Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

405 würde auch an Lehrkräften fehlen. Aber immer stünde zu besorgen, dass die Klos- terordnung und die Denkungsart der alten Mönche und Prälaten auf Professoren und Lehrlinge einen Einfluss hätten. Nach gemachtem bischöflichen Seminarium müssten die Kandidaten im Kloster eine Einrichtung finden, die sie bei ihren erhal- tenen Studien und Grundsätzen bestärkte und zur Bestimmung für die Seelsorge mehr übte. Andachten, Gewohnheiten und Regeln, die nach dem Urteil des Ordi- narius dem Geist eine zweckwidrige Bestimmung gäben, hätten aufzuhören. Übri- gens hingen die zur Seelsorge brauchbaren Klostergeistlichen vom Wink des Bi- schofs ab, um in den angewiesenen Diözesandistrikten zur Aushilfe verwendet zu werden. Deshalb wäre es angemessen, dass jeder Prälat und jedes Stiftsmitglied, das zur Seelsorge brauchbar wäre, vornehmlich aber der Kandidat, ehe er seinem Oberen den Gehorsam zusage, dem Bischof zu schwören hätte, dass er sich in al- lem, was die Ausübung der Seelsorge betrifft, nach den bischöflichen Anordnun- gen richten wolle; bei bevorstehenden neuen Prälatenwahlen solle der Bischof ge- gen alle, die seinen Anordnungen erweislich in einem oder anderen Stück entge- gen gehandelt haben, die Exzeption machen können. Dem Bischof solle es zu- stehen über gemachten Vorschlag jeden von der Exposition oder Vorrückung auf eine Stiftspfarre auszuschließen, der sich gegen seine Anordnung in Kirchensachen verfehlt hätte, sowie er auch bei schon Ausgetretenen Zurücksetzung auf mindere Posten, bei erneuerten Fehlern in das Kloster, auch nach Befund zu schlechterer Vorsorgung sollte verfügen können. Die Kaplan-Exmönche verlassen sich auf ihre Pension und trotzen daher manchmal den Pfarrern. Anderseits anerkennt der Bischof den großen Einfluss der Klöster auf die Bele- bung religiösen Geistes. Den drohenden, schon fühlbaren Priestermangel schreibt er in erster Linie der Aufhebung der Klöster und Stifte zu, die so viele Werbe- und Anziehungsplätze für den geistlichen Stand gewesen seien; mit ihnen habe sich der Geist des Aszetismus verloren, womit sie sowohl auf den Kanzeln als im häuslichen Umgang Eltern und Kinder ansteckten. Allerdings, wenn es sich handle die Mittel vorzuschlagen dem Priestermangel wieder abzuhelfen, da scheine der Mönchs- stand und Aszetismus keineswegs mehr standzuhalten: „er verträgt sich weder mit der Aufklärung der gegenwärtigen Zeit noch mit vernünftigen Grundsätzen der Re- ligion, die heutzutage gewiss nötiger als in den finsteren Jahrhunderten sind, noch mit der Absicht und Bestimmung für die Seelsorge, wozu uns der Nachwuchs fehlt." Seine „geläuterten" Ansichten machte der Bischof auch alsbald geltend aus Anlass eines kleinen Bildersturmes, der den bestehenden Vorschriften gemäß sich erheben musste gegen Kremsmünster. Beanständet war das geschnitzte und an- gekleidete Muttergottesbild über dem Hochaltar zu Frauenstein, einer seinerzeit dem Stift Garsten inkorporierten Pfarre, an welcher der Garstner Profess P. Wirntho Pieslinger angestellt war, und das Bild von Adlwang. P. Wirntho war zweimal Prior in Garsten gewesen; wegen Kränklichkeit resig- nierte er das erste Mal auf das Priorat; das zweite Mal musste er davon entfernt

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