Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

Zauner geweiht werden konnte. Ein Jahr später waren auch die Bauten des zweiten Bauabschnittes fertiggestellt, und es obliegt uns nun die angenehme Aufgabe, den Leser mit der fertigen Gestalt dieser Bauten vertraut zu machen, und hier soll nun auch die künstlerische Ausstattung der Sakralräume nicht zu kurz kommen. Jeder, der den Pfarrplatz südlich der Losensteinerstraße betritt, ist schon in den heiligen Bezirk dieser Gottessiedlung aufgenommen, geführt und geleitet von dem 47,5 Meter hohen Betonturm, der den Platz in der Frontrichtung des Pfarrhauses nach Westen begrenzt, die niedrige Flucht des Pfarrhofs birgt Wohnung und Kanzleien und geht über in den Pfarrheimbau, wo sich in rechteckigem Anschluß die Verbindungswege zur Kirchenbaugruppe befinden und eine überdachte Durchfahrt, die die oben zitierte Brautpforte ergeben hat. Der Gipfel der Baukörper im Gefolge des Turmes ist das hohe Schiff der über elliptischem Grundriß errichteten Hauptkirche, deren schlanker Bug vor diesem Platz aufragt. Es handelt sich bei der Hauptkirche um einen Stahlbetonskelettbau mit seitlich gestuften großen Fenster zonen und Ziegelwandflächen, die außen verputzt sind, während die Fensterflächen mit Glasbausteinen ausgemauert wurden. An der Westseite erreicht der Bau eine Höhe von 20,30 Meter, die Länge der Kirche beträgt 48 Meter; die Querachse mißt innen 16 Meter. Für die Außenerscheinung der Kirche sind die Seitenansichten von Süden und Norden bedeutsam, weil hier die Verbreiterung der Fensterzone zum Altarraum hin sichtbar wird, während an beiden Endungen die Mauerzonen emporwachsen. Das ergibt zwei bergende Buchten für das Innenraumerlebnis. In der Ansicht von Nordosten drängt sich allerdings noch eine „Bucht" in den Vordergrund, die eine Seitenkoncha, die den Musikchor um schließt. Keine Tür ins Freie ist aus diesen hohen Wänden herausgeschnitten, nur durch den Verbindungstrakt gelangt man in die Kirche. Das Hauptportal führt in eine Vorhalle, die den direkten Zugang zur Hauptkirche, zur Beichtkapelle, zu den Sakristeien und in die Werktagskapelle, aber auch den Durchgang zum Pfarrheim ermöglicht. Wichtig für den Kirchenplatz ist die Tatsache, daß die Werktagskapelle, die auch Marienkapelle genannt wird, als Natursteinbau eben falls nach Westen vorspringt, mit einer Außenhöhe von knapp 8 Meter, bei einem Verhältnis der Längs- zur Quer achse der Grundrißellipse innen von 12 zu 9. Wir betreten zunächst den Hauptraum und spüren das über wältigende Volumen. Vollkommen schmucklos ist hier die Architektur selbst zur höchsten Wirkung aufgerufen. Wie der Raum vom Granitboden aus sich in den hier roh belassenen Ziegelwänden aufbaut, durch die Fensterschwünge in Glas bausteinflächen dann wieder dem Licht sich öffnet, und oben die Betondecke in kraftvoller Farbigkeit schwebt, gibt dem Eintretenden schon einen Begriff von der einzigartigen Bestimmung des Ortes. DDr. Günter Rombold hat es so gesehen: „... Hoch streben die Wände auf; die Mauern umschließen, behüten, bergen den Raum. Ausgegrenzt aus der Welt ist hier eine neue Welt entstanden, ein heiliger Kosmos. Rudolf Schwarz lebt aus der großen abendländischen Tradition. Was Mauer ist, hat ihn die Romanik gelehrt, ob es nun die Ziegelmauer der Kirche oder die Bruchsteinmauer der Kapelle ist. Fest gefügt sind diese Mauern, als seien sie für die Ewigkeit gebaut. Das Feingliedrige, Schlanke, Hochstrebende des Baues ist dem Geist der Gotik verwandt. Seinen kühnsten Ausdruck findet es in dem einen Pfeiler, hinter dem sich die Seitenapside öffnet, die einzige Aus buchtung des Raumes. Kein Pfeiler der Gotik war so schlank: höchstens einer ihrer Dienste''." Vom Innenraumeindruck her schrieb Dr. Otto Wutzel: „Über den Kirchenneubau St. Theresia wird man aber nicht so rasch und leicht zur Tagesordnung übergehen können. Dieses Gotteshaus ist von ergreifender Erhabenheit