(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

- ohne daß damit Ried fo rmell zur Stadt erhoben worden wäre. 1435 folgt in Ansehung der d em H ause Bayern immer erze igten treuen Dienste di e Bundschuhwappenverleihung, deren fa rbiger Origina lbri ef noch erh a lten ist, 1482 di e Verleihung eines dritten J a hrmarktes. Im ers ten Drittel des 16. J ahrhunderts besaß Ri ed einen besond eren Gönner am bayerischen H of in der Person des aus einer Ried er Patri z ierfami lie stammenden Ho(juristen Andreas Pernöder, der wahrsche inlich auch a ls Ingolstädter Student das „Volksbuch von Ba rbarossa " m it der Gründungssage von Ri ed (wa hrscheinlich doch nur eine nachträgliche Erkl ärung d es Bundschuhwappens) verfaßt, besser: zusammengekittet hat te. J edenfalls war durch das Volksbuch das historisch e Bewußtse in der Ri ed er erwacht, sie erreichten durch Pernöder auch d ie Ein- bez iehung der a nge bli chen Dietmarmühle in den Burgfri ed en, ma lten se in Wappen und seine Taten aufs Rathaus und se tzten dem Bundschuhla nz enträge r auf dem Marktbrunnen ein ste inern es D enkma l - ein a uffa ll end frühes Beispiel eines Profandenkma les in u nseren La nden. Di eses 15. und 16. J a hrhundert war wie allgemein a uch in Ri ed. das Zeitalter bürge rli chen Aufschwungs. Und zwar stützte sich di eser in Ri ed. vor a llem auf di e a ls zünftiges Handwerk betriebene Leinenweberei und a uf den L einwandhandel. Die Leinweber, d ie mit ihren kl einen H olzhäuschen, di e zum T eil h eute noch stehen, d ie Vormärkte besiedelten, erbauten schon 1494 ein türmchen- geschmücktes Zunfthaus und erri chteten darin eine Beschaustä tte, di e d ie L einwand auf ihre Güte genau prüfte und das Ri eder Beschauzeichen zu einer weitbeka nnten Qua litätsma rke machte. Nac h einer zeitge nöss ischen Berechnung fanden an di e 800 Ei n- wohner von der Leinweberei ihr Brot . Aus ihnen st iegen dann manche zu Leinwa ndhändlern auf, mit denen di e Leinweber 1568 eine gena ue „Zeitka ufordnung", d. h . regelmä ßige Liefer- fri sten und Liefermenge n gegen Bevorschußung d es Rohmate ri a ls, vere inba rten. Ri eder Le inwand ging damals innaufwä rts bis nach Ita lien , und von Bozen kam dann auc h j ener Handelsherr Peter Hillebrand , der in frühkapit a listischem Geiste zusammen mit den mit ihm ka rtellierten anderen Leinwandhändlern d ie be- ginnende Not der R ieder Leinweber dazu ausnützen wollte, um sie in ein sta rkes Verl agssystem zu pressen , ein Fabrikssystem, wie es bei den schles ischen v\/ebern geschehen ist. Am Widerstand der L einweberzunft , der manchmal auch gewalttätige Formen a n- na hm, scheiterte dieser Versuch, aber den Leinwebern war auch sonst bald nicht mehr zu helfen . Gegenüber d er vis major der wel twirtschaftlichen Umschichtungen seit der Entdeckung Ameri- kas nützten auch die Petitionen der Leinweberzunft an den Kaiser ni chts, das H andwerk ging seit dem l 7. J a hrhundert ständig zurü ck, und h eute ist der letzte Webstuhl aus Ri ed ve r- schwunden. Dann beginnen wieder di e Grenzschicksale für Ried. Zwa r konnte das baye ri sche, frühzei tig rekatholisierte Innviertel d en 44 von der Umuhe des Dreißigj ährigen K ri eges ausgelösten ober- österre ich isch en