(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Winter 1937, Heft 2

wandlung in Schlösser und stehen so noch heute in freilich mehr oder weniger veränderter Gestalt da. Der gröfüe Teil der Burgen (vor allem die Holz- und Erdbauten) von einst ist aber dem zerstörenden Zahn der Zeit erlegen und heute so spurlos verschwunden, daß oft nur der halb verschollene Flurname „Burgstall" an die Stelle erinnert, auf der vor Jahrhunderten ein wehr– hafter Mann mit seiner Sippe hauste. Sdunerzlich beklagen wir, daß dieses Schid(sal auch die Stammsi~e zweier oberösterreichischer Ritter ge– troffen hat, die als die besten Vertreter von des deutschen Minnesangs Frühling gelten: Der Kürnberger und Dietmar von Aist. Jener, eine fast halb mythische Gestalt, galt lange als Dichter des Nibelungenliedes und hat uns einige Minne– lieder hinterlassen, von denen das LiedvomFalken, den die Geliebte zähmt und der ihr dann ent– flieht, neben den schönsten Liebesliedern Goethes bestehen ·wird. Von der Burg des Dichters aber, die am Südhang des Kün1bergerwaldes lag, steht heute kein Stein mehr. Auch die Stammbmg Dietmars vonAist, auf einem heute noch„Altaist" ge1iannten Bergkogel bei Wartberg, traf gleiches Los, indes seine Lieder, zumal in der meister– haften Nachdichtung seines Landsmanns Edward Samhaber, heute noch merkwürdig frisch und lebendig anmuten: „Ahi, nun bringt die schöne Zeit Der Vöglein Melodei, Schon gri.int die Wiese ·weit nnd breit, Der Winter ist vorbei. Bald siehst du Blumen allerwärts Voll hundertfarbigen Scheins, Dari:iber freut sich manches Herz Und tröstet sich aud1 meins - " lautet eines· seiner vor 700 Jahren gesungenen Frühlingsliedchen, das bestehen wird, solange Frühlingsselmsucht und Fri:ihlingslust in den Herzen der Menschen sich regen. · Nun aber frisch auf zu fröhlicher Burgenfahrt in Oberösterreich . Beginnen wir bei der gTöfüen und sd1önsten, der Landeskrone OberösterTeichs, die auch je~t noch in ihren Trümmern unsere Bewunderung er– wedd- der Schaunburg.Machtvoll gebietend und weit hinausschauend ragt sie von einer Kuppe des waldbedeckten Höhenri.idzens, der das Aschacher Bedrnn einschließt, über das von ihr einst be– herrsd1te Land, und die, die auf ihr saßen, waren die mächtigsten Herren im Lande. De1m die Freien von Sd1aunburg ~~habten sid1 in ihrer Blütezeit auf ihren vom tlausnick und hinüber bis an den Attersee und bis an die Mauern von Linz reid1enden Besi~ungen als Landesfürsten, die ibr Recht unmittelbar vom Reiche ableiteten und auf ihrem Stammsi~ fürstlid1e Hofhaltung führten. Als die HalJsburger in die Ostmark kamen, bestritten sie diese Reid1sunmittelbarkeit Ruine Schaunburg, Kapelle Lid,tbi ld: M. Neumüller Ruine Schaunburg Lid,tbild: M. Neumüller 35

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2