und läßt im ersten Anschauen, im ersten andachtsvollen Verweilen eine Ahnung von Größe und Begnadigung in unsere Brust einziehen. Dies ist ein Haus für Gott und seine Gemeinde in unserer Zeit. Es besitzt in Stil und Bautechnik keinerlei Vorbild. Es ist ganz und gar aus dem Empfinden unseres Jahrhunderts erwachsen. ... Das Großartige beruht nur darin, daß dieser technoide Charakter reinster Ausprägung in die Feierlichkeit der Himmelsnähe gesteigert werden konnte. Betonrippen und -streben, Glasbausteine, unverputzte Ziegelwände, sichtbar gebliebene Lichtinstallationen werden in der Harmonie der Formen und Maße veredelt und dem Überirdischen dienstbar gemacht, ünd so wird diese Kirche eine Strahlungskraft besitzen, die weit in die Zeit und die Menschenherzen ein dringen wird. Dieser Geistigkeit wird sich niemand, der hier eintritt, entziehen können. Hier wird auch der indiffe rente Besucher nachdenklich werden'." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Aber wir müssen uns den einzelnen Kompo nenten dieser Wirkungen zuwenden. Zunächst dem Boden, der in allen Sakralräumen wie auch in der Vorhalle der gleiche ist: silbergrauer Neuhauser Granit. Konsequent wurde dieses eine Steinmaterial Granit verwendet, wo Stein not wendig war. Maria Schwarz sagt: „Die Einheit des Materials von Boden, Altar und Taufstein ist ein Bild der Erde, die Gott dienen wird'." Über dem hellgrauen Boden wachsen nun die erdroten Ziegelwände hoch, deren warme Farbigkeit durch die grün lasierten Betonstiele und -riegel des Rasterwerks noch ge steigert erscheint. Es war keine leichte Entscheidung, die Ziegelwände unverputzt zu belassen, sie hing mit der Gestaltung der Fensterzonen zusammen, die durch Aus mauerung mit Glashohlbausteinen gelöst wurde. Das gute Maßverhältnis der Glaskörper zu den Ziegeln sprach dafür genauso wie eine rechte Wärmeisolierung, vor allem aber entstand dadurch die einheitliche Lichtwirkung von neutraler Farbigkeit, im Durchblick durch die großen Fensterzonen bringt aber auch die jeweilige Färbung des Himmels viel fältige Steigerung. Es darf hier schon gesagt werden, daß das künstliche Licht in seiner Anordnung der Tageslicht wirkung entspricht. Die Lichtschnüre schaffen im Altarbereich einen Lichtschleier, während sonst die Plexiglasleuchten (wie die Fenster) ganz in Nähe der Decke verbleiben und Tief strahler das nötige Licht im Gemeinderaum spenden. Die Betonrippendecke ist in dunklem Blau gestrichen, die Rippen stehen weiß in unendlicher Tiefe. Die Betonstruktur ist durch die Malweise erhalten geblieben. Die Anregungen für die Färbelung des Betons hat Professor Georg Meistermann gegeben. Den Farbeindruck des Raumes, und man müßte auch hier wieder sagen der Räume, vollenden die massiv gearbeiteten Kirchenbänke aus rötlich warmem Lärchenholz. Der Weg zum Altar, der vom Priester durch den rück wärtigen Anschluß des Sakristeitraktes immer durch den ganzen Kirchenraum gegangen wird, kommt an der Tauf stelle vorbei, die sich in der westlichen Bucht des Raumes befindet. Wir erinnern uns an die Gedanken von Rudolf Schwarz, daß sich in diesem Konzept Altar und Taufe, die Stelle der menschlichen Wiedergeburt und der göttlichen Fleischwerdung beantworten, daß vom Altar eine elliptische Bewegung ausgeht, die die Gemeinde einbezieht und hinter dem Volk diese andere Bucht bildet. Der Initiator dieses Kirchenbaues wollte einen Taufstein, an dem auch getauft werden sollte. Der vertiefte Ort erinnert an die Becken der alten Baptisterien. Der mächtige Stein — wieder Wernsteiner Granit wie bei den Altären und Ambonen in dieser Kirche — birgt unter dem Ebenholzdeckel das Taufwasser. Die Osterkerze hat ihren Ort; und getauft wird über der flachen weiten Schale aus bläulichem Granit, deren Öffnung im.Zentrum das verwendete Taufwasser direkt in das darunter befindliche Sakrarium abfließen läßt. 20

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