Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

Vörmoos i ' Es ist schon lange aufgefallen, daß auch das Bild der Donau schule (nicht nur) für Oberösterreich durchaus nicht einheitlich ist und daß neben der „Heftigen Kunst" auch eine „Stille Kunst feststellbar ist. Wir werden bei der Vorführung des Innviertier Materials zu zeigen haben,daß es in der Eisenkunst um 1500 ähnliche Mehrgeleisigkeit der Formgebung gibt, wie sie Wilhelm Finder für die gleichzeitige Plastik aufgezeigt hat. Eine lückenlose Aufnahme der Bestände würde erlauben, ein zelne Gruppen zweifellos noch besser herauszuarbeiten, als ich es derzeit tun kann. Vorarbeiten wurden außer meinen eigenen noch nicht erstellt und sind schwer von einem einzel nen zu leisten. Da das Buch „Die Eisenkunst im Lande ob der Enns" leider weithin allein steht, sind auch Möglichkeiten eines Vergleiches noch nicht gegeben. Über die Steiermark habe ich zwar selbst gearbeitet^, und Kärnten wird erfreu licherweise eben jetzt mehr und mehr bekanntgemachth was hier am schmerzlichsten als offene Lücke klafft, ist Nieder bayern, das Anschlußgebiet nach Westen. So viel jedoch sehen wir auf jeden Fall, daß die reichen Vorkommen im Innviertel besagen, daß diese bayerische (österreichische) Strömung kei nerlei Spuren höfischer Art, noch etwa italienische Einflüsse aufweist, daß wir bei den „Vogelkopf'-Beschlägen weder von einer „renaissancehaften" noch von einer „klassischen" Note sprechen können, daß im Gegenteil das dichte und reiche Vor kommen nur damit zu erklären ist, daß dieser prachtvolle Typ allgemein entsprochen haben muß. Doch nicht alle Beispiele des Innviertels sind mit dem „Furor" der Donauschule ver bindbar. Es gibt auch Vorkommen mit Formen eines maleri schen Spätstils, den man nicht mit Unrecht mit spätgotischem Rokoko (Gilgenberg) bezeichnen könnte. Es mag sich die Frage erheben, ob man sich nicht allein einer rein mechanischen Datierung befleißen könnte und sich ein fach so man sie weiß — an die Beendigung der Bauten — also an die Baudaten — halten könnte? Wir werden später zeigen, wie weit wir bei einem Beispiel wie Eggeisberg kom men. Auch, glaube ich, wäre diese Lösung bei der Konservativität unserer Schmiede zu billig. Verläßlicher muß die Tat sache einer so auffälligen Dichte einer gewissen Form bleiben, einer Form, die auf das lebhafte Echo des Volkes schließen läßt. Ein so selten sieghaftes Durchdringen eines Stiles läßt sich doch am besten damit erklären, daß er sich eben hier besonders günstig anbietet, weil er entspricht. All dies vorzulegen, schien nötig, um mit der Materie bekannt zu machen. Für die Frage nach der Datierung haben wir jedoch kaum etwas gewinnen können. Greifen wir aus den rund hundert Beispielen eines der bekanntesten heraus: Eggeisberg. Seine drei herrlichen Türen sind aus derselben Werkstatt, Nord- und Südtor gleich. Wo war diese Werkstatt daheim, wann sind die Türen entstanden? Daß sie aus der Erbauungs zeit der Kirche nicht sein können, steht stilistisch fest. Die Achtortform am Griff weist auf den Steinmetzschlüssel der Straßburger Bauhütte, zu der Burghausen über Passau eine Vorhütte war. Auch die Architekturform am Ziehring weist nach Westen. Der Meister muß aus einer Stadt kommen, ihm sind die modernsten Modeformen bekannt. Nach alldem böte sich Burghausen geradezu an. Man sucht daraufhin die herr liche Salzachstadt ab! Dort zeigt sich nicht das kleinste Ver gleichsstück. Der einzige gotische Türklopfer ist geradezu //teigig" und hat nichts von der gerade den Eggelsberger Beschlägen charakteristischen Prägnanz. Stilistisch steht außer Zweifel, daß wir nicht in der ersten, sondern der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stehen. Haben wir aber wirklich einen sicher datierten Beschlag aus dem „weichen Stil"? Wissen wir, wie ein Beschlag um 1400 in Oberösterreich oder darüber hinaus verläßlich aussieht? Um 1400 schweigen die Archive. In Braunau ist durch unglückliche Brände selbst über wesentlich jüngere Bestände nichts mehr zu erfahren. Auch ein gut in sein Land eingelesener Kunsthistoriker kann kein vermni(i!>7 Avcr1}»ch ■Schiisand • { Onqln^i^röpf Biaunav Awdnnfjnstr. Bierswn-Ang TärsdcTf 3raunh'j "/. Itv.tJh-r)

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