Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

57 Lateinschule war Lindner bis zum Jahre 1622 und anschließend Matthias Tal- mann tätig. Die Lateinschule der Protestanten wurde 1608 wiedereröffnet. Sie be- stand bis Oktober 1624 und wurde vom Rektor Ägidius Weixelberger, einem Regensburger, geleitet. Die Rektoren, vor allem Brunner, Mauritius und Lindner, veranstalte- ten mit ihren Schülern in der Faschingszeit im Rathaus oder im Schulgebäude Komödienaufführungen. Mauritius benötigte zur Aufführung der von ihm selbst verfassten Schuldramen 40 bis 60 Schüler. Bei diesen Veranstaltungen waren nur für die Ehrengäste Sitzplätze vorgesehen, die übrigen Zuschauer wohnten stehend der Vorstellung bei. Für ihre Bemühungen um das Schul- theater erhielten die Rektoren vom Rate eine „Verehrung“, die bei 12 Taler für jede Aufführung betrug. Das Große Hochwasser Fast ebenso häufig wie die Brände waren in diesem Jahrhundert ver- heerende Überschwemmungen (1558, 1567, 1572, 1598). Die größte Hochwasserkatastrophe erlebte Steyr am 8. Juli 1572. Die Fluten der Enns überschwemmten Stadtplatz und Enge und brachten die Neutorbastei sowie viele Häuser und die Stadtmauer am linken Ennsufer zum Einsturz. Zu den beschädigten Gebäuden gehörte auch das Dominikanerklos- ter. Die dort wohnenden 60 Studenten der Lateinschule konnten noch kurz vor Eintritt der Katastrophe das Schulhaus verlassen. Rektor Mauritius be- schreibt in einem Gedicht das Hochwassergeschehen und schildert darin den Einsturz der Lateinschule mit folgenden Worten: „Dann fielen erst starck Häuser nieder, an manichen Orten hin und wider, das Wasser sah warlich so schüech, als es zuvor war gewesen nie, der Teuffel streckt dran all sein Macht den Schulern grimmiger nachtracht, noch wehret GOTT sein argen Lüst, daß keinen nichts geschehen ist, in solcher grossen Leibs Gefahr deß seinen nahm ein jeder war,

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