Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

240 erfolgen zu lassen das heilige Werk der Barmherzigkeit gegen Dürftige zu üben sich rühmlich bestrebten. Der Stadtpfarrer würde nicht imstand sein mit 7 Kooperatoren besonders bei Epidemien die Seelsorge zu versehen. „Sollte es nun die allerhöchste Ver- ordnung sein die allhiesige Priesterschaft in eine so geringe Zahl zu vermindern, so sieht man sich schon zu voraus versichert, dass unser alleinseligmachender Glaube in eine so unvorgesehene, der Nachkommenschaft zu ihrem Seelentrost höchst nachteilige Lauig- keit geraten muss, so bitten die Unterzeichneten aus innerstem gerührt ganz fußfällig sich Vonseiten des gegenwärtig zu Aufrichtighaltung des Christentums in Österreich ob der Enns gottgefälligst und nützlichst aufgestellten Kirchsprengels ihren schwermütigs- ten Angelegenheiten gnädigst Hand zu bieten und bei allerhöchstem Hof gnädigst vor- stellig zu machen, wie ohnentbehrlich sowohl für die Stadt Freistadt als die herumlie- genden Pfarreien eine ohnumgänglich erforderliche Priesteraushilse ex fundo religionis sei." Der Bischof begleitete das Gesuch an den Kaiser unter dem 16. September ein und betonte, dass außer dem in einemWinkel gelegenen Stift Waldhausen im ganzen Viertel kein Kloster existiere; die Aufhebung würde also wider die Direktivregeln und die kai- serliche Absicht geschehen. Die Kapuziner in Freistadt wären noch zum größten Teil bei- sammen und hätten auch noch vermöge Regierungsbewilligung bis wenigstens Matthä- ustag beisammen zu bleiben, es wäre noch Zeit abzuhelfen. Das Kloster würde ohnedies von der Starhembergischen Familie, aus der es a. 1643 gegründet worden, unterhalten und die Kapuziner wären vermöge ihres Alters wohl zur Aushilfe, nicht aber zur bestän- digen und alleinigen Seelsorge tauglich; folglich müssten sie pensioniert werden. Nun könnte es doch dem Ärar gleichgültig sein, ob sie in Freistadt oder anderswo ihre Pen- sion genießen. Die Hofdekretation vom 23. September verfügte, dass es bei der anbefohlenen Re- duktion verbleibe. Der Exguardian kam als Lokalkaplan nach St. Pantaleon. Es fanden sich 400 fl. Stiftungskapitalien. Unter dem 14. Oktober berichtete das Kreisamt, dass das Kloster gänzlich geleert und gesperrt worden sei. Die Spezifikation der kirchlichen Gerätschaften wurde verfaßt und die übrige Einrichtung mit Ausnahme des Kuchelgeschirrs, das schon in das Linzer Kapuzinerkloster gebracht worden, an Ort und Stelle belassen, zur Bewachung der ehe- malige Sakristeidiener aufgestellt. Die Kirchensachen wurden in das Kirchendeposito- rium eingeliefert oder sogleich zur Einrichtung neuer Exposituren verwendet. Eine Lampe und Wäsche kamen an die Matthiaspfarre in Linz, die kleinen Glocken ins Kapu- zinerkloster zu Gmunden, ein Altar nach Herzogsdorf, Tabernakel und Orgel erbat sich der Pfarrer von Pramet. Auch die Pfarre Waldburg wurde daraus versehen. Die Verstei- gerung der Gerätschaften ergab 244 fl. 37 kr. Das im schlechten Bauzustand befindliche Kloster samt Kirche, Garten (mit schlech- ter gleba) und Waldl wurde an Frau Gräfin Rosa von Kinsky um 2000 fl. verkauft, ge- schätzt war das Klostergebäude samt Kirche auf 630 fl., der Garten mit dem Wald auf 900 fl. Das. beim Kloster benötigte Wasser war durch Röhren über fremde Wiesen geleitet; die Besitzer, die bisher aus gutem Herzen die Eingrabung der Röhren gestattet hatten, verlangten vom Käufer eine billige Wasserleitungsgebühr, wurden aber, da sie nicht

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