Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

38 Peter Ponhalm vom 1. Februar 1344. Vermutlich war es eine vom Abt zu Garsten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründete Pfarrschule, an der dieser Schulmeister wirkte. Stiftbriefe und andere Urkunden aus dem 14. Und 15. Jahrhundert bezeugen die Anwesenheit eines Stadtschulmeis- ters. Ein Kaufvertrag vom Jahre 1370 nennt den Schulmeister Franziskus; er ist der erste Lehrer, den wir namentlich kennen. Die Umgestaltung der Pfarrschule in eine Stadtschule vollzog sich all- mählich. Einerseits genügten die kirchlichen Schulen nicht mehr den Anfor- derungen der größeren Städte, anderseits konnten die kirchlichen Schulge- setze gegenüber dem selbstbewussten, am Schulwesen interessierten Städ- tertum nicht durchdringen. Dies führte öfter zu einer Auseinandersetzung zwischen kirchlichen und weltlichen Behörden. Ein solcher „Schulstreit“ ent- brannte im 15. Jahrhundert auch in Steyr. Die Bürger, die schon durch Jahr- zehnte das Schulhaus zur Verfügung stellten, forderten vom Abt zu Garsten, dass die Bestellung und Enthebung des Schulmeisters auch mit ihrer Zustim- mung erfolge. Um eine Einigung in der Streitfrage zu erzielen, wandte man sich an Herzog Albrecht V., der im Spruchbrief vom Jahre 1437 verfügte, dass der dem Pfarrer von Steyr in allen unterrichtlichen Belangen unterstehende Schulmeister im gütlichen Einvernehmen zwischen dem Abt und den Bürgern eingesetzt werden müsse. Von schulgeschichtlichem Interesse ist die Tatsache, dass sich für die Anstellung eines Schulmeisters in Steyr einmal sogar der Landesfürst ein- setzte. Kaiser Friedrich III. verlangte 1492 in einem an Richter und Rat gerich- teten Schreiben, man möge Ulrich Hierß als Schulmeister aufnehmen. Über den damaligen Unterrichtsbetrieb fehlt jede Überlieferung. Wie in anderen Stadtschulen war wohl auch in Steyr neben Religion die lateini- sche Sprache der wichtigste Unterrichtsgegenstand. Einer besonderen Pflege erfreute sich der Chorgesang, da die kirchlichen Gesänge unter Leitung des Schulmeisters von den Schülern ausgeführt wurden. Zur Bestreitung des Lebensunterhaltes bezog der Schulmeister das Schulgeld. Gewöhnlich waren es in den süddeutschen Städten vierteljährlich 15 Pfennige, Armenschüler bezahlten nur die Hälfte oder leisteten keine Zah- lung. Dieses Einkommen erhöhten die Einkünfte aus dem Chordienst. Die Steyrer Stadtschule befand sich im 14. Jahrhundert in einem Ge- bäude in der Nähe des Friedhofes, der damals direkt an die Stadtpfarrkirche

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