Bauernaufsta nd über di e Grenze hinweg, hart an der er sich entwickelte, a ls Zuschauer betrachten. Ri ed war abe r auch das H a uptquartier der bayerischen Truppen, di e fast gegen den \,Villen d es Kaisers gegen die oberös terreichischen Baue rn ausgesandt wurden. Es sah di e wi lde F lucht der baye- rischen R eiter Lind los nach d er Sch lach t am Schulterberg (zwischen Geiersberg und Haag), es sah abe r auch am 4. Oktober 1626 den General Pappenheim in se inen Mauern, der in d en Schlachten im Emlinger H olz, bei Pinsdo rf und ·wolfsegg dem Bauernaufsta nd im wesentlichen ein Ende machte. Was unter diesen Bauernkri egswirren Ri ed für Leiden mi tz umac hen ha tte, davo n geben di e R atsprotokolle über Qua rtierlasten und die Totenbücher über Seuchenopfer beredtes Zeugn is. Auch vom eigentlichen Dreißigj ährigen Kr ieg blieb das Innviertel nur insoweit verschont, als es nicht unm itte lbarer Kri egsscha u- pl a tz wurde. Es gal t geradez u a ls ZuAuch tsstätte. So ist um 1630 der erste Schwanthaler a ls F lüchtling vor den Schwedengreueln im bayerisch en Oberlandhi er eingewandert und wurde der Stamm- vater der fünf Generationen von Ri eder Schvva nth a lern , d ie von hier ihre kunstgelernten Söhne nach vVi en, K rems, Gmunden , Passau und München aussa ndten und deren Schöpferkraft - ein einzigartiges Phänomen - erst in der siebenten Generation mit dem Münchner Ludwig von Schwanthaler endete. Noch steht di e von Thomas Schwaut ha ler, dem weitberufenen „Bild- schni tze r von Ri ed ", errichtete \!Verkstätte in der Pries terzeile, h eute Schwan tha lergasse, weni ge H ä user vo n d er Pfarrkirche, d ie sei n edelstes v\Terk, di e se it kurzem a uch in di e Kunstgeschichte eingega ngene „Ri eder Ölberggruppe" , b irg t. Neuerdings standen sich Österreich und Bayern im Spanischen Erbfo lgekrieg gegenüber, m it dem d ie fr anzosenfreundli che, habsburgfei ndliche E instellung der bayerischen Kurfürsten beg innt. Ried lag wieder zwischen zwei Feuern eines lang a nha lten - den Beläs tigungskrieges den H ausruck herüber und hi nüber und war das Opfer brandve rh eerender Ü berfälle und schwerer Kontributionspressungen von beiden Seiten. Auch di e damit in Zusammenha ng stehende bayerische Bauernrebell ion von 1705/06 - ein Partisa nenkr ieg gegen di e österreichi sche Besatzungsmach t, R echte Seite: Ried 1m1 1710 Kupferstich von M . Wening Wie der Markt R ied erbaut w urde / Ho lzschnitt aus dem „ Volksbuch von Barbarossa", 151 9 mit seiner Parole „Lieber bayerisch sterben , a ls ös terreichisch verderben" - ließ Ri ed n icht unberührt. 1 eben J ohann Georg Meincll und Plinganser war auch der Bildhauerssohn Bonaventura Schwanthaler ein führender Offi ziei- der Bauern und eroberte m it 500 Mann und Artillerie Sch ä rding. Di e kaiserliche Gegen- aktion er reichte am 18. März 1706 Ried , das seine U n te rwerfung erkl är te. Während sich die Rädelsführ er Meindl und Plinganser in Sicherheit bringen konnten, bli eb Bonaventura Schwanthaler für a lle Zeiten verschollen. Ein Folge des spanischen Erbfolgekri eges wa r die Ver tei lung des bisher bayer ischen La ndes di esseits des Inn a n Getreue des K a isers.

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