(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

einen Blick auf das Gebifl der Glassarg-Skelette! Tief hinab sind die Zähne abgeschliffen und abge– mablt, rücksichtslos hat die Kieselsäure der Ge– freidespelzen dem Zahnbein zugese~t. Prachtvoll schattig ist es im Buchenwalde ober Hallstatt. Zwischen den Asten der knorrigen Stämme gli~ert der See, gucken die Randberge des Dach– steins heri.iber. Wohl kaum ein Weg ist so ehr– wi.irdig wie di eser! Seit Jahr·tausenden zog es die Menschen hier hinauf zum - Salz! Auf einmal ist der Steilhang zu Ende ! Ein Tal gri.illt tms, eine \Viese zu unset·ei· Linken ist von bunten, nidzenden Bhm1en bedeckt! Das Grabfeld liegt vor un s. Gibt es etwas Gev.raltigeres, Er– schütternderes, als der Gedanke an die vielen, vielen Generationen, die hier durch zweieinhalb Jal:irtausende ruhten, ehe Forscher im vorigen Jahrhundert den Schleier zerrissen, an die Tränen, die hier flossen, wenn ein Bergmann seine le~te Schidlt verfahren hatte und zum le~ten Male das „Glück auf" ersdrnllte, an die grofle Liebe, die den Toten alles fürs Jenseits mitgab, ,vas ihnen im Leben Freude bereitet hatte. Ein einsames, weltverlorenes, von Wasser, Fels und Forsten besd1ü~tes Hochtal. Und doch ein Hort erlesenster Kultur! Auf beschwerLd1en Pfaden zog österreichisches Salz als Kostbarkeit in die Welt hinaus, über Berg und Tal kamen kostbare Bronzen ins Salzbergtal. E in herrlicher Sommertag. Neckisd1e Stral1len dringen ins lärchene Blockhaus, tanzen auf dem sdrweren Fichtenholztisd1e, verfangen sich staun end im goldglänzenden :::idmrncke, den die Frau zum Gebmtstage erhielt: Ein geripptes Armband, zwei lange Gewandnadeln , eine Fibel (Sid1erheitsnadel), a usgearbeitet zu prad1tvollstem Brustsclrnrncke mit singenden,küngenden Klapperb]ed1en an tänzelnden Kettchen, eine Halskette aus bunten Glasperlen, ein e Bronzeschi.issel mit einem Griffe, wie er auf der ganzen Welt nie rn.ehr gefunden wurde! Eine Kuh steigt über den Rand des Metallbeckens und das Kälblein trottet folgsam nach ! Dies alles und Tausende anderer Sad1en,wanderte als Beigabe in di e Gräber. Einer der kostbaTSten Zu den prachtvollsten Sigill atastiicken der römischen Siedlung gehörte dieser Cobnertus-Becher (Bild oben) Auch die Römer in Hallstatt hielten etwas auf sich: Dieses Rasiermesser versd1önerte vor rund 2000 Jahren (Bild Mitte) Diese Fackel brannte und leuchtete vor 2?00 Jahren im vor– geschid1Hi chen Hall stätter Bergwerke (Bi ld nebenstehend) 29

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