Der Sauschneider Kaspar Schiffner († 1797) und seine Bibliothek.

218 an die Herrschaft Steyr (Steuern, Todfallsabgaben) und die Kosten für das Be- gräbnis, den Sarg, die Gebühren für den Pfarrer und den Mesner in der Höhe von 19 Gulden. 3 Auch die Fahrhabe wurde aufgenommen: ein neuer Ofen, eine Öllampe aus Messing, vier Leuchter und weitere 12 Kerzenleuchter, Betten, Truhen, Bettzeug, Tische, Stühle (darunter drei Lehnstühle), Kästen, Kisten, Waagen und Geschirr (drei Zinn- und eine Kupferflasche, Gläser und Trinkgeschirr). Daneben wurde auch Brennholz gefunden und vor allem das vom Verstorbenen für seinen Beruf benötigte Werkzeug und Gerät (Fleischerstöckl, Fleischring, Schneidezeug), vier Steigleitern, das „Brechl- und Spinnzeug', eine Hausuhr sowie ein „Altärl“. Eine Spezifikation dieser Dinge ergab die Summe von 72 Gulden und 37 Kreuzer. Eine Endabrechnung einschließlich der Bücher, auf die noch zurückzukommen sein wird, die geschätzt wurden, ergab schließlich am 5. Oktober 1802 die Gesamt- summe des Vermögens, einschließlich des Hauses, aber abzüglich der Schulden, die beachtliche Summe von 678 Gulden und 28 Kreuzer. Die erste Sperrelation trägt das Datum des 16. Mai 1797, wurde also drei Tage nach dem Tode Schiff- ners aufgenommen. Der Verstorbene hinterließ eine Witwe (Eva Maria), die üb- rigens Analphabetin war, und fünf unverheiratete Töchter, davon zwei minder- jährige. Die älteste, Maria Anna, war 30 Jahre alt und ebenso wie ihre Schwestern (EvaMaria 24, Theresia 21, Anna Maria 18 und Katharina 15) zu Hause. Zu diesem Zeitpunkt lebte auch noch die Mutter des Verstorbenen, Katharina Schiffnerin, verwitwete Auszüglerin auf dem Blaichergut, und deren Töchter Katharina Ze- hetner und ihr Mann Philipp auf dem Blaichergut sowie Eva Maria, die Gattin des schon genannten Amtmannes Albert Pfab. Als die ganze Angelegenheit am 29. September 1802 abgeschlossen wurde, also nach mehr als fünf Jahren, wird die Witwe erwähnt, die älteste Tochter aber nicht mehr. Die zweite, Eva Maria, hatte inzwischen den Messerergesellen Mi- chael Schienbachler geheiratet und lebte mit ihrem Mann als Inwohnerin in Steyrdorf. Die nächste Tochter, Theresia, hatte sich als Dienstmagd „beim Lang- wieser“ in Waldneukirchen verdingt. Soweit das Schicksal der Familie des ver- storbenen Mannes. Inzwischen sind wir der Zeit aber etwas vorausgeeilt. Nach der Aufnahme der Verlassenschaft durch die Herrschaft Steyr, als der Abhandlungsakt dem Oberdi- rektor vorgelegt wurde, bemängelte dieser, neben einigen Formalitäten, vor al- lem die Tatsache, dass die Bibliothek in der Relation nicht erwähnt wurde. Diese sei doch auch ein Teil des nachgelassenen Vermögens. Wenn sich kein annehm- barer Käufer finde, der den gesamten Bücherbestand in einem abnehme, so 3 Über ländliche Wohnverhältnisse in dieser Zeit vgl. allgemein Roman Sandgruber, Gesindestuben, Kleinhäuser und Arbeiterkasernen. Ländliche Wohnverhältnisse im 18. und 19. Jahrhundert in Ös- terreich, in: Lutz Niethammer (hg.). Wohnen im Wandel. Beiträge zur Geschichte des Alltags in der bürgerlichen Gesellschaft, Wuppertal 1979, 107 ff. Über das „Jägergut“ vgl. Begsteiger, Garstner Haus-Chronik, Steyr 1986, 320.

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