Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

kerung,weckten so die Liebe zur Heimatdichtung und stellen heute eine wahre Fundgrube an Qriellenmaterial dar. Gleichzeitig mit der Enthüllung des Stelzhamerdenkmals in Linz trat auch der „Bund oberösterreichischer Mundart dichter" auf den Plan, der neben der alten satzungslosen Arbeitsgemeinschaft Zötl-Matosch-Commenda, die weiter bestand,jetzt vor allem die damals lebenden MundartrffcÄl^r als Idealbund enger zusammenschloß. Wohl aus diesem Vorhaben für die Geschichte der oberösterreichischen Mund artdichtung wichtig, dann aber auch durch die Herausgabe des ersten Jahrbuches „Hoamatgsang" 1910, weil hier die jüngeren Mundartdichter besonders zu Worte kamen, wäh rend in „Aus da Hoamat" nur die erste Generation Auf nahme fand. Gregor Goldbacher stand damals an der Spitze dieser jüngeren, bereits zweiten Generation von Mundart dichtern und war ihr Mäzen. Aus der großen Schar dieses ersten Jahrbuches greifen wir jene heraus, die über ihre Zeit hinaus auch Bestand haben. Zu ihnen zählen Karl Achleitner, Josef Angerhofer, Josef DeuÜ, Anton Eidherr, Gregor Goldbacher, Norbert Hanrieder, Franz Honig, Otto Jungmair, Josef Krempl, Anton Malosch, Hans Mittendorfer, Otto Pflanzl, Anton Reidinger und Susi Wallner. Dieses Jahrbuch „Hoamatgsang" sollte nach einem ur sprünglichen Plan alle fünf Jahre erscheinen. Gerade als man die Beiträge für das zweite Jahrbuch sammeln wollte, brach der erste Weltkrieg aus und vereitelte das Vorhaben. DIE JÜNGERE GENERATION Das zweite Jahrbuch „Hoamatgsang" erschien also erst 1920. An die Seite Goldbachers war als tatkräftiger Mitar beiter Karl Mayer getreten, bei dem nicht nur eine Sammel stelle für Mundartdichtung bestand, sondern der in seiner Villa auch die Bücherei und das Archiv des „Bundes ober österreichischer Mundartdichter" beherbergte. Neuen Ge winn bedeuteten für die heimische Mundartdichtung nach diesem Jahrbuch aus 1920 Karl Gattermeyer, Josef Vinzenz Grqßauer, Franz Herndl, Karl Mayer, Hans Reingruber, Josef Stöger und Georg Wagnleithner. Weitere zehn Jahre verstrichen, der „Bund oberösterrei chischer Mundartdichter" erneuerte sich abermals in seiner konstituierenden Versammlung vom Dezember 1929,indem er jetzt den engen Rahmen des Idealbundes aufgab und zu einem großen Landesverein erweitert wurde. Wieder steht ein Dreigestirn an der Spitze, das Goldbacher-MayerGattermeyer heißt. Und wieder erscheintim Zusammenhang damit ein umfangreiches Jahrbuch, der „Hoamatgsang" 1930. In ihm sind bereits die Vertreter der dritten Genera tion verzeichnet. Ja sogar die Herausgabe eines „Hoamat gsang Kalender" wagte man, der die Verbindung mit den einzelnen Mitgliedern noch inniger gestalten und die große Lücke zwischen den Jahrbüchern verkleinern sollte. Einen schönen und einzig dastehenden Höhepunkt hat die ober österreichische Mundartdichtung zu verzeichnen, eine Aktivität wird entfaltet, die zu bewundern ist. Ältere und jüngere Dichter kommen dort wie hier zu Wort und geben Zeugnis von einer fruchtbaren Gemeinschaft. Wir dürfen wieder die besten und gestaltungskräftigsten herausgreifen: Leopold Aigner, Maria Arnold, Hans Binder, Karl Buchmayr, Alois Danzer, Ignaz Fichinger, Luise Gräbl, Lorenz Hirsch, Franz Jäger, August Knoglinger, Johann Meindl, Rudolf Neußl, Luise Noska,Julius Pokorny, Camilla Ransmair, Hans Reinthaler, Hans Schatzdorfer, Hans Scheulz, Franz Stein, Karl Steinparz, Franz Siiendl, Hans Trauner und Franz Jehden. 