Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

112 Zu Beginn des Jahres 1783 bestanden daher in Steyr eine k. k. Haupt- schule, eine Mädchenschule und vier Trivialschulen (Berggasse, Ennsdorf, Glein- ker Gasse, Aichet). In den nächsten 60 Jahren blieb es bei dieser Einteilung. Eine Umgestaltung erfuhr das städtische Schulwesen erst 1841. In die- sem Jahre wurde in Aichet ein neues Schulhaus erbaut und die Trivialschule in Steyrdorf (Gleinker Gasse) geschlossen. Aus Anlass der Geburt des Kron- prinzen fasste die Stadtgemeinde am 31. August 1858 den Beschluss, die Vor- stadtpfarrschule in Aichet zur Pfarrhauptschule zu erheben. Von 1863 bis 1903 wirkte hier als Oberlehrer der als Dichter und Sänger bekannte Wenzel Wenhart (1834 bis 1912). Am 15. Mai 1847 wurde im Exjesuitengebäude eine Kleinkinderbe- wahranstalt eröffnet und nach dem Bau eines Schulgebäudes in Ennsdorf (1855/1856) die Bergschule geschlossen. Der Lehrer an dieser Schule, Franz Xaver Kuhn, bezog am 8. April 1861 mit 114 Schülern die neue Schule am rechten Ennsufer. An der Pfarrschule am Berg wurde kein Unterricht mehr erteilt. Der österreichische Rousseau An die k. k. Hauptschule kam als Direktor Amand Berghofer. Er wurde am 1. Dezember 1745 zu Grein geboren, studierte in Wien und erhielt über Empfehlung des Fürsten Kaunitz die Direktorstelle in Steyr. Schon nach vier Jahren verlangte er aus verschiedenen Gründen seine Entlassung. Sein Ent- lassungsgesuch ist kurzgehalten: „Exzellenzien und Gnaden: Ich bitte um die Erlaubnis, daß ich aufhören darf zu sein Ihr gehorsamster Diener Amand Berghofer.“ Der Direktor folgte einer Einladung des Grafen von Kallenberg nach Muscka in der Oberlausitz, wanderte dann ein Jahr lang in der Schweiz umher und kaufte sich schließlich im Helenental bei Baden mit dem von der Frei- maurerloge zur Eintracht geborgten Gelde ein Häuschen, dessen straßensei- tige Fenster er vermauern ließ. JedenMorgen trug er seine Kinder zum nahen Bach, um sie zu baden. Sein eigenartiges Leben lockte viele Fremde, beson- ders aus Wien, an. Ein Anerbieten des russischen Admirals Tschernitschef, nach Petersburg zu kommen, schlug er aus. Später finden wir Berghofer bei seinem Jugendfreund Poschinger im Bayrischen Wald, dann ein zweites Mal

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