Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

'l I I 1 A... ,■ n 1 1 1 ! r# ^>r«; ' Ouin ^<«»M.-.-}'jS» ■■'i!"n '%,nfi '•Hf III In aaia '^»SW %-a" c •. Donaueinfahrt und Linzer Schloß um 1840 nach einer Lithographie von J. Hafner. wachsen, nicht ohne tiefes Bedauern darüber, daß dieser riesige Borockbau, der zu den bewundernswertesten Schöp fungen Johann Michael Prunners gehört, vor seinem nahe bevorstehenden Untergang nicht mehr gerettet werden kann. Zum Glück ist solches Schicksal jenem bedeutungsvollen, fast um ein Jahrhundert jüngeren Hause an der Unteren Donaulände nicht verhängt, in dem Adalbert Stifter viele Jahre lang gelebt und sein bitteres Ende erlitten hat. Die Gedenktafel an der Westfassade dieses Hauses, in dem heute das Adalbert-Stifter-lnstItut des Landes Oberösterreich seinen hohen Aufgaben dient, konnte ich von der Nordost ecke der Schloßterrasse aus erspähen, wenn auch als schwarze Fläche nur. Unterdessen hatte das Frachtschiff die Nibelungenbrücke unterfahren. Ich verfolgte sein Vorüberziehen an den traulichen Uferhäusern von Urfahr und ihren freundlichen Gärten, bis ich es zwischen den Steilhängen des Pöstllngberges und des Freinberges in die Stromenge entschwinden sah. Mit einem Blick auf den Kürnberg, den ich am westlichen Horizont mit einem Ausschnitt seiner zaubervollen, noch immer von einem Nachglanz minnesängerlicher Frühzeit überhauchten Waldwand auftauchen sah, nahm ich für heute Abschied von dem herrlichen Stück der Donauland schaft, wie es auf der Nordterrasse des Linzer Schlosses zu erleben ist. Ich kehrte in den großen Schloßhof zurück, der bis Ins späte Mittelalter einen Gottesacker in sich eingeschlossen hatte, bis das menschliche Gebein, das dort gebettet war, in den Spitalsfriedhof übergeführt wurde. Ein Hauch von Friedhofs stimmung rührt auch den heutigen Besucher des Schloßhofes an, wenn er die Reihen der römischen und christlichen Grabsteine entlang geht, die in die starken, gegen Süden und Westen gerichteten Umfassungsmauern als Kunstdenk male eingelassen sind und so den Platz zu einem Vorhof des Schloßmuseums machen. Ich ließ mich am Rand des breiten Rasens, der als ein Teppich der Natur die volle Mitte der Hoffläche bedeckt, auf eine Steinbank nieder. Aus einer der Kastanien, die zusammen mit den losen Gruppen ihnen zugeseilter Buchen den grünen Samt des Rasens als Boden eines kleinen Haines erscheinen lassen, löste sich, von einer ersten Farbe herbstlichen Welkens überhaucht, mit leisem Knisterton ein Blatt, im Fall zum Spiel des Windes werdend, der es als ewiges Sinnbild Irdi schen Vergehens in das leere Becken des stummgewordenen Schloßbrunnens trug. Ich erhob mich von meinem träumerisch stimmenden Ruhe platz und schritt durch das Tor des einstmals turmgekrönten, zu seiner alten Größe nicht wiedererstandenen Kapellen traktes in den kleinen zweiten Hof, dem eine mächtige Flehe Schatten spendet. Durch ein drittes, mit einem verblaßten Fresko übermaltes Tor gelangte ich In den ehemaligen Gartenhof, der heute eine große Baustelle ist, harrt doch der Westtrakt des Schlosses noch seiner Erneuerung. Aus den alten, erhalten gebliebenen Befestigungen, die diesen Hof begrenzen, hebt sich als ein machtvolles Bauwerk aus der Zeit Kaiser Friedrichs III. das nach Ihm benannte Tor hervor, das ich durchschritt, um den Blick auf seine Außenseite zu gewinnen. Über dem Spitzbogen des Eingangs prunkt ein großer, bis an die geschwungene Mauerkrone des turmhaften Wehrbaus reichender Wappenstein, der außer dem Mono gramm und dem Wahlspruch des Kaisers den österreichi schen Bindenschild und die Wappen der Länder Ober österreich und Steiermark zeigt. 62

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