Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

61 Nach einem Straßburger Meisterlied aus dem Jahre 1597 drang der Ruhm der Steyrer Meistersinger weit über die Grenzen der engeren Heimat: „Noch sind vor der Zeit in der Welt weit herrlich Dichter gewesen, findt man ihr Nam bereit, noch leben heut zu Leipzig und zu Dresen, zu Eszling, Nördling, Wien, Breslau, zu Danzig, Basel, S t e i e r, zu Colmar, Frankfurt, Hagenau, im römischen Reich zu Speier, Weiszenburg gleich Pforzheim ist reich an Dichter, wie wir lesen.“ In den Wirren der Gegenreformation verstummte für immer der Meis- tergesang in Steyr, wo er sich durch fast ein Jahrhundert der liebevollsten Pflege erfreute. Die Eisenkompagnie Die ungünstigen Verhältnisse zu Anfang des 16. Jahrhunderts führten zu einer Unwürde am Erzberg, die Kaiser Maximilian I durch eine „Bergordnung“ (1507) zu beheben suchte. Diese Reform brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. In Steyr wurde 1516 die „Gesellschaft des gestreckten Stahls“ gegrün- det. Diese ließ den in mehreren Hammerwerken von Weyer und Umgebung erzeugten Vorderkernstahl in kleinen Streckhämmern im Steyrtal (Neuzeug, Si- erning) zu besseren Stahlsorten (Scharsachstahl) verarbeiten. In den nächsten Jahren schürfte man nach „Waldeisen“ am Arzberg bei Reichraming (1538) und am Gaisberg bei Molln (1570). Wie vorher gesagt, waren die in diesem Jahrhundert in Steyr ansässi- gen Handelsgeschlechter vor nicht allzu langer Zeit erst eingewandert. Sie betrieben neben dem Stahl- und Roheisenexport einen schwunghaften Mes- ser- und Rohleinenhandel nach Venedig und erwarben Rad- und Hammer- werke. Im Rat erlangten sie die höchsten Ämter (Ratsbürger) und erhielten durch den Ankauf adeliger Güter auch den Adelstitel. Die mächtigsten Fami- lien waren die Aettl, Attaler, Dorninger, Engel (aus Bayern), Fenzl, Forster,

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