Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

Werk bestimmt haben, und es wird viele überraschen, wenn hier nun gesagt werden muß, daß Professor Schwarz die ersten Skizzen für diesen Bau im Stift Wilhering entworfen hat: .. Es ist viel von Wilhering darin eingegangen, obwohl wir das gar nicht wollten. Der herrliche Bau lebte in uns. Die Kirche der Kleinen Therese liegt weit vor der Altstadt. Dort draußen hat sich ein Kranz neuer Vororte gebildet, die sich allmählich in neuen Kirchen bekrönen. Die nähere Umgebung besteht aus ganz niedrigen Siedlungs häuschen, über die die Kirche mit ihrer ungewöhnlichen Höhe herausragt, und was sie meint, ist wiederum die heilige Hochzeit. Sie darzustellen hatten wir nicht die überschweng lichen Mittel des Barocks; aber wir hatten unsere neue Bauweise, die mit geringem Aufwand große Räume weit über das Notdürftige hinaus schaffen kann. Der Grundriß der Kirche ist sehr einfach. Er bildet ein ziemlich langgestrecktes Eirund, in dessen vorderer Bucht der Altar steht. In der hinteren liegt die Taufstelle. Das gibt einen guten Gegensatz: Die Stelle der menschlichen Wieder geburt und die der göttlichen Fleischwerdung beantworten sich. Aber es sei hier schon bemerkt, daß die rückwärtige Bucht nicht durch die Taufe bedingt und erklärt wird. Ihre Bedeutung als Taufgegend ist überlagert von dem Gedanken der Gegenapside. Den Raum umkreist eine elliptische Bewegung, die vom Altar ausgeht, die Gemeinde einbezieht und dort in ihrem Rücken wendet. Die Altarapside reicht bis hinter das Volk zurück und bildet dort wiederum eine Bucht. Vorn am Altar tut sich der Raum in ein Nebenschiff auf, er erhält Zufluß aus einer kleinen Apsis, die sich zum Altar hin weit öffnet. Hier steht das Marienbild. Die planetarische Bewegung der Wand biegt ab, umkreist in kürzerem Lauf die Nebenapside und kehrt dann in den großen Verlauf wieder zurück. In dem Nebenschiff kann die kleine Gemeinde oder auch der Sängerchor stehen. Der Bau besteht aus einem Rasterwerk. Sehr schmale waag rechte Gurte und senkrechte Stäbe aus Stahlbeton bilden ein Gitter, dessen Felder nicht sehr breit und ziemlich hoch sind. So teilt sich der Bau von unten nach oben in Zonen, ver gleichbar den Notenlinien eines Musikstückes. Die Decke ist ein Plattenbalken mit sehr schmalen Rippen und nach beiden Köpfen des Bauwerkes hin schräg erhöht. Dieses große Rasterwerk ist zum Teil ausgemauert,in anderen Feldern aber offen gelassen und verglast. Die gemauerten Teile steigen vom Boden bis zu wechselnder Höhe hinauf. Dort ist der Bau ein Weltbehälter. Weiter oben aber ist er nur noch ein durchlässiges Weltgerüst. Die Decke schwebt also wieder einmal über einer Zone des Lichts. Von dort senkt sich das Licht in breiten Fensterschwärmen zur Altar stelle hinab. Die Fenster sitzen wie Notenköpfe einer Musik in ihren Linien. Ein Barockmensch hätte vielleicht gesagt, sie säßen wie Schwärme von Engeln in dem Gerüst der wohnlichen Welt, und damit hätte er eigentlich recht, denn das Licht ist hier ja wirklich als Bote gemeint. Vorne aber, um den Altar, schweigt sein Jubel. Der irdische Bestandteil bildet eine behütende Schale rund um die Stelle, wo Gott geboren wird. Das Volk, das auf der Erde steht, in ihrem aufgebrochenen Behälter einheimisch ist, wird in alles hineingenommen, die Apsis der Beichtkapelle mit Glasfenster von Rudolf Kolbitsch (Linz) ' *- •4. ■>

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2