Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

Die Jesuiten, welche 1631 nach Steyr gekommen waren, errichteten hier ein Gymnasium und veranstalteten häufig mit ihren Schülern dramatische Aufführungen. Vielfach trafen sich auch Handwerker zu einem Schwert- und Reiftanz. Die Regierungszeit Kaiser Josefs II. brachte für Steyr die Aufhebung einiger Klöster in der Stadt. Die Kirche der Cölestinerinnen in der Berggasse (Klosteraufhebung 1784) wurde in ein Theater umgewandelt und dieses 1789 eröffnet. Auf dieser Bühne trat in den Jahren 1861/62 Ludwig Anzengruber als Schauspieler auf. Ein typisches Kind seiner Zeit war der in Steyr geborene Dichter Alois Blumauer. Ganz vom Geiste der Aufklärung durchdrungen ist sein Hauptwerk, eine travestierte „Aeneis". Es gereicht der Stadt Steyr zur großen Ehre, daß zwei weltberühmte österreichische Komponisten wiederholt hier Aufenthalt genommen haben. Es sind dies Franz Schubert und Anton Bruckner. Durch seinen Freund und Förderer Johann Michael Vogl trat Schubert mit Steyr in nähere Beziehung. Vogl wurde 1768 in Steyr geboren und war Sänger am Kärntnertortheater in Wien. In den Jahren 1819, 1823 und 1825 kam Schubert in Begleitung des „Hofoperisten" Vogl nach Steyr. In den musikliebenden Fami lien Dr. Albert Schellmann, Sylvester von Paumgarten, Ritter von Dornfeld und Josef von Koller wurden beide gastlich aufgenommen. Eines der schönsten Instrumental werke Schuberts entstand in der Zeit seines ersten Aufent haltes: Für den Vizefaktor der Eisengewerkschaft und Cellospieler Sylvester von Paumgarten komponierte er das „Forellenquintett". Während seines zweiten Aufenthaltes arbeitete Schubert an der Oper „Fierrabras". Vor 125 Jah ren, im November 1838, erfolgte die Gründung der „Ge sellschaft der Musikfreunde zu Steyr". Während der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wirkte Anton Bruckner als Schulgehilfe in Kronstorf. Von dort kam er mehrmals nach Steyr, um auf der Chrisman orgel der Stadtpfarrkirche zu spielen. Nach mehreren Jahrzehnten nahm Bruckner wiederum die Verbindung zu Steyr auf. Nach dem Zeugnis seiner eigenen Worte suchte er zur Vollendung seiner 8. Symphonie die Ruhe des Stadtpfarrhofes (vollendet 1890). Bruckner war Ehrenmit glied des Steyrer Männergesangsvereines „Kränzchen" und der „Gesellschaft der Musikfreunde zu Steyr". Innig be freundet war Bruckner mit dem Regenschori der beiden Steyrer Pfarrkirchen, Franz X. Bayer. Große Verdienste hat sich um die Musik in Steyr, in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der Musikdirektor Karl Prinz erworben. Im 19. Jahi-hundert waren einige Dichter eng mit der Eisenstadt verbunden. Der Mundartdichter Anton Schosser aus Stiedelsbach bei Losenstein starb 1849 in Steyr und wurde im Friedhof auf dem Tabor bestattet, neben ihm fand der 1893 ebenfalls hier verschiedene Volksdichter Josef Moser, der „Bader zu Klaus", seine letzte Ruhestätte. Franz Stelzhamer las 1843 im Gartensalon des Anton Steindl (Grünmarkt 14), und um 1852 schrieb Alexander Julius Schindler unter dem Dichternamen Julius von der Traun seine „Rosenegger Romanzen". Sowohl als Schul inspektor als auch als Konservator hatte Adalbert Stifter in Steyr zu tun. In Bruckners Geburtsort Ansfelden liegt der Historiker Franz X. Pritz, ein Sohn der Eisenstadt und ihr erster Ehrenbürger, begraben. Von 1905 bis 1911 wohnte die Dichterin Enrica von HandelMazzetti in Steyr. Sie schuf hier die Ballade „Deutsches Recht", den Roman „Die arme Margaret" und begann die Romantrilogie „Stephana Schwertner". Als letzte Namen von Dichtern seien abschließend Heinrich Kematmüller, Michael Blümelhuber, Sepp Stöger und Gregor Goldbacher genannt. Aus dieser kurzen Abhandlung ist somit ersichtlich, daß Steyr durch eine Reihe von Dichtern, Historikern und Komponisten aus seinen Mauern und seiner Umgebung und durch solche, die zeitweilig hier sich aufhielten und wirkten, sowie als Schauplatz von Dichtungen einen we sentlichen Beitrag zur Literatur und Musik unseres Heimat landes geleistet hat. 73

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