Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

Bauer und Bildung. Fachliche und allgemeine Bildung ist für die bäuerliche Jugend von heute besonders wichtig. In den Fortbildungskursen, im Jugendwerk der Landwirtschafts kammer und in der Kath. Landjugend, durch die Tätigkeit des gesamten Förderungsdienstes der Landwirtschaftskammer, durch allgemein bildende Vorträge und Kurse in den Bil dungsstätten der Kammer, des Bauernbundes und vor allem auch der Kirche wird der Jugend und auch der älteren Generation wertvolle ffilfe gegeben. Unsere sieben Landwirt schaftsschulen, fünf Hauswirtschaftsschulen und die land wirtschaftlichen Mittelschulen für Mädchen und Burschen sind die entscheidenden Ausbildungsstätten unserer Jugend. Ge genwärtig ist ein außergewöhnlich großer Andrang zu diesen Schulen. Wenn von einer allgemeinen Agrarkrise heute berechtigt und mit großer Sorge gesprochen werden muß, so sehe ich diese vor allem in folgenden Punkten: 1. Eine umfassende Krise in den immateriellen Bereichen. 2. In den wirtschaftlichen Bereichen vor allem a) Die zunehmende Disparität. In einer inflationistischen Wirtschaftsentwicklung müssen festgefrorene Agrarpreise dazu führen. Sie ist heute für viele Betriebe be drohlich geworden. Es ist höchste Zeit, daß das land wirtschaftliche Einkommen von der nichtlandwirtschaft lichen Bevölkerung nicht von den Optimumbetrieben aus, sondern vom Durchschnitt der Betriebe beurteilt wird. b) Die Arbeitsüberlastung des bäuerlichen Menschen hat Formen angenommen, die für viele Bauern auf die Dauer unerträglich sind. Sie ist soweit als möglich durch Selbsthilfe in Form von Betriebsvereinfachung abzu bauen. Zwingt man aber den Landwirt,durch konstante Niedrigpreispolitik sein Einkommen in der Produktions steigerung allein zu suchen, so ist auch die Betriebs vereinfachung ab einem bestimmten Punkt keine Lösung mehr. c) Der überaus hohe Investitionszwang bindet das ohnehin gedrückte landw. Einkommen zu sehr für die Wirtschaft und läßt keinen vollen Konsum desselben zu. Dadurch können die privaten Sphären des Menschen nicht in dem Maße ausgebaut und gepflegt werden, wie es not wendig für ein lebenswertes Dasein wäre. REISEANDENKEN SCHACHSPIELE S. tCui/Z, 22 Od.Landes-Brandschoden Versicherungsanstalt Linz, Herrenstraße 12, Telefon 261 11 Feuer Sturm Betriebsunterbrechung Wohnung Einbruchdiebstahl Leitungswasser Glas Unfall Allgemeine Haftpflicht Kraftfahrzeug Maschinen Elektro Rechtsschutz-Versicherungen d) Trotz niedrigem Einkommen in der Landwirtschaft stei gen die Grundpreise ständig. Industrielle Siedlung, Spekulation und die Sucht, Vermögen in Grund und Boden anzulegen, sind die Ursache dafür. Die Agrarstruktur ist in vielen Bereichen dadurch sehr gefährdet und kann sich nur wenig verbessern. e) Die Konzentration der Industrie bringt ein Vakuum in den extremeren Gebieten des ländlichen Raumes. Ein zunehmend entsiedelter Raum bringt große Gefahren für die Erhaltung auch der an und für sich gesunden landwirtschaftlichen Betriebe. Trotz der großen Umwälzungen ist es erfreulich, wie energisch der Bauer von heute für seinen Beruf und seinen Hof ein steht. So wie der Landwirt die technische Entwicklung des letz ten Jahrzehnts zu seiner Sache gemacht hat, so wird er auch die nun notwendigen Formen der zweckmäßigsten Betriebs organisation finden. In diesem wirtschaftlichen Aufbau wer den sich auch die geistigen Werte mit neuen Formen ein stellen, und es wird ein Bauer den Hof bewirtschaften mit großer Liebe zu seinem Beruf,ohne falsche Romantik. Der oberösterreichische Bauer von heute und sein Hof — eine dynamische Entwicklung im menschlichen und wirtschaftlichen Bereich! Man kann nur in sehr vorsichtiger Vorausschau die optimalen Entwicklungsziele erkennen und beurteilen, wieweit der Durchschnittsbauer mit sich und seinem Hof ist. Wenn dem ehrlichen Bemühen des Bauern Gerechtigkeit von Seiten der übrigen Wirtschaft entgegengebracht wird, so ist der bäuerliche Familienbetrieb eine Lösung, die sicherlich als Kon zept der westlichen Welt Bestand haben wird. 49

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