Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

37 Im zweiten Stockwerk, das bereits vom Giebel geschnitten wird, ste- hen die Fenster in überhöhten Bogennischen. Die typische Gestalt jedoch er- hält das Bauwerk durch die steile, hohe Dachlinie. Das Innere schmücken Steingeländer, Säulen, Fenstereinfassungen und sehenswerte Türbeschläge. Bemerkenswert ist die in ursprünglicher Gestalt erhaltene Dachbodenstiege. In früheren Zeiten befand sich in dem Gebäude eine Hauskapelle. Der einstige Gutbrotische Patriziersitz wechselte öfter seine Besitzer. Im 19. Jahrhundert (1788 - 1898) besaß ihn die Familie Mayr, die ihn an die Eisenhändler Heindl und Seidl verkaufte. Gemäldereste an der Fassade, Vasen, Trauben, Putten und Bachanten zeigend, gaben vor der 1954 vorgenommenen Restaurierung noch Kunde, dass in den Räumen zu ebener Erde einmal fröhliche Zecher saßen. Auch das vor etwa hundert Jahren angebrachte Steckschild mit dem goldenen Löwen erinnert noch an das ehemalige „Löwenwirtshaus“. Witzige Steyrer fanden, dass die Steckschildfigur einem kleinen Hund, einem „Bummerl“, gleiche, und bis zum heutigen Tag ist der Scherzname „Bummerlhaus“ lebendig ge- blieben. Außer diesem Kleinod spätgotischer Baukunst besitzt die Stadt noch eine Reihe mittelalterlicher Bürgerhäuser mit vorgekragtem Stockwerk, stei- lem Walmdach und reizvollen Höfen, die zusammen einen Bestandteil von 512 Steinsäulen aufweisen. Besonders sehenswert ist der Arkadenhof des Apothekerhauses Kirchengasse Nr. 16 (Steinsäulen mit Kerbschnittornamen- tik), ferner die Häuser Stadtplatz Nr. 15, 23, 25, 38 und 44. Eines der schöns- ten gotischen Bürgerhäuser, das Gebäude Stadtplatz Nr. 14, wurde im Feb- ruar 1944 von Bomben zerstört. Die Stadtschule Über die Anfänge des Schulwesens in Steyr sind wir mangelhaft unter- richtet. Der Grund hierfür mag vielleicht darin zu suchen sein, dass im 11. und 12. Jahrhundert in den vor den Toren der Eisenstadt gelegenen Benediktiner- Abteien Garsten und Gleink schon Klosterschulen bestanden, die auch Exter- nisten besuchen konnten. In Steyr fand sich um 1270 eine Schule der Waldenser Gemeinde. Die erste Nachricht über einen Schulmeister enthält das Testament des Bürgers

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