Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

239 entledigen. Schon 1815 bestand im Garten eine Schießstätte. Eine Zeit lang wurde das ehemalige Kloster auch als Armen- und Siechenhaus verwendet. Am 29. Oktober 1856 kam im Rieder Gemeindeausschuss in einem Schreiben des Pfarrers Freund der Wunsch des Bischofs Franz Josef Rudigier nachWiedererrichtung eines Kapuzinerklosters in Ried zur Verlesung. Der Gemeindeausschuss wollte jedoch geistliche Personen, die sich mit Unterricht beschäftigten, vorziehen: Benediktiner, Piaristen, Ursulinen. Das Verlangen nach Wiedereinführung der Kapuziner in Ried wurde immer leb- hafter geäußert. Am 29. August 1862 zogen 3 Priester und 1 Laienbruder aus der nordtirolischen Kapuzinerprovinz, zu welcher Ried bis zur Abtrennung der bayrischen Provinz (1668) anfänglich gehört hatte, von der Bevölkerung und auch demMagistrat feierlich emp- fangen in das ehemalige Kloster ein: überlassen war ihnen die Messeleser- und die Messnerwohnung. 1863 wurde der für die Siechen verwendete Trakt geräumt und 1864 umgestal- tet. Die Fuhren von Baumaterial leisteten die Bauern unentgeltlich 1865 war der Um- bau vollendet, das Hospiz wurde Kloster. 1890 wurde der letzte Trakt auf noch vor- handenen Grundmauern aufgeführt. Auch die Kirche wurde neu zugerichtet. Allmäh- lig wurde auch der Garten wieder zurückerworben (bis 1895), die Schießstätte wurde nach Bad Ried („Wiesbaden") hinaus verlegt. Das Kloster ist nun fast in seinem frühe- ren Umfang wiederhergestellt. 58. Aufhebung des Kapuzinerklosters in Freistadt. Die Verteilung der Individuen war anfangs August 1785 durch den k. Kustos, den Linzer Guardian Alois Steyrleithner festgesetzt. Dem Kustos wurde für seinen ganz au- ßerordentlichen Eifer in Unterstützung der Regierung ein Belobungsdekret zuerkannt und beschlossen ihn Seiner Majestät anzurühmen; man werde unentstehen bei erster Gelegenheit ihn als einen auch vom Konsistorio zur Seelsorge ausnehmend tauglich an- erkannten Mann bestens zu empfehlen. (Er blieb allerdings in Linz und starb als Jubel- priester.) Der Bürgerschaft war die bevorstehende Aufhebung angekündigt worden mit der Begründung, dass das Klostergebäude zu besserem Nutzen für die Bürgerschaft ver- wendbar sei. Diese aber richtete eine energische Bitte an den Bischof dd. 11. September 1785 um Belastung der Kapuziner. Die Aufhebung des Klosters verstoße wider die Ab- sicht des Monarchen, der das Landvolk in Kürze zu mehrerer Aufklärung des Christen- tums kommen sehen wolle. Sie müssten auch mit empfindvollem Herzen den traurigen Zustand der so zahlreichen Ortsarmen als auch deren auf der Landstraße vorbeigehen- den Notdürftigen vorstellen, anerwogen, dass das dermalen eingeführte Armeninstitut noch nicht bei solchen Kräften sich befinde allen Armen und Reisenden einen angemes- senen Unterhalt oder Geldbetrag abreichen zu mögen, dahero diese Patres mit Abbre- chung ihrer eigenen Speis und ihres Brotes, ohne dem Publikum im mindesten zur Last zu sein, alltäglich zur Mittagszeit den so zahlreichen Armen wenigstens eine Suppe

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