800 Jahre Schlüsselhof - 80 Jahre Schlüsselhofsiedlung

31 binnen (etwa) zwei Stunden zu räumen hätten. Somit geschah es, dass innerhalb von Stunden fast der gesamte Bereich des Schlüsselhofes – einschließlich der Fachschule – für die nächsten Wochen von amerikanischen Soldaten besetzt war. Die vertriebenen Bewohner fanden oft mit Müh´ und Not in anderen Stadtteilen bei Verwandten oder Bekannten Unterschlupf. Doch waren viele Häuser auch vorher schon nur mehr spärlich bewohnt, da seit den Bombenangriffen insbesondere Frauen mit Kindern aufs Land evakuiert worden waren und daher oft nur mehr die Männer oder ältere Leute im Haus anwesend waren. Als dann die Häuser endlich wieder für die Eigentümer frei gegeben wurden, hatten die Bewohner natürlich auch Vieles zu reparieren. Nicht selten kam es auch vor, dass sie manche Sachen, die vorher im Haus waren, nicht mehr vorfanden. Kurioses zum „guten Ende vom 5.Mai“ Einquartierungen Mit dem 5.Mai 1945 verbinden sich aber auch einige kuriose Begebenheiten, von denen mir (damals Fünfjährigen) einige in Erinnerung sind: Unser Nachbar (und damit mein späterer Stiefvater) war wegen des bevorstehenden Einmar-sches der Amerikaner wie viele andere auch von der Arbeit in den Steyrwerken weg geblieben und hatte die Aktion mit den Kreidezeichen auf den Gartentoren beobachtet. Er verständigte daher beide Straßennachbarn (also meinen Groß- vater u. Herrn Schneider), worauf alle beschlossen, die Kreidekreuze abzu- waschen. Daher blieben zur Verwunderung der übrigen Schlüsselhofbewohner dann unsere drei Häuser ohne Einquartierung von US-Soldaten. Diese Aktion hätte natürlich auch „ins Auge gehen“ können. Kuh bewahrte Bewohner vor Vertreibung Am selben Tag wartete auch die Familie Kösteldorfer (nächste Straße – Haybergerstraße) mit Koffern auf einer Wiese beim Amateureplatz sitzend auf das Anrücken der amerikanischen Okkupanten, nicht wissend, wohin sie gehen sollten. Nach einer längeren Weile schickte die Familie den 12jährigen Sohn Josef zur Nachschau aus, was sich bei ihrem Haus tue. Als in diesem Moment ein GMC-Truppenwagen vorfuhr, blieb Josef wie angewurzelt stehen und bekam zunächst einmal von einem GI ein Päckchen Kaugummi geschenkt. Gleich darauf kam wiederum ein deutsch sprechender US-Soldat aus dem Kösteldorfer-Haus, und fragte Josef erstaunt, wo denn seine Eltern seien, denn da sei ja eine Kuh im Haus, die versorgt werden müsste! Somit bekam Josef den Auftrag, die ganze Familie zurück zu holen, die dann neben den Amerikanern weiter im Haus verbleiben durfte.

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