Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

-V'€f ^.;W. _ J-„| '• -1 . .. ¥i^Ar:^..%::- ~ ■■■*"- ■ f/: M ^C>-L ,4. , .ä«i der dieser gebeten wird, die vom alten Grafen begonnene Instandsetzung der Burg Schaunberg „per Extra Ordinari Mittel nach und nach fortzusetzen". Die erste der dem Schreiben beigeschlossenen Zeichnungen zeigt die Gesamtansicht der Burg von ihrer Nordseite („Erste Seitten gegen der Thonau"), die zweite aus der entgegen= gesetzten Blickrichtung („Änderte Seiten deß Schloß") und die dritte bietet eine Aufnahme der drei Türme der Vorburg. Besonders wertvoll sind die jeweils beigegebenen Bezeichnun= gen der architektonischen Details, die uns die gesamte Anlage in ihrer Zweckbestimmung bis ins einzelne erkennen lassen. Die für die damalige Zeit erstaunlich naturgetreue Darstellung des landschaftlichen Elements, die künstlerisch ansprechende Ausführung der Zeichnung und die sichere Beherrschung der Perspektive verraten einen geschulten Künstler, dessen Name uns leider nicht überliefert ist. Daß es sich auch um eine bis ins Detail verläßliche und naturgetreue Wiedergabe der archi= tektonischen Einzelheiten handelt, kann bei näherer Betrach= tung keinem Zweifel unterliegen. Der Quellenwert solcher, allerdings äußerst seltenen Darsteh lungen kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Wie schematisch, unansehnlich und flüchtig erscheint dagegen die fast gleichzeitig entstandene Ansicht der Schaunberg in der Topographie G. M. Vischers! Oberleitner, der die hier kurz besprochenen Ansichten im Jahre 1947 erstmals veröffent= lichte'', hat bereits auf die Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten in der Aufnahme Vischers im Vergleich zu diesen hingewiesen. Leider besitzen wir bisher noch sehr wenige Burgenansichten von solch hervorragender topographischer Treue der Darstel= lung, und nur selten ist es uns, wenigstens für frühere Jahr= hunderte, möglich, auf Grund anderer gleichzeitiger Darstel= lungen eingehende Vergleiche anzustellen. Zudem ist ja auch die katalogmäßige Erfassung des in vielen Sammlungen ver= streuten und in Gemälden, Altarbildern, Fresken usw. an vielen Orten bisher unbeachtet oder unausgewertet gebliebe= nen topographischen Bildmaterials noch lange nicht so weit gediehen, daß auch nur ein annähernd vollständiger Überblick möglich wäre. Auf diesem Arbeitsgebiet ist von der Forschung noch viel zu leisten. Immerhin bietet schon das in einzelnen Sammlungen im Original vorliegende Bildmaterial reichliche Möglichkeiten für die topographische und baugeschichtliche Erforschung unserer Burgen und Schlösser. So läßt sich bei= spielsweise aus den Beständen der Ortsansichtensammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums für manches Objekt eine ganze Reihe von Ansichten aus den verschiedensten Zei= ten zusammenstellen, aus denen die Baugeschichte oft deutlich verfolgt werden kann. Daß dabei die im 19. Jahrhundert entstandenen Darstellung gen zahlenmäßig überwiegen, ist selbstverständlich. Sind wir doch, wenn wir von seltenen Zufallsfunden absehen, für die Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der Hauptsache auf die verhältnismäßig wenigen Kupferstichansichten der Topographien, Reisebeschreibungen und anderer Ansichten= werke angewiesen. Die Erfindung der Lithographie (1799), eines Reproduktionsverfahrens, das ebenso wie der ab 1820 aufkommende Stahlstich im Gegensatz zu dem kostspieligen Kupferstich eine sehr billige Vervielfältigung von Zeichnun= gen ermöglichte, brachte hingegen in der Zeit der Romantik und des Biedermeier im Vergleich zu früheren Jahrhunderten eine wahre Hochflut von Bilderserien und Einzelansichten mit sich, die gerne auch Burgen darstellen.

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