Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

Arbeitsrhythmus aber in sich aufnehmend, Besinnung und Anregung wiedergebend. Für diese Möglichkeit kann der OeSPAG nicht genug gedankt werden. Wunderbar war auch die Anteilnahme der Angestellten und Arbeiter in der Fabrik. Die „Bauhütte" ist sichtlich auch heute noch möglich, wenn Wünsche und Sehnsüchte geweckt werden können. Natürlich hatten sich die Künstler auch gegenseitig viel zu geben. Zuerst der Austausch von fachlichen Erfahrungen, das Einanderkennenlernen und Erkennen der andersartig gelager ten Probleme in den einzelnen Herkunftsländern! Die frucht bare gemeinsame Arbeit und natürlich viele Diskussionen! Nicht um einzelne Künstler hervorzuheben, sondern um die individuelle Basis unserer Zusammenarbeit zu erläutern, wä ren folgende Arbeiten zu erwähnen: Vera Szekely aus Paris schuf aus großformatigen Brennbehelfen, wie Stützen,Kapseln usw., eine Komposition, um die Schönheit und Kraft jener einfachsten keramischen Körper zu demonstrieren, daneben witzige „Vivis", die amöbenhaft aus einer Grundform ent stehen. Zbynek Sekal aus Prag suchte gewissenhaft den Weg zur keramischen Plastik über den Ziegel zum statisch struk turellen Aufbau, der als Säulensegment Erregung verbreitet. Reliefs und Montagen zeigen richtungsweisende Elemente. Kurt Ohnsorg faltet Porzellanblätter, um nach material gerechter Statik Räume zu bauen, und läßt Schamotte sichtbar werden. Er hatte auch zu diesem Treffen angeregt und leitete den Ablauf des Seminars. Edwin Prantner aus Wien baut „Porzellanziegel" zu Brunnen. Ilona Benkö aus Budapest läßt aus Stützen lebendige Adern eines Reliefs werden und, bei Schröcksnadel wird der flache „Ton"zu Musik. Barbara Nägerl aus Einz montierte Tellerelemente zu einem Relief und schuf Schalen und Service in zartem Steinzeug. Sami Rafi aus Ägypten spielt Schach mit Brennstützen und entdeckt zauberhafte Farbkompositionen für kraftvolle Wand elemente. Mkaza macht Dosen aus inkrustiertem Eisen und entdeckt „Böttgers Gold". Hans Eifka aus der Schweiz fügt Kristalle zu edlen Schmelzen, Dorothea Saipt findet eine blaue „Blume" und Vukovich baut Urelemente der Keramik auf. Die Aufzählung der Arbeiten, Entdeckungen und damit gegenseitigen Anregungen ließe sich noch lange fortsetzen. Es hat sich viel ereignet in diesen wenigen Wochen. In der Folge dieser nun alljährlich wiederkommenden Seminare ist an eine ständige Freiluftausstellung von kerami schen Plastiken und Großgefäßen in Gmunden gedacht. Dies als Anziehungspunkt für die Besucher und das Seminar als „Fachexerzitien" der Künstler — ein echtes internationales Zentrum der Keramik konnte in Gmunden entstehen. Das große Interesse, das bereits der heurigen Veranstaltung ent gegengebracht wurde, läßt eine starke Wirksamkeit und Ausstrahlung erwarten. Für die Keramik, und nicht nur für diese, ein Gewinn. Regeneration eines Kulturzweiges! Relief (Stützen und Kapseln in Beton) von Vera Szekely aus Paris Foto: H. G. Prillinger V ' f

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