Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

'ü, r ■ JmrP'W^y, mti'P^ >.Ä/, ■ (Psfn ■) !1!)^ ß ..ßh - f ' « L . iv Hi Wolf Huber, Hügellandschaft mit Kirche, 1536, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett Foto: Deutsche Fotothek Dresden des 15. Jahrhunderts schon weit in dieser Richtung vorge stoßen. Die Expressivität, ein Element, das die Expressionisten unseres Jahrhunderts stets so sehr verwandt empfunden haben, die Expressivität der Donauschule scheint uns den innerlichen Sturm in jener Epoche anzudeuten, der dazu ge führt hat, daß damals die alte Kirche zerbrach. Die Farbe als dritter fJauptakzent in dieser Kunst bedarf der unmittelbaren Anschauung, wozu ja die Ausstellung in Sankt Florian dienen soll. Auch sie ist voll Kraft und voll von Widersprüchen, voll Zartheit und Lyrik, aber sie strotzt auch von Lichteffekten, deren Konzentriertheit mit ihrem Nieder gang für lange Zeit unwiederholbar scheint. In ähnlicher Weise könnte man von den Werten der Linie und der Aus druckskraft des Strichs in Zeichnungen und Holzschnitten berichten, die mit durchaus vergleichbaren Elementen auch die Vollplastiken der Hauptmeister bestimmt haben. Die ersten Anfänge des neuen Stiles haben sich um Wien gruppiert, daneben um Krems und Klosterneuburg. In Wien war es der junge Lucas Cranach, der in Malerei und Graphik bahnbrechend voranging. In mehreren Porträts aus dem Kreis der Wiener Universitätslehrer sowie in kleinen religiösen Darstellungen hat er die neue Auffassung vorgelegt, die sehr bald in die Breite wirken sollte. Seine Graphik, die zum Teil mit der schwarzen Kunst, mit dem Buchdruck, eng verbunden ist, hat dazu beigetragen. Einige seiner Holzschnitte wurden zur Ausstattung von liturgischen Büchern verwendet, die der Wiener Drucker Winterburger für die Passauer Diözese an fertigte. Da diese ganz Ober- und Niederösterreich umfaßte, kann mit einer erheblichen Streuung gerechnet werden. Wie wir diesen Büchern weiter entnehmen können, fand der neue Stil allmählich auch bei anderen Meistern der Graphik Ein gang, so daß er im Laufe eines Jahrzehntes durch diese Buch holzschnitte im ganzen Land verbreitet wurde. Da Winter burger mit den gleichen Zierbuchstaben und Holzschnitten auch seine Drucke für die Diözesen Salzburg, Olmütz und Gran ausstattete, blieben sie ebenso dort nicht unbekannt. Es ist demgegenüber irgendwie kennzeichnend, daß Cranach selbst, nachdem sein kurzer Wiener Aufenthalt beendet war und er sich nach Sachsen begab, dem Donaustil in seiner ganzen Dynamik entzogen und ihm in seiner späteren Zeit nicht mehr zugerechnet werden kann. In Klosterneuburg ist es der Passauer Meister Rueland Frueauf der Jüngere, dem in seinen Tafeln für den Leopoldsaltar des Chorherrenstiftes besonders reizvolle Landschaftsszenerien geglückt sind. Im Gegensatz zur Dramatik von Cranachs frühen Werken ist bei Frueauf der Lyrismus vorherrschend, auch die Farbe bleibt zart und abgetönt. Wir sehen also schon an diesen beiden Meistern den Zwiespalt der Donauschule vorweggenommen. Auch bei Frueauf ist die Tätigkeit im Rahmen des neuen Stiles sehr kurz, es sei denn sein Oeuvre könnte für die Spätzeit noch erweitert werden. Vielleicht kann die Ausstellung in dieser Hinsicht Ergebnisse bringen. Der dritte dieser Meister der ersten Stufe der Donauschule ist Jörg Breu aus Augsburg, der im Rahmen einer Kremser Werk statt tätig war. Nach kurzer, aber bedeutender Wirksamkeit im Donauland, wir nennen die Altäre in Melk, Herzogenburg und Zwettl, kehrte auch er in seine Heimat zurück und schwor ebenfalls dem ungestümen Ausbruch seiner Jugend im wesentlichen wieder ab. Seine Donauschul-Altäre, d. h. ihre Tafelbilder, bezaubern einerseits durch ihre treffliche Natur beobachtung, andererseits sind ihre Passionsszenen von einer unerhörten Drastik und von wirkungsvollster Gestik erfüllt. Er ist darin noch weit über Cranach hinausgegangen und hat damit für die späteren Meister die Bahn frei gemacht.

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