(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

3 Grund für d en Kult der V ierzehn H eiligen , den en auch di e be- rühmte \ ,Vallfahrtskirc he am Ma in gewe iht ist, war wohl d as in liturgisc hen und hi sto ri schen T ex ten gena nnte Pr ivilegium specia le b esonderer Hilfskra ft und Gebe tserhörung, die einzelnen Heili gen vor ihrem Tod oder im M a rtyrium gewährt wurde. Bei den Fen- stern in Kreuzen sind a us der üblichen Zahl die H eiligen Ägydius, Barbara, Bl asius, Christophorus, Eustachius, Georg, Leonhard und l\!Iargare th a ver t reten, daz u kommen dann ungewöhnlicher- we ise die H e ili gen Floria n, No tburga, Pa pst Pius X ., Sebas tian und vVendelin . In di esen E rgänzu ngen d rückt sich di e Anpassung der seelsorg lichen Bedü rfni sse a n R aum und Zeit a us. J e sieben H eilige ha ben in einem gotischen Fenster Pla tz gefunden. Um di e Wiedergabe n ich t zu kl ei n werden zu lassen, ist eine Doppelreihe von 6 H eiligengestalten in der Art eines Glasfensters zusammengestell t, di eses Bild soll fü r di e Gesamtwirkung sprechen. Freilich, di e Glut der Farbe und ihre a usgewogenen Gegensätz- lichkeiten, ihr Flammen und Kühl en, \,Värmen und Leuchten muß die Phantas ie ergänzen. vVas a ber wo hl a us di eser Zusammen- stellung hervorgeht, ist di e sta rke Zeichensp rache einer neuen Bildkunst im sakralen R a um. Vielfac h sind für d ie H eiligen di e feststehenden Attribute verwendet. Das Zeich enhafte liegt ab er ni cht im Ding, sondern in d er künstlerischen Bewältigung d er Vorwürfe; wie Formen und Farben das Hintergründige spürba r machen, di e Bewegung d er Seelen. D as Erlebnis d er Künstlerin wird zu unserer Stellver tre tung, wir müssen es aber nachvoll- ziehen. 4 2 HI. Florian, einer Feuer löschend. Der Martyrer aus der Zeit der diokletianischen Verfolgung ist ein richtiger Volksheiliger, dazu noch oberösterreichischer Landespatron. Das berühmte Augustiner-Chorherrenstift seines Namens führt seinen Ursprung auf Grab und Verehrung des Heiligen zurück. Seit vielen Jahrhunderten wird der hl. Florian schon als „Nothelfer" gegen Feuer- und Wassergefahr, Sturm und Dürre angerufen. Als solcher ist er auch hier von Margret Bilger dargestellt, in der Zeichenhaftigkeit der helfenden Geste, die hier Flammen löscht. 3 St. Eustachius, oft viel mit dem hl. Hubertus verwechselt, weil von ihm die gleiche Jagderscheinung berichtet wird: Er soll nach einer Erscheinung des Kreuzes zwischen dem Geweih eines verfolgten Hirsches mit Frau und Söhnen die Taufe genommen haben. Unter Hadrian hat er dann in Rom mit seiner Familie den Martyrertod erlitten. In unserem Bild ist diese Erscheinung nachgezeichnet, aber sie ist mehr als der Bericht. Aus dem dunklen Leuchten der Gestalten, in denen die Liebe zur Kreatur, die - wie es im Römerbrief heißt - nach Erlösung seufzt; die Erlösung greift über den Bereich des sündigen Menschen hinaus. Die fromme Legende führt in tiefe theologische Gedanken, wenn die Kraft der Kunst zu tieferen Sinngebungen weist. 4 Auch der Martyrertod des hl. Blasius, der Bischof von Sebaste in Armenien war, fällt in die Zeit ,der diokletianischen Verfolgung. Nach furchtbaren Qualen wurde er enthauptet. Nach der Legende hat er einen Knaben, der eine Fischgräte verschluckt hatte, vom Tode des Erstickens gerettet. So ist er von altersher der Patron gegen Halsleiden, am 3. Februar wird in vielen Diözesen seit dem Mittelalter der Blasius-Segen erteilt. In dem hier wiedergegebenen Fenster ist dargestellt, wie der Heilige ganz allgemein zur Gesundung verhilft, in Gestalt eines Engels neigt er sich über ein Krankenbett. 27

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