Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

aus persönliche Auseinandersetzung mit der sichtbaren Welt dar und will als solche verstanden sein. Im malerischen Gesamtwerk von Anton Lutz stel len die L a n d s c h a f t e n und V e d u t e n wohl den umfangreichsten Sektor dar. Sie waren es, die zuerst den Ruf des Malers begründeten. Und sie sind auch heute noch eines der bevorzugten Themen seiner Kunst. Kaum in einem anderen Bezirk seines Schaffens läßt sich auch der persönliche Entwicklungsgang des Künstlers so deutlich verfolgen, wie hier. Schon die volle Höhe meisterlichen Könnens :ceigt die 1925 entstandene Ansicht des Linzcr Hauptplatzes in der oberösterr•eichischen Landesgalerie, die bis heute eine der besten Arbeiten des Künstlers geblieben ist. Das Bild ist im vollen Gegenlicht gegeben, dessen schwierige malerische Probleme Lutz wie kaum ein zweiter meistert . In wahren Kaskaden schäumt und stürzt die Lichtflut eines glühenden Sommermittags in den umhegten Raum des Platzes, bricht sich an den aufgespannten Schirmen der Marktstände, wirft eine Fülle farbiger Reflexe auf die Fassaden der Häuser zurück. Alles ist hell in hell gemalt, in reinen, leuchtenden Farben mit einigen sparsam verteilten Dunkelheitsakzenten im Mittelgrund. Sein faszinierendes, künstlerisches Leben aber empfängt das Bild nicht zuletzt von der kühnen Dynamik der malerischen Handschrift, die das Gewirr der Marktstände, \'Vagen und Menschen im Mittelgrund des Bildes mit einigen zuckend-bewegten Bündeln krapproter J8 und indigoblauer Linien umschreibt. Hier nimmt Lutz in der Tat manche malerische Ausdruckselemente vorweg, die wir ein halbes Jahrzehnt später bei Wilhelm Thöny in den Bildern seiner Pariser Schaffensperiode wiederfinden. Ahnliche Vorzüge wie der „Linzer Hauptplatz" weisen auch eine Reihe anderer Städtebilder und Landschaften auf, die in die Zeit zwischen 1925 und 1935 fallen. Von ihnen seien hier nur die durch bewegte Lichtführung ausgezeichnete Ansicht „Linz gegen \Vesten", ferner die große ,,Vöcklabrucker Landschaft" und die Vedute „Aus Venedig" (alle 1932) besonders genannt. Um einige Jahre später ist die Prager Ansicht mit Moldau und Hradschin entstanden, die schon am Ende der ersten Schaffensperiode steht. Sie gehört zu den wenigen Bildern des Künstlers, in denen das volle Sonnenlicht einer gedämpften, kühl-silbrigen Helligkeit weichen muß. Nur ein gebrochener Sonnenstrahl fällt durch •eine Wolkenlücke auf den rechten Mittelgrund des Bildes, während im Hintergrund die langgestreckte Masse des Hradschin mit dem vidtürmigen St.-Veits-Dom in halber Verschattung bleibt. Wundervoll ist der lichtdurchwobene Dunstschleier gegeben, der über der Moldaustadt liegt und die architektonischen Massen zu fast körperloser Leichtigkeit entrückt. Kühles Silbergrau, gedecktes Grün und Schwarz bilden den dominierenden Farbakkord des Gemäldes, das nur im rechten Vordergrund ein paar lebhaftere Akzente in Gestalt von Karmin und Ultramarin Jachtklub Attersee II 1951

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2