(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Winter 1937, Heft 2

Ruine Schaunbw-g Lichtbild; Alois Sd1warz lßurgenfahrten durth IOberönerreith Von K a r l P a u 1 i t s c h Die Burg, im mittelalterlichen Sinne dieses Begriffes verstand en, d. i. als Wohn- und Weh rbau der damals kulturtragenden ßevölkerungsschichte, des rittermäfügen Adels, weist eine Enhvicklung auf, die sich etwa vom 1.1. bis über das 15. Jahr – hund ert, somit über ein halbes Jalutausend er– stredd. Wenn wir von kleinen Erd- und Holz– bauten (den eigentliche n Burgställen) absehen, so se~t die Entwiddung der gemauerten Burg mit dem Zeitpunkte ein, in dem die das röm_i sche Kulturerbe antretenden germani schen Völker den St ein al s Baumaterial handbaben lernten, und dies geschah bei un s erst nach der Jahrtausend– wende. Als Bischof Altmann von Passau Ende des 11. Jahr hw1d erts die Ostmark besuchte, fand er noch die meisten Ki rche n und Klöster aus Holz gebautundverordnete fi. ir die_Zukunft Ste1_·nbauten. Die profane Baulrnn st ist di eser Entwi cklung erst später gefolgt und so finden wir, daß auf ober– öst erreichischen Boden die me isten Burgen in der für dieses Zeitalter cha l'alderistischen Form zwisd1en elfhundert und dreizehnhm1dert ent– standen sind. Von dieser Zeit an kann bei un s also ers t von Bmgen im eigentlichen Sinne ge– sprochen werden . D er so entstand ene Burgentyp beherrschte das gan ze Hoch- und Spätmittelalter, bis mit der Entdeckung des Schi eßpulvers und der fortsd1reitenclen Vervollkommnung der Feuer– w·affen ein neuer Ab schnitt der Entwiddung einse~te. Die Burg verwand elte sich zunäch st in ]4 den noch inuner wehrhaften Schloßbau der Renaissance, der schließli ch unter abermals ge– änderten Verhältnissen auf alle Verteidigungs– mittel verzichtet e und zu dem Adelsscblosse im heutigen Sinne des Wortes wur de. Die alten Burgen des Mittelalters aber verfielen , soweit sie dieser Entwicklung nidit folgten, d. h. umgebaut wurden oder nicht schon vorher durd1 Krieg oder Brand der Zerstörung anheimgefall en waren . Man kümmerte sich nidit mehr um die Uberreste ein es als barbarisch verschrienen Zeitalters und überlieU sie ihrem. Sdück sal. Erst die Romantik lehrte die Menschen die Schä~e ihrer Vergangenheit wieder achten und so ist mit Beginn des 19. Jalu:hundcrts ein neues Verständni s vor all em aud1 für die noch vorhand enen Burgbauten des Mittelalters erwacht, das auch heute in unverminderter Stärke anhält. Diese Entwicklung vollzo_g: sich aud1 auf dem Boden un serer Heimat. In uberösterreich stand im. Mittelalter ein gutes halbes Tausend von Bmgen und fes ten Edelsi~en, der en späteres Schicksal sidi sehr verschieden gestaltet. Einige, doch nur wenige gii!gen nad1 der Verfügung ihrer Eigentiimer in Kl öster auf, wie Lambach, Reichersberg, Wilhering, Gleink und Schlierbach. Um andere hatten sich AnsiecUungen entwi ckelt, die zu Städten ,vurden, in denen sid1 die Burg als beherrschender Stadtkern erhalten konnte, wie in Linz, Wels, Enn s, Steyr, Freistadt und Schärding. Manche wieder machten die Um-

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