Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

225 Antonius eine Muschel auf die Achsel, ein Fläschchen an die Seite, dazu Hut und Pilger- stab. Bei der Lizitation der Gerätschaften kamen als „Holz" auch die lebensgroßen Sta- tuen des hl. Antonius und des hl. Franziskus zur Versteigerung; beide erstand mitsamt dem Dachstuhl der Lederer Anton Kalb in Eferding. Der Dachstuhl wurde in das um jene Zeit neugebaute Haus Nr. 10 in der Vorstadt eingefügt; bei einem Gewitter 1847 schlug der Blitz ein, zerfetzte den Dachstuhl, ohne jedoch zu zünden oder irgendwelchen Scha- den anzurichten. Die Statue des hl. Franziskus war so verletzt, dass sie nicht erhalten werden konnte; die des hl. Antonius wurde in ihrem oberen Teil wieder sehr schön her- gestellt und in einer Nische im oberen Stockwerk des dem Käufer gehörigen Hauses Nr. 9 Vorstadt angebracht und durch eine Novene vor dem Fest des Heiligen seitens der Nachbarschaft verehrt. Der Sohn des Anton Kalb, Andreas, bewog, dem Tod nahe, den Bauer Hans Huemer „in Stiegelhöfen" (in der Nähe der jetzigen Eisenbahnstation) eine Kapelle zu bauen, wozu die Familie Kalb Mittel bot; die Statue wurde darin aufgestellt und ist jetzt Gegenstand großer Verehrung; an der Novene im Jahr 1905 nahmen über 100 Personen teil. 55. Errichtung von Pfarren aus den Benefizien des Stiftes Spital und Auf- hebung der Kapuzinerklöster in Wels und Urfahr. Verhältnismäßig leicht und für die Regierung angenehm vollzog sich die Aufhebung der Kapuzinerklöster im Jahr 1785: Die tauglichen Patres wurden ohne Schwierigkeit in die Seelsorge ausgesetzt, die untauglichen in ein anderes, vorzüglich in das Kloster zu Linz konzentriert. Nachdem die Klöster geleert waren, wurden die Fahrnisse versteigert, die Klöster gesperrt und (1786) der Verkauf der Realitäten vorgenommen. Die Klöster zu Wels, Urfahr und Ried wurden mit ihren Kirchen zur Pfarre gemacht, an letzterer auch die Kapuziner als Seelsorger angestellt. Unter dem 23. August 1784 hatte Josef Treml, damals noch Pfarrer in Gunskirchen, von Linz aus an den Propst des Stiftes Spital geschrieben: „In meinen Geschäften (er wurde unmittelbar darauf zum Domherrn ernannt) bin ich heute zu Linz und da hörte ich, dass das Benefizium zu Wels in eine Pfarre sollte umgestaltet werden, mit dem Zu- satz, dass, wenn Euer Gnaden nicht baldigst einen von dem Stift dahin präsentieren würden, die Gefahr wäre, dass das Benefizium samt der neuen Pfarre in fremde Hände fallen dürfte, und dass man zugleich Vonseiten des k. k. Kreisamtes den Vorschlag auf den Herrn Kanonikus Mayr hätte." Treml bittet den Propst untertänigst den Herrn Kanonikus Mayr zu präsentieren, weil derselbe wegen seiner guten Grundsätze und auch guter Art zu predigen in der Nähe der Lutherischen sehr geschickt sein würde, „ich werde Ursache haben stolz zu sein, wenn Euer Gnaden auf dieses mein untertänigstes Schreiben ein gnädiges Augen- merk haben." Der Propst adressiert seine Antwort vom 1. September 1784 nicht mehr an den Pfar- rer von Gunskirchen, sondern schon an den hochwürdigen hochedelgeborenen hoch- geehrten, sonders hochverehrendsten Herrn Domkapitular allerschätzbarsten Herrn... Er hat die Behörden bereits auf gewisse Vorbehalte in der Stiftung hingewiesen, die

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