Tafeln seiner Hand werden aus München, Dublin, aus Kremsmünster und aus den Beständen von St. Florian gebracht, um nur einige Beispiele zu nennen. Neben diesen Meistern, deren Ruhm, wie schon angedeutet, niemals ganz verblaßt ist, kommen solche zur Darstellung, deren Namen unbekannt bleiben oder in kunstvollen Hypo thesen erschlossen werden müssen. Zeitlich vor Wolf Huber liegt die Tätigkeit eines Meisters, dessen Hauptwerk sich seit kurzem im öberösterreichischen Landesmuseum in Linz be findet. Weitere Werke aus der Münchener Pinakothek, derzeit in Regensburg aufbewahrt und in internationalen Sammlun gen, zum Teil der USA, zeigen den Wert, den man den Schöpfungen seiner Hand beimißt. In der Wucht seiner Figu ren knüpft er bei Cranach und Breu an, geht aber noch weit darüber hinaus, während die Landschaft von ihm nicht immer im gleichen Maße verwendet worden ist. In mancher Hinsicht ist ihm ein weiterer Meister anzureihen, der ebenfalls zu den künstlerischen Hauptstützen der Donau schule gerechnet werden muß. Er ist als „Pulkauer" Meister bekannt geworden (obwohl an dem Altar von Pulkau drei oder vier Hände zu unterscheiden sind) oder auch als „Meister der Historia", da er eine Lebensgeschichte Fried richs III. und des jungen Maximilians mit Zeichnungen ver sehen hat. Neuerdings hat ihn Fritz Dworschak mit dem in Krems und Wien tätigen bzw. nachweisbaren Niklas Freu identifiziert. Um diesen Meister gruppieren sich verschiedene Werke und verschiedene Hände. Auch nach der jüngsten großen Veröffentlichung, dem Buch „Die Malerei der Donau schule" von Alfred Stange (1964), werden manche der dort vertretenen Gruppierungen umstritten bleiben. Gerade dieses Buch zeigt die Bedeutung der Diskussion, die hier anzu knüpfen hat. Für die Heimat und den Tätigkeitsbereich dieser Meister kommt nach den erhaltenen Werken vor allem der Donau raum einschließlich des Alpenvorlandes von öberösterreich bis über Wien hinaus in Frage. Die besondere Rolle, die dabei das Stift St. Florian gespielt haben muß, kann nur angedeutet oder vermutet werden. Tatsache ist, daß von den maßgebend-

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