(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

Ried und Umgebung bekam der ka iserli ch e Obersthofineister Gra f T ra utson a ls R eichsherrsc haft. Ri ed wechselte innerha lb we nige r J a hre dreimal den Landesh errn: a us einem kurfürstlich bayerischen wurd e es zunächst ein ka iserlicher und 1710 e in fürstlich Trau tso nsch er M a rkt, wie m a n a us d en Titelbl ä t te rn d er R a tsprotokoll e a blesen ka nn. Di e Episode da uerte a llerdings nicht la nge. Das Gebie t wurde 171 5 wied er dem aus seinem Pa riser Ex il zurü ckgekehr te n Kurfürsten zugesproch en. D as Spi el wiederholte sich mi t wenigen Änderungen im Ö ster- reichi schen Erbfolgekri eg 174-0 /45 . Wieder geri et Ri ed zwischen di e feindli chen H eere, und es sind diesma l di e kroati sch en Pa n- dm cn Trencks, d ie in d er Gegend so m a nch e ihrer cha rak te ri sti- schen Krummsäbel hinterli eßen , wi e sie h eute das Rieder l\!Iuseum a ufbewa hrt. Di e K r iegskos ten der M a rktkammer b eliefen sich auf 12.000 Gulden, di e des besonders belaste ten Brä uerha ndwerks a !J e in auf 70.000 G ulden, a ll es uneinbringli che Forderungen , da di e Schäd en vo n öste rreichi sc her Seite verursacht worden wa ren, Ri ed a b er noc h einma l bei Baye rn ve r blieb. E rst der durch d ie Friedensliebe M a ri a Theres ias im K eime er- sti ckte Baye rische Erbfolgekri eg , der sogenannte „Zwe tsc hen- und Ka rto ffel kri eg" 1778/ 79, br ingt di e neue, schon vor 500 J ah re n erst rebte Lösung . Österreich erreicht im Fri eden von T esch en di e T nng renze . Joseph II ., der seine a uf ganz N ied erbayern ge ri chteten Plä ne so sta rk ha tte zurü ckstecken müsse n, schreibt von ein er Be1·e isung des neugewonnenen Gebietes a n seine Mutter: ,, \ ,V enn ma n a n d as d enkt , was uns h ä tte gelinge n können, da nn ist di e Sache fr e ili ch nur gering. An und für sich ist a ber di eser L and- stri ch sc hön und für O beröster re ich ungem ein p assend ." Es ist nun fü1 · Ried sehr bed eutsam geworden, da ß nach kurzem Schwa nken gegenüber Brauna u di e Zentralbehörden für d as n eue oberösterreichi sche Innvier tel , zuerst die prov isorische Einri ch- tungskommission und da nn das ständige Kreisamt, n ach Ri ed ve rl eg t wurden, wohl a uch wege n seiner Mittellage. Es wird damit d er Kreisvo rort , was heute noch verwa ltungspolitisch n ach- wirkt , indem es d er Sitz des Kreisgerichtes für das Innvi ertel blieb. Die Bedürfnisse di eser Behörden zogen di e erste Buch- drucker ei des Innviertels n ach Ried und damit e inen Kultur- faktor ersten R a nges, desse n geradliniges Erbe heute der wohl- ausges tattete Zweigbetrieb d es Oberösterreichisch en L a ndes- verlages inneh a t. Da nn erl ebt Ri ed seit 1792 di e Durchzüge österreichi scher Truppen zum Krieg gegen das r evoluti onä r e Frankreich und in umge- kehrter Ri chtung di e fra nzös isch er Kri egsgefange ner , für die in Ried ein H ospita l eingerichte t wurde. Es blieb ni cht b ei dieser ersten Begegnung mit den Fra nzosen. Der zweite K oalitions- kri eg von 1800 brachte ei n Gefecht der über den Inn vorgedrun- genen F ra nzosen mit österre ichi schen Nachhuten am Schweickel- berg vor den Toren Ri eds, der dri tte Koa litionskri eg vo n 1805 einen ähnlichen Zusammenstoß , d er in d er fra nzös isch en Staa ts- ze itung „Moniteur" soga r als eine sieg reiche „Schlacht b e i l\!I ehrnbach " au sposaunt wurde. Napoleons Schwage r Murat wa r diesma l d er „Eroberer Ri eds", ihm folg te am nächsten T age Napoleon selbst und nahm in Ried für e inige Tage Quartier. Am 3. ovember 1805 ve rli eß Napoleon , ,,auf dem beka nn te n Schimmel reitend", wiederum Ried in Ri chtung \tVi en zur Drei- ka iserschlacht von Austerlitz. Die dritte Fra nzose ninvasion von 1809 wa r für das Innv iertel die verheer endste , a ber a uch die folgenreich ste. Wi eder war Napoleon am 2. l\,fai in Ri ed , über- nachte te a ber nur und ritt schon am früh en Vormittag weiter , förmli ch um dem Ri eder Holzschuhmac her H einrich Tuschl erst gar nicht Zeit zu seinem sagenhaften Attenta t zu lassen. Di ese Lokalsage ist sichtlich eine Übertrag ung des ta tsäc hlich en Attenta tsversuches d es deutsch en Freiheitsschwä rmers Friedrich Sta ps be i de r Sieges pa rade in Schönbrunn . Denn hä tte damals wirklich in Ri ed ein Schuß gekracht , so h ä tte es um Ri ed anders a usgeseh en. Stat t d esse n fo lg ten Aspern und \ ,Vagram und d er 45

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