Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

Die SAKOG --■■1a1m1orz:11r:Jll]ll!IIJlrJlr:Jll[!]lrnll!Jlll!JIDll]ll~lrJll!IBlrJIC!l[:llllt31C!Jl[:ll[!ll]II■-- Der vorangehende Artikel macht uns die nötigen Maschinen zur Realisierung mit einem Projekt der Kohlenveredelung dieser Ideen bereit. Im Salzach-Kohlenin Oberösterreich bekannt, einem inter- revier wurde 1845 eine Dampfmaschine essanten Vorhaben, technisch und wirt- eingestellt, die den gesamten Betrieb schaftlich bedeutsam. Ebenso interessant rationeller gestaltete. Der Arbeiterstand enveist sich aber auch das Entstehen betrug damals rund zweihundert. Eine einer völlig neuen Industrielandschaft im Naturkatastrophe im Jahre 1852 - einäußersten Westen unseres Landes. brechendes \,Vasser der Salzach ersäufte Trimmelkam (nicht zu verwechseln mit damals die Stollen - leitete den NiederTimelkam) liegt südlich des Weilhart- gang ein. Wieder kamen Sorgen und forstes in einer Landschaft von herber Nöte, die eigentlich bis 1945 nicht mehr Schör;i.heit und einem weiten Horizont, abrissen. Die Braunkohle im allgemeinen den die Salzburger Berge begrenzen. Es hatte einen schweren Konkurrenzkampf ist ein altes Ländereck, an dem sich Ober- zu führen, die Salzachkohle im besonösterreich, Salzburg und Bayern begegnen. deren stand im Schatten größerer und Bis vor wenigen Jahren noch war Trim- besser eingerichteter Betriebe. m~lkam e~_n unbedeuten~es Bau~rndorf Wie kam es dann zu dem plötzlichen mit 22 Hausern. Heute 1st es Sitz der Aufschwung? Dr. h. c. Ing. Josef Stern „Salzach - Kohlen - Bergbau - Gesellschaft erwarb 1923 die Schurfrechte. im Gebiet m. b. H." (SAKOG), einem modernen Industrieunternehmen, das vielen Arbeitern Brot gibt und in der Wirtschaft des Landes Oberösterreich einen neuen Großfaktor darstellt. Die Entstehungsgeschichte dieses Unternehmens ist ein vorzügliches Schulbeispiel, daß Pioniergeist auch in der Alten Welt noch bedeutende Veränderungen hervorrufen kann, zeigt uns aber auch, wie lange oft eine Idee, ein Projekt zur Reife braucht, wie viele Vorbereitungen notwendig sind und daß zur Realisierung immer der richtige Zeitpunkt abgewartet werden muß. Die Anfänge dieses Kohlenbergbaubetriebes weisen in das Jahrhundert des Merkantilismus zurück. Die Chronik berichtet, daß die Kohlenvorkommen im Weilhartforste schon 1675 bekannt waren. Es ist die Zeit, da man die mittelalterlichen Wirtschaftsformen überwand und erstmalig an Stelle eng gebundener Lokalwirtschaft eine gelenkte Staatswirtschaft setzte. Der Staat förderte damals alle Versuche, industrielle Betriebe auszubauen. Es ist begreiflich, daß im Bergbau diese Anfänge nur tastende Schritte sein konnten. Das Gespenst der Not und Absatzsorge wich bis 1845 nicht von dem Unternehmen im Weilhartforst. Dieses Jahr brachte dann den ersten Aufschwung. Wieder ist es eine Zeit allgemeiner wirtschaftlicher Umwälzungen. Das planwirtschaftliche Denken des Merkantilismus hatte den modernen Industriebetrieb gedanklich vorbereitet. In jahrzehntelanger Erfinderarbeit stellten die Techniker um Trimmelkam. Als Energiefachmann schwebte ihm die Ausnützung der Kohle für Stromerzeugung in wasserarmen Zeiten vor. Es wäre für den Historiker sehr interessant, aus Zeitberichten, Briefen und Aufzeichnungen die damaligen Gedankengänge zu rekonstruieren. Denn es war Unternehmergeist, vorausschauende