(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Surzruine ?ürnscein ober äer 6roüen Ivlübl, nörälick dleuteläen. Kunärurm. Die Lesamraiilrze isr burgenkunälick sekr inrerezzLnr, Beispiel einer späcZoriscberi ^.nlaZe mir neureirlicben 2ubaucen. bin ^obnüüZsl isc beure nocb in VerrvenäunF fassend. Die gesamte Hoheitsverwaltung des modernen Staates, die Finanzverwaltung, die wirtschaslssührung, all diese lebenswichtigen Äußerungen einer Gemeinschaft, wie Volk, Staat, Land, lassen sich im Mittelalter aus die Burg beziehen. Eine Burg war verwaltungsmässiger, steuristischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt einer Landschaft, sie war der Kern einer Grundherrschaft, die alle diese Funktionen ausiibtc. Robert Baravalle nennt in seiner steirischen Bur- genkunde als weitere Aufgaben die Landesverteidigung und oftmals auch die Landgerichtstätigkeit. Diese Vielschichtig ­ keit läßt es also verständlich erscheinen, wenn die Kommis ­ sion für Burgenforschung der Akademie den Aufgabenkreis sehr weit spannt. Sie fordert die Erforschung jeder Anlage „als Mittelpunkt eines Rechtsbezirkes, als Geil eines wehr- systems, als Teil einer Grundherrschaft, als Mittelpunkt einer sozialen Gemeinschaft, als Finanz- und Handelsbezirk, als Kulturzentrum, als Baukörper in der Neuzeit, in der Stellung des Burgherrn, in ihren Auswirkungen auf den w eh rge danken und in der Burgenpflege im Lauf der Jahr ­ hunderte mit den daran anschließenden Fragen der Früh- mi tte l a I tc r f o r s ch u n g ". Diese li u sg ab e nb e s ch re ibung ist ein Idealprogramin, es bleibt aber sehr zu befürchten, daß die Burgenkunde im Stoff ersticken wird, wenn man tatsächlich diese Forschungsgebiete für jedes Objekt konsequent verfol ­ gen will. Es wird vielleicht möglich sein, die eine und andere Anlage in dieser Verzweigtheit und Vielgestaltigkeit darzu- stellen, die wissenschaftliche Burgenkunde sollte aber ein ­ deutig und klar als Wissenschaft von Objekten umschrie ­ ben und methodisch benrenzt werden. Obre wesentliche und eigentliche Aufgabe ist die Bauaufnahmc, die 'Inventa ­ risierung und die Baubeschreibung mit Darstellung der Bauentwicklung der nrittelalterlichen Burganlagen und der verschiedenen, oben bereits genannten gleichartigen mittel- elterlichen Gebäude. Eine Besitzgeschichte und Herrschafts- gcographic derselben kann ergänzend ausgearbcitcr werden, wurde eine Burg zu einen: neuzeitlichen Schloß umgebaut, so muß die bauliche und besitzgeschichtliche Darstellung bis zur Jetztzeit fortgesetzt werden. Die Burgenkunde ist eben eine Hilfsdisziplin, die nicht Aufgaben der reinen Geschichts ­ wissenschaft lösen kann. In diesen: Sinne wird auch seit 'Jahren in Oberösterreich die Burgenforschung vorangetrieben. Landesarchivdirektor Dr. Erich Drinks hat hier das volle Verständnis von Lan- deshauptinann-Stellvertreter Felix Kern gefunden, dein es zu verdanken ist, daß die Burgenvermessung in das Auf ­ gabengebiet der oberösterreichischen Landesbaudirektion — nach Maßgabe der Zeit — ausgenommen worden ist. Mit Herrn Ing. Wilhelm Götting steht dort eine hervorragende Fachkraft zur Verfügung, die ihren Auftrag mit Liebe zur Sache, E in M)lungs vermögen und ausgezeichneten: tech ­ nischen: Können erfüllt. Jährlich werden einige Objekte neu vermessen und in Grundrißplänen 1:100 ausgenommen. Schnitte ergänzen dieses Bild. Von jeden: Objekt wird zusätz ­ lich noch, zur Gewinnung einer besseren Geländeübersicht, ein Plan 1 : roo angefertigt. Folgende Anlagen sind bereits be ­ handelt: Falkenstein, pürnstein, Dornach, Lobenstein, wind- egg, piberstein, Klaus und die Klosterruine pulgarn. Im heurigen Jahr sollen wapenberg, Wildberg, Loscnstein und Staus vermessen werden. Das Oberösterreichische Landes- museum beabsichtigt, diese Pläne im Rahmen einer Burgcn- ausstellung in: kommenden Jahr der Heimatforschung vor- zusühren. Mit dieser Aktion ist ein Forschungsweg beschritten. Offen bleibt noch die Anlage einer oberösterreichischen Burgen- kartei. Vielleicht bietet sich später einmal die Möglichkeit, über dieses Thema zu berichten.

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