Der Sauschneider Kaspar Schiffner († 1797) und seine Bibliothek.

217 Aus den Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs, 15. Band, Linz 1986 Zur Bildung ländlicher Unterschichten. Der „Sauschneider“ Kaspar Schiffner (†1797) und seine Bibliothek. Von Georg Heilingsetzer Am 13. Mai 1797, mit 55 Jahren, verstarb in seinem Haus in Pergern Nr. 2, dem sogenannten „Fleischhackerhäusl“ in der Pfarre Garsten, der Sauschneider Kaspar Schiffner (oder Schiefer) an der „hitzigen Krankheit“. Daraufhin ging man vonseiten der zuständigen Grundobrigkeit, der Herrschaft Steyr, daran, die Ver- lassenschaftsabhandlung durchzuführen und zu diesem Zweck auch die Fahr- habe zu inventarisieren . 1 Da war zunächst nicht viel Ungewöhnliches. Das Haus selbst, um die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, wurde zunächst auf 90 Gulden geschätzt, später auf 100 Gulden erhöht. 2 Es heißt auch, das Hausgebäude sei in einemmittelmäßigen Zustand, die Hausgründe schlecht, weiterer Grund und Bo- den nicht vorhanden. An barem Geld waren 30 Gulden und 25 Kreuzer vorhan- den, die der Witwe zur Bestreitung der Bestattungskosten überlassen wurden. Die finanzielle Situation des Verstorbenen kann zwar nicht als glänzend be- zeichnet werden, sie garantierte aber gewiss das Auskommen, und die Familie zählte nicht zu denen, die Not leiden mussten. Sonst wäre es dem Verstorbenen, der 1762 als „Pupill“ die Behausung käuflich um 90 Gulden erworben hatte, nicht möglich gewesen, im Laufe der Zeit sogar Darlehen an seine Verwandten auszu- geben. So schuldeten ihm seine beiden Schwager, Philipp Zehetner auf dem Blai- chergut unter der Herrschaft Hall und der Albert Pfab, Amtmann und Jäger auf dem Gärtnerhaus der Herrschaft Ort am Traunsee gelegen, 46 bzw. 19 Gulden 30 Kreuzer (samt Zinsen), und auch ein Nachbar, der Leonhard Bogenhuber auf dem „Jägergut“ zu Pergern, stand bei ihm mit einem namhaften Betrag in der Kreide. Das machte zusammen 97 Gulden aus. Demgegenüber standen Schulden 1 Die Grundlage dieses Aufsatzes bildet die Verlassenschaftsabhandlung des Kaspar Schiffner im Oberösterreichischen Landesarchiv, Landesgerichtsarchiv, Hs. S(teyr) 1305. Leider ist die umfang- reiche Handschrift nicht foliiert, weshalb auf Seitenangaben verzichtet werden muss. Da die Rechtsangelegenheit erst 1802 abgeschlossen wurde, ist sie neben anderen Verlassenschaften aus diesem Jahre zu finden (den Hinweis auf diese Verlassenschaftsabhandlung verdanke ich Herrn Ökonomierat Alois Zauner, Neuhofen); Eintragung in die Pfarrmatriken von Garsten. Dort wird als Todesursache „Lungelbrand' angegeben. 2 Zum „Fleischhackerhäusl' zu Pergern (Katastralgemeinde Garsten, heute Erlenbrunnstraße 15) vgl. die Garstner Häuserchronik von Helmut Begsteiger. (Ich danke Herrn Begsteiger für die ge- währte Einsichtnahme in sein Manuskript.) 1762 Juli 27: Kauf des Hauses durch den „herrschaft. Hallerischen Pupill' K. Sch.

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