(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5

gezwungen, es Lenau selbst zu sagen. Der leidenschaftliche Mensch brach in Verwünschungen auf den Tprannen aus und als ihn Aanette zurechtwies, stürmte er davon, um sich nicht mehr blicken zu lassen. Wohl kam er im nächsten Sommer wieder zurück nach Gmunden. Er hatte Schleifer sogar gebeten, ihm ein Haus ausfindig zu machen, das er kaufen könnte. Doch er blieb nur eine Woche, das stattliche Pflegerhaus in Traunkirchen das er erwerben sollte, schlug er aus und reiste un¬ nittelbar von Gmunden nach Stuttgart. Von Ranette, die nach Schleifers Worten „tief an ihn dachte“ hatte er sich losgesagt und das für Traunkirchen bestimmte Geld legte er später zu seinem Unheil für eine Farm n Amerika an Joch einer Liebesgeschichte sei gedacht, der des großen Goethe zur kleinen Instrumentenmacherstochter Ma¬ rianne Jung aus Linz. Sie wurde durch die Ziebe zu diesem Größten aus einer kleinen Tänzerin und Schau¬ vielerin zur großen Dichterin Marianne Willemer, der Suleika des „West=östlichen Divan“. Aber es wären noch viele Ziebesgeschichten zu erzählen, die in Oberdonau spielen, wie die von dem Dichterpaar Annette von Droste=Zülshoff und Levin Schücking, die in Mondsee endete, von der innigen Zerzensneigung Hottfried Kellers zu Marie von Erner, die am schönen Grundlsee spielt, oder die dramatische Geschichte des Weiberfeindes Strindberg und seiner jungen Gattin in Mondsee. Aber es gibt ja gewiß kein Fleckchen im chönen Gau Oberdonau und besonders im Salzkammer¬ gut, wo nicht die Wellen der Seen, die Felsen und Waldbäume von uralten oder ganz neuen Tiebes¬ geschichten raunen und flüstern könnten. Amundhee Die Töpfermeister der „Dynastie Schleiß“ kann man wohl zu den berühmtesten Kunsthandwerkern Europas zählen. Franz Schleiß I. und dessen Frau Franziska erwarben 1843 lie seil 1632 bestehende Werkstätte am Seestadll in Gmunden heute Theatergasse. Franz I. war zweimal, 1864—1872 und 1876—1882, Bürgermeister der damals in raschem Aufblühen begriffenen Traunseestadt. Großmutter Franziska, die unter¬ nehmungslustige Töpfermeisterin, fuhr zweimal jährlich mit hren beiden großen Kähnen voll grüngeflammtem und be¬ maltem Geschirr die reißende grüne Traun hinunter zu den Märkten nach Linz und von dort aus weiter über die Donau nach Wien. Ihr Sohn Leopold wirkte von 1887 bis 1912 in seiner Werkslätte, der heute der 1884 geborene Meisler Franz Schleiß II. vorstehl. Es wäre müßig, darüber zu slreilen wer von den drei Meistern dieser Dynastie der künstlerisch bedeutendere war, alle drei schufen in jahrzehntelanger Arbeit im Kreise ihrer zahlreichen Schüler aus allen deutscher Gauen Meisterwerke edelster Handwerkskuns Beim Gang durch die Werkstätten hört man die verschie¬ densten deutschen Mundarten, Schüler und Gesellen machen Lichtbilder: Hernler, Gmunden

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