Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

Die eine, unten 1518 datiert, zeigt eine Szene aus der Legende des hl. Ulrich, das Mahl der beiden Bischöfe mit dem stehen den Boten in einem nüchternen Raum, in verhältnismäßig kühlen Farben, von denen Grün dominiert. Die Kleinfigurigkeit erinnert noch wenig an die Katharinenlegende, sondern eher an den Monogrammisten A. A., das Gesicht des Bischofs rechts läßt allerdings schon ein Charakterisierungstalent ahnen. Die zweite Tafel, nach den gleichen Maßen (83X47 cm) als Gegenstück anzusehen, stellt den Brückensturz des hl. Florian dar. Sehr kennzeichnend ist hier das hohe, kantige Brückenwerk, das in Zeichnungen der Donauschule des öfteren vorkommen mag, aber in der Enthauptungsszene der heiligen Katharina in Kremsmünster eine unmittelbare Parallele hat. Charakteristisch für unseren Meister ist die ausgedehnte, flächige Architektur im fhntergrund, den wir auf den Katha rinentafeln des öfteren, zum Beispiel bei der Disputation mit dem Kaiser sehr ähnlich wiederfinden. Schließlich verweisen wir auf den turbanbekrönten Kopf des Aufsichtshabenden, den wir daselbst des öfteren antreffen. Wenn damit diese beiden Tafeln als Frühwerk in das Werk des Meisters der Katharinenlegende eingegliedert sind, so müssen wir uns den Rückseiten zuwenden. Leider sind sie sehr schwer beschädigt. Beiden ist eine Bogenstellung ge meinsam, wie sie die Rückseiten des Kremsmünsterer Ma rienlebens gezeigt haben, hier sind sie aber nur in Teilen der Vorzeichnung erhalten. Die Rückseite des Brückensturzes zeigt die Muttergottes mit einem rundlichen Kind und blasiger Stirn, das in etwa an Astische Typen gemahnt, für die wir aber vorläufig keine echten Parallelen besitzen. Sehr interessant und trotz starken Abbröckelungen völlig im Originalzustand, ohne jede Retusche, ist die Gestalt des hl. Erasmus auf der Rückseite der Ulrichslegende. Ffier finden wir den Typus des hl. Silvester auf der Tafel des Bayerischen Nationalmuseums wieder, bei der wir zuvor abgebrochen haben. Die Mitra mit ihrem gehöhten Dekor, das Pädum (am Anfange des Schweißtuches sehr gut erhalten der Kopf des Schmerzensmannes), die zotteligen Säume, sie alle können als unmittelbare Parallelen gelten, während bezüglich des langnasigen Gesichtstypus die Frage offenbleiben mag, ob er mehr den Vorderseiten, der Kreuzlegende oder dem hl. Sil vester gleicht. Zweifellos liegt hier eine Verbindung vor, die wegen ihrer Datierung auf 1518 noch an Wichtigkeit gewinnt. Gegenüber dem Großreiflinger Altar bestätigt sich die gänz liche Unvereinbarkeit der Hand, gegenüber der Katharinen legende zeigt sich die Tradition, aus der die Kunst ihres Meisters erwuchs. Wie weit wir diese nach rückwärts ver folgen können, das bleibt ein Problem für sich. Wenn wir nach dieser kurzen Charakterisierung auf die Ta feln aus Innerochsenbach bzw. Seitenstetten zurückkommen (Stange, Abb. 230, 231, 235), so nicht, um etwa Handgleich heit ins Treffen zu führen. Aber wir möchten auf die vielen Parallelen hinweisen, die zum Teil im Gesichtsausdruck, in der Haltung und Gestik, in der Vorliebe für die reichen Schmuck details und die ornamentierten Gewandsäume und die schließ lich in dem überwuchernden Faltendetail festzustellen sind. Gegenüber der stärkeren Plastik und Härte der östlich be nachbarten Malerei, wie wir sie aus dem Kremser Bereich und auch aus Melk und Herzogenburg kennen, glauben wir einen örtlich gebundenen Stil oder wenigstens eine bestimmte Stil komponente und vielfache Verflechtungen der einzelnen Werke ins Treffen führen zu können. Naturgemäß erhebt sich hier die Frage nach einem örtlichen Zentrum. Zur Beantwortung möchten wir auf die beträchtliche Zahl von Tafelbildern hinweisen, die jeweils auf einen be stimmten Umkreis lokalisierbar sind. Der Monogrammist A. A. hat für das mittlere Ennstal, später für Wels, darm für den Kremsmünsterer Bereich gearbeitet. Der Meister der s oben: Kreis des Meisters der Kremsmünsterer Katharinenlegende: Hl. Sylvester und Nikolaus. München,Bayerisches Nationalmuseum. Foto: Bayerisches Nationalmuseum Unten: Meister der Kremsmünsterer Katharinenlegende: Die HU. Agatha und Christina, 1519, Kremsmünster, Benediktinerstift. Foto: K. Holter

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