1939 erfolgte die Auflösung des „Stelzhamerbundes". 1946 aber fanden sich die begeisterten Mundartdichter der alten Gai'de mit dem Vorsatz wieder, die einmal durch die Tra dition abgesteckten Wege neu zu beschreiten. Sie gründeten abermals einen Verband der Mundartdichter, diesmal mit etwas geändertem Namen; „Stelzhamerbund der Freunde oberösterreichischer Mundartdichtung". Und es haben ne ben den Dichtern, wie der Name schon sagt, auch NichtDichter, eben Freunde der Mundartdichtung,in ihm Platz. Als Obmann wurde damals Hofrat Dr. Hans Commenda gewählt, nach seinem ■ Ausscheiden übernahm 1955 Karl Gattermeyer die Obmannstelle und seit Jänner 1962 hat sie Wilhelm Schaumberger inne. Eine Dokumentation dieses erneuerten Bundes in Buchform, in der die jüngste, die vierte Generation zu Worte käme, ist noch ausständig. Wollte man Namen von jüngsten Mundartdichtern finden, die den vielen, vielen der früheren Jahre neu zuzuzählen wären, so könnte man in dem gesamtösterreichischen Sammelband „Am Quell der Muttersprache" 1955 nach blättern oder in den Kleinbüchern österreichischer Mundartdichtung, die unter dem Sammeltitel „Lebendiges Wort" auf den Büchermarkt kommen, Nachschau halten. DIE GEGENWART Man wird jetzt vielleicht die Frage stellen, warum so aus führlich über den „Stelzhamerbund" berichtet wurde und warum so viele Namen von Mundartdichtern nur flüchtig aufgezählt wurden. Die Antwort ist leicht gegeben. Einmal, weil sich der „Stelzhamerbund" im Ablauf so vieler Jahr zehnte unermeßliche Verdienste um die Mundartdichtung erworben hat, weil er einfach zu einer Geschichte der Mundartdichtung im Lande Oberösterreich dazugehört, und nicht zuletzt deshalb, weil es eine solche Vereinigung mit gleichen oder ähnlichen Zielen in anderen Bundes ländern gar nicht gibt, und gibt es sie, diese erst weit jün gerer Zeit angehören. Die Leistungen eines „Stelzhamer bundes" können also als gutes Beispiel hingestellt werden. Dann aber, weil es aufdiesem begrenzten Raum ein frucht loses Beginnen wäre, nun allen bekannten Mundartdichtern des Bundeslandes, die es von den Anfängen bis zu unserer Gegenwart gibt, eine Würdigung angedeihen zu lassen. Wollten wir eine Summe allerjener Mundartdichter ziehen, die in Buchform oder sonst in Sammelwerken, in Zeit schriften, Kalendern oder in Tages- oder Wochenzeitungen Gedichte oder Erzählungen gedruckt veröffentlicht haben, so wären an die 350 Namen von Mundartdichtern zu nennen. Griffen wir nun jene heraus, die ein Buch ver öffentlichen konnten, so kämen wir immerhin noch auf fast 150 Mundartdichter mit insgesamt über 300 gedruckten Werken. Und wenn wir allerstrengste Kritik anlegten und eine allerknappste Auswahl träfen, es blieben immerhin noch so viele Namen und Werke übrig, daß man in diesem Rahmen nicht zurechtkäme. Also auf alle Fälle und wahr lich eine Ernte, die dem Land Oberösterreich das Attribut eines klassischen Landes der Mundartdichtung mit Recht einbringt. Wir wollen hier nun die in unserer Gegenwart lebenden Mundartdichter würdigen, wenngleich wir uns entschul digen müssen, daß wir auch für sie nur knappe Zeilen zur 47

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2