wirtschaftliche Spekulation nötig, um diesen Schritt wagen zu können. Berufene Fachleute, der Geologe Dr. G. Götzinger und der Bergfachmann Dr. Ing. Hermann Löcker, führten die Untersuchungen, die sehr positiv ausfielen. Den letzten Anstoß zur Aufwärtsentwicklung gaben aber die wirtschaftliche Notlage Österreichs nach dem Zweiten Weltkriege und die technische Verfeinerung der Braunkohlennutzung. Österreich war 1945 gezwungen, sich auf eigene Füße zu stellen. Es mußte sich deshalb um Quellen umsehen, die im eigenen Lande anzuschlagen waren. In schwerer Notzeit hatte man überdies gelernt, Rohstoffe richtig einzusetzen, d. h. richtig und wirtschaftlich zu nützen. Da es sich bei dem Ausbau um ein Unternehmen handeln mußte, das nur auf breiter Basis gelingen konnte, schritt man zur Gründung einer Gesellschaft m. b. H., eben der „Salzach-Kohlen-Bergbau-Gesellschaft m. b. H", an der beteiligt sind : Die Republik Österreich, die Länder Oberösterreich und Salzburg sowie die Fa. Stern & Hafferl. Bei dem Rohstoff, der gewonnen wird, handelt es sich um eine hochwertige Braunkohle, die sehr qualitätvoll gewertet wird. In der Abhandlung von Dir. Franz Zaininger: Der Kohlenbergbau Oberösterreichs und seine Wirtschaftsleistung (in: Oberösterreich, Wesen und Leistung. Hrsg. v. d. o.-ö. Landesregierung. - Linz 1952, S. 165 ff.) wird angeführt, daß die aufgefundenen Flötze in einer Tiefe von 80 bis 160 Meter liegen und der Abbau im Jahre 1949 1000 Tonnen, 1950 zirka 6300 Tonnen betrug. Die statistischen Angaben aus 1952 und 1953 erweisen den ungeheuren technischen und wirtschaftlichen Aufschwung. 1952 betrug die Förderung 101.000 Tonnen, 1953 315.000 Tonnen. 1952 waren 716 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, 1953 betrug die Beschäftigtenzahl 861 Personen. Der Absatz läuft ungehemmt, besonders der Export in das benachbarte Bayern entwickelt sich gut. Im Jahre 1953 wurden 15 Millionen Schilling investiert. Diese Zahlen zeigen deutlich den imponierenden Aufschwung eines neuen Industriebetriebes. Im Gebiet des Weilhartforstes sind die beiden Fördertürme (28 Meter hoch), die Werksanlagen, die Wohnanlagen zu einem neuen Wahrzeichen geworden. Eine Zweigbahn schafft den Anschluß an die Bahnlinie Salzburg-Lamprechtshausen. Mitten im bäuerlichen Gebiet entwickelt sich ein neuer Lebensrhythmus. Trimmelkam, das Dorf, wurde zu einem heranwachsenden Industrievorort. Wie im Salzkammergut und im Hausruck ist es das hervorstechende Merkmal dieser Industrielandschaft, daß sie die Bindung mit dem Boden nicht aufgibt. Es ist eine organische Entwicklung möglich, die den Arbeitern gute soziale Verhältnisse schafft. Es ist eine If!dustrie im Grünen, fernab von Großstadtproblemen. Die Gesellschaft bemüht sich sehr, diese gesunde Entwicklung zu fördern, vor allem hat sie den Wohnbau an die Spitze ihrer sozialen Maßnahmen gereiht. Für das Wirtschaftsgefüge des Landes Oberösterreich ergibt sich durch Trimmelkam eine neue Gliederung. Die älteste Industrielandschaft ist das Salzkammergut, das seine alten Formen im allgemeinen erhalten konnte. Die Eisenwurzen, die Landschaft der Eisenverarbeitung, hat ihre modernen Schwerpunkte in Steyr und Linz gefunden. Der Hausruck ist das alte Kohlengebiet. Der Weilhartforst schafft nun ebenfalls in Kohle einen neuen Brennpunkt. 49

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