Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

224 der hl. Wolfgang gestorben (und sein Herz beigesetzt) war. 1861 regte der Weltpriester Johann Lamprecht den Gedanken an, eine Kapelle zu Ehren des hl. Wolfgang an dieser denkwürdigen Stelle zu erbauen. Am 8. Dezember 1873 erließ einen Aufruf hiezu der Weltpriester Karl Kettl; dieser nahm auch schon die Gründung eines neuen Franziskanerklosters in Aussicht. Mit Kaufvertrag vom 2. Februar 1874 erwarb Kettl das Bäckerhaus und das gesamte Anwesen von Donabauer. Am 28. September 1878 verkaufte er einige Parzellen, so dass für das zu erbauende Franziska- nerkloster nur das Stöckl und der Garten (1 Joch 1112 □ Kl.) verblieben und der Acker (1 Joch 534 □ Kl.). Kettl begann zunächst mit dem Bau einer Kirche zu Ehren des hl. Wolfgang. Am 15. Oktober 1879 wurde sie vom Bischof Franz Josef Rudigier konsekriert. In das Mostpresshaus waren bereits am 28. Mai 1879 ein Laienbruder aus der Nord- tiroler Franziskanerprovinz und ein Klosterdiener eingezogen. 1884 war der Ausbau der Kirche und des Klosters vollendet. 1893 wurde die Kirche nach gänzlicher Fertigstellung der inneren Einrichtung und Ausschmückung vom Bischof Franz Maria Doppelbauer konsekriert. Sie erhebt sich über dem Sterbeplatz des hl. Wolfgang: 1894 wurden Forschungen nach diesem angestellt; bei Nachgrabungen, die vom Presbyterium aus in das Langhaus vorgenommen wurden, stieß man in 3 Meter Tiefe auf eine kleine Gruft: die Stelle beglaubigte sich als die gesuchte durch das Zutref- fende mit den Berechnungen nach alten Notizen, durch die Tradition des Volkes, insbe- sondere dadurch, dass der oben (S. 219) erwähnte Marmordeckstein auf die Gruft ge- nau passte. Die Marmorplatte befindet sich gegenwärtig hinter dem Hochaltar. Die kupferne Kapsel mit dem Herzen des hl. Wolfgang wurde nicht gefunden; sie soll bei der Aufhebung des Klosters, bzw. bei Zerstörung der Kirche in die Pfarrkirche zu Hartkirchen gebracht und hinter einem Seitenaltar beigesetzt worden sein. Durch Kaufvertrag vom 19. August 1879 ging Kloster und Kirche Pupping von Kettl auf den Diözesan-Hilfsfond über. Das neue Kloster wurde auf den Grundmauern des alten gebaut, diesem in Gestalt und Größe fast durchaus gleich; nur der nördliche Trakt ist um zirka 2 Meter weiter hereingesetzt worden. Das hochbeglückte gläubige Volk brachte den Franziskanern, was es aus dem Kloster hatte, zurück: so den Marmorbrunnen im Refektorium aus dem Jahr 1710 (MVnDa peCCata tVa), ein merkwürdiges großes Vorhängeschloss, Bilder, die nun in den Klostergängen hängen, alte Bücher, die wieder in der Bibliothek ihren Platz gefunden haben. 1885 wurde das Noviziat der Nordtiroler Franziskaner ins Puppinger Kloster verlegt. Nun noch über einige hie und da sich findende Gegenstände aus dem alten Franzis- kanerkloster. Der weiße Festornat und eine Monstranz in der Kirche zu Aschach stam- men aus diesem; wahrscheinlich auch eine Monstranz in Heiligenberg. In die Pfarrkirche zu Hellmonsödt, die 1804 gänzlich ausgebrannt war, übergab Blasius Donabauer, Bäckermeister in Pupping, einen noch fast ganz neuen und sehr schönen Hochaltar um den „höchst geringen Preis" von 250 fl. mit der Verbindlichkeit eines Jahramtes (Stiftbrief vom 1. Oktober 1804). Der Altar war in der Franziskanerkir- che gewesen, das Altarbild, bezeichnet mit „Altomonte 1758", stellt den hl. Antonius dar; da aber die Hellmonsödter Pfarrkirche dem hl. Alexius geweiht ist, malte man dem

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