Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

146 Dr. Viktor Klotz bestellte. Für Steyr aber, das um die Jahrhundertwende zu einer mächtigen In- dustriestadt emporgewachsen war, erwies sich das St.-Anna-Spital als viel zu klein. Zur Erbauung eines neuen Krankenhauses bewilligte daher der Ge- meinderat im Jahre 1900 einen Betrag von 9000 Kronen. Der Besitzer des Brauhauses in der Langen Gasse (Haratzmüllerstraße), Johann Haratzmüller (1816 bis 1902), vermachte für den gleichen Zweck die hohe Summe von 200.000 Kronen. Eine ansehnliche Spende gab die Waffenfabrik-Gesellschaft. Durch öffentliche Sammlungen und Wohltätigkeitsveranstaltungen konnten weitere Geldmittel für den Krankenhaus-Neubau aufgebracht werden. Noch vor Ausbruch des Weltkrieges, im Herbst 1913, wurde der Bau des Kranken- hauses nach den Plänen des Wien er Architekten H. Schimitzek begonnen und noch 1914 unter Dach gebracht. Die Fertigstellung verzögerten die Kriegsereignisse. Erst am 18. September 1916 konnte die feierliche Einwei- hung und Eröffnung in Anwesenheit hoher Festgäste begangen werden. Das neue Krankenhaus verfügte über 200 Betten. Schon im Jahre 1917 wurden 700 Operationen ausgeführt. Da im Kriege die Zahl der eingelieferten Kranken besonders hoch war, diente auch das St.-Anna-Spital weiterhin der Krankenpflege. Das modernst eingerichtete Krankenhaus der Stadt Steyr, in dem erst- mals in Oberösterreich Rückenmarksoperationen durchgeführt wurden, übernahm im Jahre 1930 das Land Oberösterreich. Kurze Kriegschronik 1914—1918 Das große Völkerringen, ausgelöst durch die Schüsse von Sarajewo, zerstörte rasch den in jahrzehntelanger emsiger Arbeit errungenen Wohl- stand unserer Stadt. Wie anderwärts, herrschte anfangs auch in Steyr Kriegsbegeisterung. Am 28. Juli 1914 vernahm die Stadtbevölkerung das kaiserliche Manifest „An meine Völker“, sie hörte die Rede des Bürgermeisters anlässlich der Mobili- sierung am 31. Juli um 8 Uhr abends vor dem Rathaus und nahm Abschied von den Reservisten und vom Jägerbataillon. Die Waffenfabrik, die nun mit Hochdruck für den Krieg zu arbeiten begann, wurde militärisch bewacht. Am 6. September trafen die ersten Verwundeten in Steyr ein. Es waren

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