Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

eindringlich vorgestellt worden. Was zu ergänzen bleibt, sind Ablauf und Auswirkung des Prozesses der Industrialisie rung auf die Landeshauptstadt Linz, die diesem Zug der Zeit selbstverständlich weitaus entscheidender und folgenschwerer ausgesetzt war und ist als das Bundesland im gesamten. Noch in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts war Linz vorwiegend Verwaltungs- und Geschäftszentrum eines Agrarlandes. Bodenständig wirkte diese Stadt nicht nur ihrem Wesen nach, sondern sie war es auch in ihren Funktionen. Selbstverständlich hatte sich in diesem uralten Handelsort (A. D. 906: „locus mercati") gewerbliche Tüchtigkeit schon frühzeitig geregt und bewährt. Wenn wir an das Beispiel der Wollzeugfabrik denken,so darf vielleicht sogar von einem gewissen industriellen Ingenium gesprochen werden. Bereits 1672 hatte der Linzer Bürger Christian Sindt diese soge nannte Wollzeugfabrik errichtet, die 1754 durch Dekret der Kaiserin Maria Theresia verstaatlicht und bis zur Schließung am Ende des Jahres 1850 — gewissermaßen als Vorläufer der Nationalindustrie — von der öffentlichen Hand ge führt worden ist. Selbst wenn die Wollzeugfabrik in unserem gegenwärtigen Sinne noch nicht unbedingt als richtiger In dustriebetrieb gelten kann, hat sie auf dem Gipfel ihrer Ent wicklung immerhin an die tausend Arbeitnehmer beschäftigt. Mit dem 19. Jahrhundert jedoch setzte eine unbezweifelbare Industrialisierung in Linz ein. Schon bei dieser ersten Welle spielten Metallverarbeitung und Maschinenbau eine gewisse Rolle. Die Schiffswerft Linz sowie die Drahtgitterfabrik Bukowansky wurden 1840 gegründet, und seit 1867 gab es die Nähmaschinenfabrik Jax. Die österreichischen Staats bahnen unterhielten in Linz bedeutende Werkstätten, die von der Lokomotivenfabrik Kraus & Co. von 1880 bis 1930 gewichtig ergänzt wurden. Des weiteren kamen hinzu: 1850 die Linzer Tabakfabrik, 1884 die Solo-Streichholzfabrik und 1899 die Holzbauwerke Schaffer. Auch Unternehmungen der Lebensmittelindustrie, wie die Kaffeemittelfabrik Titze von 1849 und die Linzer Zweigniederlassung der deutschen Firma Heinrich Franck & Söhne, müssen hier genannt werden. Endlich gehören in diese Periode noch die Kleinmünchner Baumwollspinnerei und die Weberei sowie einige große Ziegeleien. Nach der Jahrhundertwende hat Linz eine zweite Welle der Industrialisierung erlebt. Mit der Elektroindustrie von Spre cher und Schuh (1910) und der Elektro-Bau A. G. (1920) hat sich für Linz die bevorstehende technische Entwicklung im Brot und Eisen. Im Raum von Linz sind Natur und Zivilisation keine hoffnungslos getrennten Welten Foto Albrecht I ■ rm m m U:.; 'iv 1

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